Landrat i.R. Peter Dombrowsky und Gudrun Dölker von der Lebenshilfe mit Referentin Barbara Weyler (Mitte) Foto: Volkshochschule Foto: Schwarzwälder-Bote

Expertin aus Freiburg informiert über Verhaltensweisen und besondere Bedürfnisse

Kreis Freudenstadt. Seit 22 Jahren ist Heil- und Sonderpädagogin Barbara Weyler Autismusbeauftragte am staatlichen Schulamt Freiburg. An ihrem in dieser Zeit erworbenen umfassenden Wissens- und Erfahrungsschatz ließ sie das voll besetzte Auditorium in der Caféteria des Krankenhauses Freudenstadt teilhaben.

Gekommen war die Fachfrau auf Einladung des Vereins Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung und der Kreisvolkshochschule. Landrat i.R. Peter Dombrowsky als Schirmherr der Vortragskooperation wies eingangs auf die Notwendigkeit hin, sich über Autismus zu informieren, um so Betroffenen besser gerecht werden zu können.

Barbara Weyler stellte klar: "Autismus ist nicht heilbar, aber seine Symptome können gemildert werden". Die Ursachen für die Entstehung des Autismus sind nicht eindeutig geklärt. Angenommen werden Erbeinflüsse, Veränderungen im Bereich des Stoffwechsels, der Hormone und im Bereich der Nervenbotschaften. Dazu kommen Hirnfunktionsstörungen als Veränderungen der Reiz- und Signalverarbeitung und zentrale Störungen in der Wahrnehmungsverarbeitung. Drei bis vier mal mehr Jungen als Mädchen sind von autistischen Störungen betroffen. Autistische Störungen beginnen bereits im frühen Kindesalter und wirken sich auf alle Entwicklungsbereiche aus. Im Zentrum stehen schwere Beziehungs- und Kommunikations-störungen. Es kommen Störungen in der sozialen Interaktion dazu und ein Unvermögen zu flexiblem Handeln.

Vehement warb Barbara Weyler um Verständnis für die Betroffen en. Sie informierte Lehrkräfte, Eltern und Schulklassen über die besonderen Bedürfnisse autistischer Kinder und deren spezielle Verhaltensweisen. So eröffnete sie die Möglichkeit, dass diese vielfach am Regelunterricht teilnehmen können. "Autistische Kinder lernen anders", so die Sonderpädagogin. "Es ist nötig, klar und deutlich in den Botschaften zu sein, sonst verstehen sie sie nicht."

Das soziale Miteinander empfinden autistische Kinder als anstrengend. Barbara Weyler ist es ein Anliegen, Autismusbetroffene nicht in Sonderschulen zu drängen, sondern entsprechend ihren individuellen Begabungen zu unterrichten. Sofern nötig, besteht für die Kinder ein Anrecht auf Schulbegleitung. Die Autismus-Spektrum-Störung, wie die Erkrankung heute meist genannt wird, beinhaltet ganz unterschiedliche Störungs-Schweregrade und viele verschiedene Symptome. Zur gesicherten Diagnostik der Krankheit sind längerfristige Beobachtungen durch erfahrene Ärzte und Psychiater erforderlich.

"Der Autismus ist keine Hölle. Die Hölle entsteht erst durch eine Gesellschaft, die sich weigert, Menschen zu akzeptieren, die anders sind als die Norm", so schreibt die autistische Autorin Jasmine Lee O’Neill in ihrem 2001 erschienenen Buch "Autismus von innen".