Seit dieser Sommerrunde wird nach Leistungsklassen gespielt – mit tendenziell positiver Resonanz

Von Kai Gläserund Gerd Braun

Während die jungen Profi-Tennisspielerinnen beim BMW-AHG-Cup in Bildechingen um Weltranglistenpunkte kämpfen, sammeln die Hobby-Spieler seit diesem Jahr um Punkte für die neu eingeführte Leistungsklasse.

Die erste nach dem vom WTB neu eingeführten Modus ausgespielte Sommerrunde ist praktisch vorüber, und die ersten Erfahrungen sind in der Summe durchaus positiv.

Wolfgang Fritz, Sportwart im Tennisbezirk sieben, freute sich beispielsweise aktuell über eine rund 30 Prozent höhere Beteiligung an den baden-württembergischen Seniorenmeisterschaften und führt diesen Erfolg nicht zuletzt darauf zurück, dass Turniere jetzt auch Punkte für die Einstufung in die Leistungsklasse bringen, zurück.

Nach dem neuen Modus bekommen alle Spieler Punkte für Siege in der Verbandsrunde – und das sind umso mehr, je höher der jeweilige Gegner eingestuft ist. Um die Klasse zu halten, bedarf es einer gewissen Punktausbeute. Verfehlt ein Spieler diese, so kann er bis zu zwei Klassen sinken; mit einer hohen Punktzahl kann er während einer Saison, in die auch die Winterhallenrunde hineinzählt, aber auch um bis zu fünf Klassen klettern.

In 16 von 18 Landesverbänden der Republik wird inzwischen nach dem Leistungsklassen-Prinzip gespielt. Den Sinn dieser Regelung erklärt Wolfgang Fritz in erster Linie damit, dass die Mannschaften bei der Aufstellung für ihre Verbandsspiele nicht mehr schummeln können. Doch es gibt noch ein paar andere sinnvolle Aspekte.

So sollte die Praxis, Matches in der Verbandsrunde "herzuschenken", wenn der Mannschaftssieg bereits feststeht, zumindest seltener Anwendung finden. Da viele Tennisspieler nicht mehr als vier oder fünf Begegnungen pro Saison haben, sind sie gefordert, ihre Chancen zu nutzen.

Spieler, die sich dazu entscheiden, "Hausaufgaben" zu machen, können bei Turnieren zusätzlich etwas für ihr "Ranking" tun. Vom Bezirk sieben, weist Sportwart Fritz hin, gibt es in dieser Saison drei Leistungsklassen-Turniere. In Ebingen und Tuttlingen können Spieler zusätzliche Punkte sammeln – und bei der Stadtmeisterschaft in Horb.

Frercks Hartwig, Direktor für das nach der reinen Zahl der Matches größten Turniers im Bezirk, ist bereits in der Vorbereitung der Meisterschaften, die heuer in der zweiten Septemberwoche beim TC Dettingen stattfinden.

Hartwig, selbst Spieler und Tennistrainer, begrüßt die neue Regelung im Großen und Ganzen. Er hat das Gefühl, dass die Spieler mehr Motivation haben und sieht es als Vorteil, dass Gegner meist einer ähnlichen oder gar gleichen Leistungsklasse angehören. Im Reiz, zusätzlich zur Verbandsrunde noch Turniere zu spielen, sieht er einen weiteren positiven Aspekt.

In der Praxis, meint der Dettinger, werde es aber wohl noch eine gewisse Zeit dauern, bis die Kategorisierung so weit gefestigt ist, um eine weitestgehende Objektivität sicherzustellen. Etwas fragwürdig ist etwa auch für ihn, dass Spieler selbst dann "absteigen" können, wenn sie alle Verbandsspiele gewonnen haben – sofern sie ausschließlich schwächer eingestufte Gegner hatten.

In Spielerkreisen wird das Leistungsklassen-Prinzip durchaus begrüßt, sieht man einmal von den "Nachwehen" der Geburt ab. Aktuell ist man, wie man hört, auf der WTB-Geschäftsstelle ziemlich stark gefordert, sämtliche relevanten Daten zu erfassen. Wenn alles vollends abgeschlossen ist, können die Spieler online ihre Leistungsklasse abrufen.

Damit die Übermittlung der Daten bei den Horber Stadtmeisterschaften auch reibungslos funktioniert, bekommt Frercks Hartwig noch ein Upgrade seines aktuellen Turnierprogrammes, das dann unter anderem die Daten automatisch übermittelt.

In zwei bis vier Jahren dürften, so sollte man nach der ersten Stimmungslage meinen, die ersten negativen Aspekte aufgelöst sein und die Spieler sich an das System gewöhnt haben.