Sich gegen ältere Spieler zu behaupten, das hat Bujar Shala (Mitte) von der Pike auf gelernt. Foto: Heidepriem Foto: Schwarzwälder-Bote

FußballSeit Bujar Shala Spielertrainer beim SV Baisingen ist, treibt er einen Generationenwechsel voran

Von Tim Geideck

Kontinuität in Baisingen: Bujar Shala hat für eine weitere Saison als Spielertrainer beim SVB zugesagt. Der 30-Jährige will den Generationswechsel im Team vorantreiben – und dabei die Erfahrung seiner ungewöhnlichen Biografie einbringen.

22 Jahre alt war Shala, da stand er schon das erste Mal als Spielertrainer auf dem Rasen. Für ihn eher unvorhergesehen kam sein damaliger Verein, der SV Eutingen, auf ihn zu und unterbreitete ihm das Angebot. Shala nahm an. "Die Herausforderung hat mich einfach gereizt", erinnert er sich. Dass er in Eutingen plötzlich Mitspieler coachte, die mehr als zehn Jahre älter waren als er, störte ihn nicht: "Mit dem Alter hatte ich keine Probleme. Ich bin ein Typ, der sagt: Wenn ich etwas mache, dann ziehe ich das durch. Und wir haben in Eutingen ja große Erfolge gefeiert, sind in die Kreisliga A aufgestiegen und fast auch in die Bezirksliga."

Sich gegen ältere Spieler zu behaupten, das hat Shala von der Pike auf gelernt. Als Zehnjähriger kam er mit seiner Familie vom Kosovo nach Deutschland und spielte in der Jugend beim TSV Haiterbach. Der Verein hatte damals keine eigene B-Jugend, sondern nur eine Spielgemeinschaft mit umliegenden Orten. Den weiter entfernten Weg zum Training scheute Shala jedoch, sprang von der C- direkt in die A-Jugend und bot mitunter drei Jahre älteren Gegenspielern die Stirn.

In seinem eigentlichen zweiten B-Jugend-Jahr schloss sich Shala dann aber der Talentschmiede des TuS Ergenzingen an. Sieben Jahre lang blieb er in dem Rottenburger Stadtteil und stieg unter anderem mit den Aktiven in die Landesliga auf, ehe er nach einem Kreuzbandriss eine einjährige Pause einlegte. "Ich musste durch die Verletzung den Kopf freibekommen", erklärt Shala den Schritt, der ihn von Ergenzingen schließlich Abschied nehmen ließ. Nach drei Jahren in Eutingen begann für den Kosovaren die Vagabunden-Zeit, bei der er in Nagold, Göttelfingen, Holzgerlingen und Empfingen Station machte.

In Baisingen hat Shala zu Beginn dieser Saison zu seinen Wurzeln als Spielertrainer zurückgefunden – nicht mehr als Greenhorn, sondern als erfahrener Mann, der die Abläufe in verschiedenen Vereinen kennengelernt hat. Trotzdem: Nun wieder Verantwortung als Trainer übernehmen zu müssen, daran musste er sich erst gewöhnen. "Mir fehlte ein wenig die Routine“" räumt der 30-Jährige ein und betont: "Spieler und Spielertrainer, das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe." Die Entscheidung, in Baisingen anzuheuern, bereut er allerdings nicht: "Mir macht das Spaß, meine Erfahrung an jüngere Spieler weiterzugeben. Ich war viel unterwegs, habe viel gesehen. Für mich ist das wichtig, jetzt mal Ruhe zu finden."

Fest vorgenommen hat sich Shala, den Generationswechsel beim SVB voranzutreiben. Sehr wohl weiß er, dass der Anspruch des ehemaligen Bezirksligisten hoch ist und man sich in Baisingen gerne an die Namen der erfolgreicheren Tage erinnert. Trotzdem: Auch seine jüngeren Spieler hätten das Potenzial, in diese Fußstapfen zu treten. "Man muss ihnen eine Chance geben. Die Jungs sind voll bei der Sache", unterstreicht Shala und nimmt seine Spieler in Schutz: "Wir machen keine einfache Zeit durch, weil wir unsere Punkte nicht eingefahren haben. Gegentore aus dem Nichts, wir werden momentan für kleinste Fehler bestraft."

Wichtig ist für Shala nun erst einmal, so schnell wie möglich die nötigen Punkte zu holen, um mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun zu haben. "Nächste Saison wird das alles ein bisschen anders laufen", kündigt der Spielertrainer bereits an, schließlich hat er den SVB in dieser Saison relativ kurzfristig zwei Wochen vor Ende der Transferperiode übernommen.

Beim SV Baisingen weiß man indes, was man an Shala hat. Von sich aus ist die Vereinsführung an den Spielertrainer mit der Bitte herangetreten, um ein Jahr zu verlängern. Fußballabteilungsleiter Oliver Kroll lobt: "Wir schätzen seine Arbeit und seine Offenheit. Das funktioniert sehr gut zwischen Trainer und Mannschaft, trotz des Tabellenplatzes."