In ihren Zimmern haben sich die Asylbewerber bereits eingerichtet. Foto: Adrian

27 Männer in Haus in Musbacher Straße begrüßt. Großes Interesse der Anwohner. Freundeskreis bietet Unterstützung an.

Freudenstadt - Mit einem Willkommensgruß und einem Tablett voll Trauben und Süßigkeiten begrüßte Waltraud Hoffmann vom Freudenstädter Freundeskreis Asyl 27 neu angekommene Asylbewerber, die im frisch renovierten Mehrfamilienhaus in der Musbacher Straße 51 eine Bleibe gefunden haben.

Mit von der Partie waren auch Anwohner der Musbacher Straße, die ihre Nachbarn kennenlernen wollten und großes Interesse und besondere Hilfsbereitschaft zeigten. Am 12. August waren die jungen Männer in das Wohnheim eingezogen, zehn von ihnen stammen aus Eritrea, 17 aus Gambia.

Die Männer sind zwischen 18 und 42 Jahre alt. Ihre Flucht bis nach Freudenstadt nahm lange Zeit in Anspruch, war zu hören, teilweise waren sie bis zu zwei Jahre unterwegs, haben viele Fußmärsche hinter sich gebracht und sich in anderen europäischen Ländern eine Zeit lang aufgehalten.

Alle Männer sind schon bei der Ausländerbehörde des Landratsamts registriert, das Eingliederungsverfahren läuft. Während des gemeinsamen Rundgangs durch die neue Bleibe zeigten sich die Männer stolz und glücklich über die Räume. Die Zimmer sind hell gestrichen, bequeme Betten bieten vier, drei oder zwei Bewohnern Schlafmöglichkeiten. So manche Einrichtungsgegenstände wie Tische oder Stühle sind noch nicht ausreichend vorhanden.

Spontan beschlossen die Mitglieder des Freundeskreises Asyl für die Fenster, an denen noch Vorhänge fehlen, preisgünstige Rollos anzuschaffen, um einen Sichtschutz zu gewährleisten. Jedes der drei Stockwerke verfügt neben den Schlafräumen über eine Küche, in der gemeinsam gekocht werden kann und einen Gemeinschaftsraum. Auch für ausreichende Sanitäreinrichtungen ist gesorgt. So hat der Landkreis eine Grundlage geschaffen, damit die Männer angemessen leben können.

Nachbar Lutz Weinbrecht, der sich bereits aktiv für die jungen Asylbewerber einsetzt und gerade von einer gemeinsamen Stadtbesichtigung zurückkam, schlug vor, einen großen Stadtplan von Freudenstadt anzuschaffen und an der Wand eines der Gemeinschaftsräume aufzuhängen, damit alle sich selbst orientieren können.

Der Wunsch, der alle Bewohner des Hauses eint, ist ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in der Bundesrepublik. Während die jüngeren Männer auf der Suche nach Ausbildungsplätzen sind, weisen die etwas älteren bereits abgeschlossene Berufsausbildungen vor. So erzählten sie stolz, dass sich ein Zahnarzt unter ihnen befindet, ein Polizist, der für die Security gearbeitet hat, und mehrere Mechaniker, Elektroniker und einige Farmer.

Ein großes Problem wird wohl das Erlernen der deutschen Sprache sein, das ganz oben auf der Prioritätenliste steht. Die Verständigungsprobleme werden dadurch gemildert, dass sich die Meisten auf Englisch verständigen können. So beschloss die Besuchergruppe, sofort mit dem Landratsamt und der Volkshochschule Kontakt aufzunehmen wegen der angestrebten Kurse. Drei Lehrkräfte waren bereits anwesend, die ihre Hilfe und Mitarbeit anboten. Bewegend war es mitzuerleben, als sich zwei Brüder nach zweijähriger Trennung in Freudenstadt wieder trafen. Der ältere Bruder lebt in Dortmund. Ihm hatte man gestattet, den jüngeren, gerade in Freudenstadt eingetroffenen, Mann zu besuchen.

Die Asylanwärter wünschen sich an sportlichen Aktivitäten in Freudenstadt teilnehmen zu dürfen, um neben dem Lernen auch Kontakte zur Bevölkerung und zu anderen Jugendlichen knüpfen zu können. Der Freundeskreis Asyl entstand aus der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Freudenstadt und bietet Unterstützung für alle Asylbewerber. Auch die islamische Gemeinde in Freudenstadt will helfend zur Seite stehen.

Ab Oktober soll es einmal im Monat ein organisiertes Asylcafé im Gemeindehaus der Martinskirche geben, zu dem alle Asylbewerber Freudenstadts eingeladen werden, ebenso wie die am gemeinsamen und friedlichen Zusammenleben interessierte Bevölkerung, teilte Lutz Weinbrecht mit. Start ist am 10. Oktober um 14 Uhr.