Am Freitagmorgen standen Polizei und Feuerwehr vor der Moosstraße in Freudenstadt, wo der Mann wohnt, der den Anschlag auf den BVB-Bus verübt haben soll. Foto: Müller

Mutmaßlicher Attentäter kommt aus Freudenstadt. Festnahme auf dem Weg nach Tübingen. Mit Video

Freudenstadt/Rottenburg - Freudenstadt unter Schock: Der mutmaßliche Attentäter auf den Bus von Borussia Dortmund, Sergej W., kommt aus Freudenstadt.

Am Freitagmorgen standen Polizei und Feuerwehr vor der Moosstraße in der Nähe des Stadtbahnhofs. Auch Oberbürgermeister Julian Osswald war vor Ort, wie er unserer Zeitung telefonisch bestätigt. "Für weitere Auskünfte verweise ich auf die Bundesanwaltschaft", so der Freudenstädter OB.

In dem großen gelben Haus wohnen viele Parteien. Auch eine Anwaltskanzlei und eine Autovermietung befinden sich im Gebäude.

Festgenommen wurde der 28-Jährige am Freitagmorgen auf dem Weg nach Tübingen, wo er arbeitet. Spuren führen auch nach Rottenburg, wo es in einem Wohngebiet einen größeren Polizeieinsatz gab. Laut Bild soll der Zugriff früh morgens geschehen sein. Das Bundeskriminalamt hatte die ganze Nacht das Wohnhaus in Rottenburg observiert. Dort soll der 28-Jährige nach Informationen unserer Zeitung zur Untermiete wohnen. Um 5.16 Uhr habe Sergej W. das Haus verlassen, sich in sein Auto gesetzt und sei zur Arbeit gefahren. Drei Zivilstreifen hätten sich an ihn geheftet und dann kurz vor seiner Arbeitsstelle in Tübingen zugegriffen.

Die Familie, die in dem Rottenburger Haus wohnt, lebt laut Bürgermeister Thomas Weigel schon seit Jahren in Rottenburg und sei bisher nicht aufgefallen. Der 28-Jährige sei weder in Rottenburg gemeldet, noch arbeite er dort. Auch in Haiterbach im Landkreis Calw hat es laut Landes-Innenministerium einen Polizeieinsatz gegeben.

Sergej W. soll technisch versiert sein. Auf der Heinrich-Schickardth-Schule in Freudenstadt wurde ihm 2015 ein Schulpreis für Elektrotechnik für seine besonderen Leistungen überreicht.

Die Bild-Zeitung vermeldet, dass noch eine weitere Spur nach Freudenstadt weist. Der Mietwagen, mit dem der Sprengstoff nach Dortmund transportiert wurde, sei in Freudenstadt angemietet worden. In der beschaulichen Kleinstadt im Nordschwarzwald sitzt der Schock tief. Auch bei Ahmet Teker. Der 43-Jährige kennt den Verdächtigen, die Eltern des 28-Jährigen wohnen in dem langgestreckten Gebäude in der Moosstraße, vor dem auch am Freitagnachmittag noch ein Großaufgebot der Polizei parkt. Teker ist dort Hausmeister. Sergej W. habe bei seinen Eltern gewohnt, erzählt er. "Nette, ruhige Leute."

Auch W. habe auf ihn stets freundlich gewirkt. Nett, unauffällig, ordentlich gekleidet, einer "der sein Geld ehrlich verdient". Kein Mensch, der den Tod anderer leichtfertig in Kauf nimmt - aus Profitgier. Doch genau das soll W. getan haben. "Ich hätte sowas nie von ihm gedacht", sagt der Hausmeister. In seiner Stimme schwingt Fassungslosigkeit mit. Seit er von der Verhaftung erfahren hat, macht er sich Gedanken über das Warum. Gerade komme er vom Freitagsgebet, auch dort sei die Festnahme Thema gewesen, erzählt er. Gerüchte über Sportwetten hätten die Runde gemacht, mit denen sich der junge Mann hoch verschuldet hätte. "Aber ich will nicht spekulieren", sagt Teker. Langsam geht er zurück an seinen Arbeitsplatz, zurück zum Haus in der Moosstraße wo ein Kamerateam von RTL wartet.

Ein mutmaßlicher Bombenbauer mitten in Freudenstadt? Das hinterlässt bei vielen Passanten ein ungutes Gefühl. "Plötzlich ist das alles so nah da", meint eine Frau, die namentlich nicht genannt werden will. Und die damit auf den Punkt bringt, was viele Freudenstädter derzeit umtreibt: Das Sicherheitsgefühl hat einen Riss bekommen. Nachts noch mit dem Hund rausgehen? "Da schaut man sich jetzt schon zweimal um", sagt ein Passant.

 

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