Im vollbesetzten Ratssaal feierte OB Julian Osswald (links) mit viel Prominenz seinen Geburtstag. Foto: Wiegert

Lob für Strippenzieher und Alpha-Tier Julian Osswald. 120 Gäste folgen Einladung in Ratssaal.

Freudenstadt - Oberbürgermeister Julian Osswald feierte seinen 50. Geburtstag, und Freudenstadt feierte Osswald. Sieht man die Grußworte beim Empfang anlässlich seines Geburtstags als eine Art Politbarometer, dürfte es ein Gegenkandidat bei der OB-Wahl im nächsten Jahr schwer haben.

Seit siebeneinhalb Jahren lenkt Osswald nun die Geschicke Freudenstadts, und er will es auch weiterhin tun. "Das Bürgermeisteramt ist das schönste Amt, das ich mir vorstellen kann", versicherte er am Montag den rund 120 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft beim Empfang im Rathaus. "Diese Stadt liegt mir am Herzen", versicherte Osswald in seiner Ansprache. Viele Gratulanten attestierten ihm einen guten Job in Freudenstadt.

Allen voran sein Stellvertreter und Bürgermeister Gerhard Link, für den sein OB etwas Besonderes ist: "Es gibt Nadelwald, Laubwald, Plenterwald – und einen Osswald in Freudenstadt", scherzte er und schwärmte von der Aufbruchstimmung in der Stadt, für die der Rathauschef in den vergangenen Jahren gesorgt habe. Gemeinderat und Verwaltung seien von ihm dabei ordentlich in Anspruch genommen worden, so Link mit Blick auf die zahlreichen Maßnahmen, die Osswald realisiert oder noch in der Pipeline hat.

Bei all den Projekten sei er ein straffer Verhandlungsführer gewesen, dem es immer wieder gelungen sei, seine Meinung überzeugend in eine Mehrheit des Gremiums umzuwandeln, so Gerhard Link über Julian Osswald. Manchmal, so scherzte der Stellvertreter, hätte man dabei durchaus den Eindruck gewinnen können, dass der Abiturient Osswald einst im Geschichtsunterricht bei den Themen Monarchie und Präsidialdemokratie aufmerksamer zugehört hat als beim Thema parlamentarische Demokratie. Dennoch: "Der Gemeinderat und wir in der Verwaltung sehen ihn immer als entscheidungsfreudig und doch abwägend", so Link. Aus dem Nähkästchen plauderte Osswalds Sekretärin Ingrid Haas, die mit ihrem Chef auch im "verflixten siebten Jahr" glücklich ist: "Wenn er Kräne in der Stadt sieht, geht ihm das Herz auf", verriet sie den Gästen, und überreichte Osswald symbolisch einen Kuchen mit dem Motiv von "Bob der Baumeister".

Wie das Kaninchen aus dem Hut sei Osswald vor acht Jahren auf der Wahl-Bühne erschienen, erinnerte Stadtrat Wolfgang Tzschupke in seinem Grußwort. Mit seiner gewinnbringenden Art und seinem frohen Lachen habe er damals aber binnen kurzer Zeit alle um den Finger gewickelt. Doch der Fraktionschef der Freien Wähler schlug auch kritische Töne an: "Du bist bekannt als überaus erfolgreicher Strippenzieher – einen Ausgleich zwischen gegensätzlichen Meinungen zu finden, gelingt Dir dann doch nicht immer", bilanzierte Tzschupke.

Mitunter verführe sein großes Selbstbewusstsein Osswald auch zu nicht besonders diplomatischen Äußerungen, und Gemeinderäte, die hartnäckig hinterfragen, würden auch schon mal abgekanzelt. "Das ist zwar nicht die feine Art, aber ich muss gestehen, dass ich manchmal durchaus Verständnis dafür habe", räumte der Stadtrat ein. Unbestritten sei, dass der Rathauschef stets das Beste für die Stadt anstrebe, und dieses gemeinsame Ziel habe Osswald und das Gremium letztlich trotz mancher Meinungsverschiedenheit stets verbunden.

Als einen "Kommunalpolitiker mit Leidenschaft und Macher mit Visionen" beschrieb Landrat Klaus Michael Rückert den OB. Osswald verstehe es, für den Landkreis und die Stadt kräftig die Werbetrommel zu schlagen, und stecke mit seiner Begeisterung an. "Freudenstadt zuerst" sei sein Arbeitsmotto, was im Kreistag bei Themen wie der Kreisumlage auch schon mal zur harten Nuss werde, so der Landrat. Dass Freudenstadt hervorragend dastehe, habe die Stadt dem Gemeinderat zu verdanken und dem, der den Karren zieht, so Rückert. "Ich freue mich über die erneute Kandidatur und auf so manchen Doppelpass, der zum Torschuss wird", versicherte der Landrat dem OB.

Dass der Doppelpass mit Osswald nicht immer einfach sei, weil er auch zum Alleingang neige, verriet Heinz Hornberger in seinem Grußwort für die Bürgermeister im Kreis und den Kreistag. Der OB sei kein angepasster Kommunalpolitiker, sondern ein "Alpha-Tier", das aber auch Grenzen respektiere. Solche kommunalen Speerspitzen brauche man an der Basis, wo man mit der Realität der großen Politik konfrontiert werde, so Hornberger.

Viele Wählerstimmen im nächsten Jahr wünschte auch Personalratsvorsitzende Kerstin Harzer dem OB. "Wir freuen uns über einen Chef, der gerne hier arbeitet, und über die partnerschaftliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit", lobte sie.

Bürgermeister Ulf Stecher aus Heide gratulierte Osswald im Namen der Freudenstädter Partnerstädte auch zu seinem Gemeinderat. Der müsse ausgesprochen nett und geschmeidig sein, vermutete er, weil das Stadtoberhaupt mit 50 noch keine grauen Haare habe. Für die Wahl im nächsten Jahr wünschte sich Stecher, dass Osswald gewinnt: "Ich habe bei meiner Wiederwahl 88,2 Prozent bekommen – mach was draus", forderte er den Freudenstädter Kollegen auf.