Filmabend: Albrecht Lörcher berichtet von eigenen Erlebnissen in Griechenland

Freudenstadt. "Solange es Vaterländer gibt, drohen die Menschen Tiere zu bleiben, wilde Tiere", sagt Alexis Sorbas im gleichnamigen Roman von Nikos Kazantzakis. Unter diesem Motto stand auch der Filmabend, den der Förderverein der Musik- und Kunstschule Region Freudenstadt in Zusammenarbeit mit dem Subiaco-Kino veranstaltet hat.

Der zweite Vorsitzende des Fördervereins, Albrecht Lörcher, erläuterte dem Publikum die politische Dimension von Roman, Film und Musik. Alle drei Werke waren zur Zeit der Militärdiktatur in Griechenland verboten, und wer etwa dabei erwischt wurde, die Musik von Mikis Theodorakis zu hören, hatte mit einer Gefängnisstrafe zu rechnen. Der Komponist war verbannt und stand unter Berufsverbot. Die Militärregierung ertrug es nicht, dass der international bekannte Autor Nikos Kazantzakis jegliches regulierende System radikal ablehnte, selbst die Religionen. Dies habe dazu geführt, dass er 1954 vom orthodoxen Patriarchen und vom Papst exkommuniziert wurde.

Auch der Film des griechischen Regisseurs Mikis Kakogiannis aus dem Jahr 1964, der weitgehend der Romanvorlage folgt, wurde zensiert. Denn es ist nicht nur die Geschichte einer Männerfreundschaft und der Emanzipation eines verklemmten Bildungseuropäers, sondern eine harte Auseinandersetzung mit starren Traditionen und angeblich sinnstiftenden Systemen.

Die Traditionen, etwa des Vaterlandes oder der Blutrache, erweisen sich als zerstörerisch, die Philosophie scheitert an der Wirklichkeit und die konkrete Umsetzung der Religion ist entweder ein Narrentheater oder grausame Scheinheiligkeit. Da aber die Militärs in Griechenland traditionelle und nationale Werte hätten durchsetzen wollen, sagte Lörcher, sei ihnen der mit drei Oscars ausgezeichnete Film widrig gewesen.

Lörcher berichtete auch von eigenen Erlebnissen im Frühjahr 1967 in Griechenland, wo die Musik aus "Alexis Sorbas" allgegenwärtig gewesen sei und wie er am Tag vor der Machtergreifung bei einer Demonstration den Knüppeln berittener Polizei entkommen sei. Ab dem Tag darauf, dem 21. April 1967, habe dann die Zensur gegriffen. Parallelen zu Entwicklungen in verschiedenen europäischen Ländern würden sich geradezu aufdrängen, sagt Lörcher.