ParalympicsAndrea Rothfuss nach spannendem Duell Zweite im Riesenslalom / Tino Uhlig Staffel-Fünfter

Von Arno Schade

"Bronze zur Vervollständigung meiner Medaillensammlung will ich nicht. Ich kämpfe um mein zweites Gold!" Die Ansage von Andrea Rothfuss nach dem ersten Durchgang des gestrigen Riesenslaloms als letztem alpinen Wettbewerb der Winterspiele der Behinderten in Sotschi war deutlich. Am Ende reichte es zwar nicht ganz zum obersten Podest, aber auch mit ihrer zweiten Silbermedaille im Gepäck neben dem Sieg im Slalom konnte die 24-Jährige am Abend zufrieden an der Abschlussfeier teilnehmen.

Ganze 34 Hundertstelsekunden hatten die Loßburgerin nach dem ersten Lauf von der späteren Siegerin und damit vierfachen Goldmedaillengewinnerin Marie Bochet getrennt. Mit der Startnummer 1 ins Rennen gegangen, leistete sich Andrea Rothfuss in ihrer erklärten Lieblinsdisziplin bei erneut frühlingshaften Bedingungen einen Fehler bei der Einfahrt in den Steilhang, legte aber ansonsten eine starke Fahrt hin. Noch gravierender war der Patzer kurz vor der Zwischenzeit ihrer französischen Rivalin auf einer schwierig zu befahrenden Piste, die gerade noch ein Tor erreichte und Zwischenbestzeit sicherte.

"Im zweiten Lauf einen Fehler zu vermeiden", war das erklärte Ziel der Einstockfahrerin vor dem entscheidenden zweiten Lauf. Das konnte sie auch umsetzen und erreichte mit klarer Lauf- und Gesamtbestzeit vor der Französin Solene Jambaque (2:46,81 min) in 2:39,70 min das Ziel: Silber war Andrea Rothfuss sicher. Der Druck lag jetzt auf Marie Bochet, die ihm im Gegensatz zum Slalom auch standhielt und das spannende Duell in 2:38,34 min für sich entscheiden konnte.

Am Tag zuvor war der Traum des Baiersbronners Tino Uhlig von einer Medaille bei seinem letzten Paralympic-Start nicht in Erfüllung gegangen. Im letzten Jahr bei der WM in Solleftea noch auf Bronzeplatz drei, reichte es für das deutsche Trio gegen diesmal deutlich stärkere Konkurrenz zu Platz fünf.

Vor einer großen und stimmungsvollen Kulisse im Laura Cross Country Stadion hat Tino Uhlig dabei seine Aufgabe als Startläufer voll erfüllt. Der 37-jährige vom SV Mitteltal-Obertal zeigte als Führender beim ersten Wechsel ein beherztes Rennen und schickte Willi Brem mit einem Polster auf die Schwedin Helene Ripa von knapp 30 Sekunden auf die zweite Teilstrecke. "Ich hätte mir aber erhofft, dass ich dem Willi etwas mehr Vorsprung mitgeben kann", so Uhlig. Dem Routinier war dabei die Streckenführung sogar zu leicht: "Bei einer selektiveren Strecke hätte ich vielleicht mehr Vorsprung herauslaufen können."

Erst einmal konnte Willi Brem mit Guide Florian Grimm dann Rang eins behaupten und schickte nach einer ersten Teilstrecke mit einem Vorsprung noch rund 12 Sekunden schickte er die Biathlon-Goldmedaillengewinnerin Andrea Eskau auf die Reise. Die gebürtige Thüringerin legte sich zwar mächtig ins Zeug, aber die Konkurrenz rückte immer näher. Eskau fiel bis zum letzten Wechsel mit Rang vier knapp aus den Medaillenrängen. Bei der Abschlussrunde des von der Mannschaftsleitung zum Fahnenträger bei der Abschlussfeier bestimmten Willi Brem rutschte das Team von Bundestrainer Ralf Rombach dann noch hinter die Ukraine auf Rang fünf zurück.

Die in der Öffentlichkeit teilweise als Überraschung gewertete Nominierung des blinden Skiläufers und Biathleten aus Freiburg war dabei eher Normalität. Alpine und nordische Skisportler lösen sich bei Winter-Paralympics schon traditionell mit dieser Ehre bei Eröffnungs- und Schlussfeiern ab, wenn in anderen Sportarten keine deutschen Sportler an den Start gehen. Mit der Wahl von Willi Brem wurde zudem das sportliche Lebenswerk eines sechsmaligen Paralympicteilnehmers und mehrfachen Medaillengewinners gewürdigt. Die von vielen als Fahnenträgerin erwartete, bei den Monoskifahrerinnen mit dem gestrigen Riesenslalomerfolg fünffache Siegerin Anna Schaffelhuber hatte die Fahne zum Abschluss der Spiele 2010 in Vancouver getragen; bei der Eröffnungsfeier in Sotschi führte Andrea Rothfuss das deutsche Team an.