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Bunt, fröhlich und pure Lebensfreude: exotisches Flair im Nordschwarzwald. Mit Kommentar

Freudenstadt - Trotz Diskussionen im Vorfeld herrschte am Wochenende nicht nur tolles Wetter, sondern auch Afrikafeeling in Freudenstadt.

Das Afrikafest hatte mit einem bunten Festival und Basar zum 17. Mal auf dem Marktplatz seine Zelte aufgeschlagen und lockte Besucher von Nah und Fern nach Freudenstadt. Auf dem oberen Marktplatz herrschte zwei Tage lang ein farbenfrohes Treiben mit Marktgeschehen und einem lebhaften afrikanischen Kulturprogramm.

70 Marktbeschicker vom schwarzen Kontinent hatten ihre Stände aufgebaut und boten den Besuchern eine große Auswahl an einfallsreichen und kreativ gefertigten Deko- und Gebrauchsgegenständen. Am Samstagvormittag eröffnete Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel (CDU) das Afrikafest wieder ganz offiziell. Im Beisein von Kurdirektor Michael Krause sowie Susanne und Gunter Albert von der Kulturinitiative begrüßte er von der Festbühne aus die Gäste.

Das Fest sei eine Besonderheit, sagte Fuchtel. Es habe eine gute Tradition und ein Alleinstellungsmerkmal, denn die Kulturinitiative habe den "schwarzen Kontinent" schon vor 17 Jahren ins Blickfeld genommen, früher als viele andere. Auch die Bundesregierung habe beschlossen, Afrika stärker zu unterstützen. Der anstehende G20-Gipfel werde ganz im Zeichen von Afrika stehen Deutschland kommt nicht nur mit Technik und Geld, sondern auch mit Herz, sagte der Staatssekretär weiter und dankte den Festorganisatoren für ihren "großartigen Einsatz", trotz aller Probleme und Bürokratie, die so eine Veranstaltung mit sich bringe.

In das Musikprogramm am Samstag starteten die westafrikanische Band "Sunucraft" und die Trommelgruppe "Dimbaaya", die ursprünglich aus Gambia kommt. Mit Rhythmus, Tanz und afrikanischer mitreißender Musik sorgten sie für Festivalstimmung. Adama Yé aus Burkina Faso zog mit seinen selbst gemachten überdimensionalen Puppen über den Markt. Die Stände lockten mit einem vielseitigen Angebot von afrikanischen Waren. Die beiden Brüder Toma Sow und Ibra Sow hatten bunte Sandbilder aus dem Senegal mitgebracht. Amal Kourache aus Marokko zauberte Henna-Tattoos auf die Arme und Beine der Gäste und auch dekorative Zopffrisuren standen im Angebot. Lampen, Silberketten mit Perlen, Lederwaren, farbenfrohe Tunikas und bunt gemusterte Kleidung sowie eine Vielzahl von Taschen und Korbwaren standen im Angebot der Händler. Kleine Speckstein-Handschmeichler und große geschnitzte Masken und Tiere konnten ebenso gekauft werden wie Fahrzeuge aus alten Dosen.

Den Marktbesuchern stand auch eine reichhaltige Speiseauswahl zur Verfügung. Sie konnten unter anderem zwischen Bantu-Spinat, Mango-Curry, Grill-Chicken und Lamm- Stew wählen. Für ganz mutige Gäste standen auch noch Fleischgerichte von Krokodil, Zebra und Känguru auf der Speisekarte. Auf dem unteren Marktplatz bei der Stadtkirche hatte, wie auch in den Vorjahren schon, der Förderkreis Kenia sein Zelt aufgebaut und bot neben Informationen auch Kaffee und Kuchen an. Zudem hatte der Verein einen Gospel-Gottesdienst mit dem Shalom-Chor aus Pfalzgrafenweiler organisiert, dessen Opfer der Keniahilfe zugute kam.

Auch am Sonntag war der Markt gut besucht. Nach der Matinée am späten Vormittag mit der heimischen Gruppe "Jukebox" trug das nigerianische Duo "Dagar Boiz" mit Afro Pop und Afro Dance zur Unterhaltung der Gäste bei. Von Seiten der Kulturinitiative hofft Gunter Albert nun auf ein paar mehr Helfer, die mit anpacken, und natürlich auf Spender und Sponsoren, damit im besten Fall im nächsten Jahr das 18. Afrikafest in Freudenstadt gefeiert werden kann. Durch den Markt werde nachhaltige Arbeit und Hilfe vor Ort in Afrika geleistet.

Kommentar: Bedenkzeit

Von Dirk Haier

Schade. Schon wieder vorbei das Afrikafest. Die Veranstalter haben Probleme, finanziell und personell. Kommt nun tatsächlich das endgültige Aus? Das wäre mehr als schade – es wäre ein Armutszeugnis für die Stadt insgesamt. Die Atmosphäre beim vielleicht schönsten Fest im Veranstaltungskalender ist einzigartig. Informationen zu Ländern, denen es weniger gut geht, gehen einher mit authentischer Lebensfreude – im Gegensatz zum oft aufgesetzt wirkenden Happy-Town-Gehabe. Die Kulturinitiative wird sich Gedanken machen müssen – aber nicht nur sie: Im Rathaus sollte man überlegen, was der Stadt das Afrikafest wert ist. Wenn in einer Fair-Trade-Stadt Platz ist für den lautstarken Hamburger Fischmarkt und billige Ein-Euro-Stände, dann doch bitte auch für ein Kulturereignis, das für ein anderes Image steht: Völkerverständigung und Niveau.