Dieses Trio erlebte einen goldenen Tag in Heiligenbronn: Die erst 16-jährige Lisa Räuber siegte im Großen Preis auf Cyrrus. Trainer Kurt Maier aus Waldachtal ist der Vater des Erfolgs. Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

ReitsportBaden-Württembergische Meisterin der Junioren erstmals in Heiligenbronn erfolgreich

Von Walter Maier

Die erst 16-jährige Amazone Lisa Räuber überraschte mit ihrem Siegritt beim Finale des Reitturniers in Heiligenbronn. Wie Phönix aus der Asche tauchte die Älblerin am Sonntag auf und distanzierte die Favoriten in ihrem ersten Startjahr in Waldachtal.

Im Zwei-Sterne S-Springen flog sie nach Null-Fehlerritten als Zeitschnellste im Sattel des erst achtjährigen Holsteiner Schimmels Cyrrus zum umjubelten Turniersieg beim Großen Preis der Firma Geze und dem Ehrenpreis einer Goldmedaille.

Zwei Wochen nach ihrem viel beachteten Auftritt mit drei Nullrunden im Nationenpreis bei den Europameisterschaften in Wiener Neustadt - unter 110 Top-Springern zog sie als Viertbeste von 30 ins Finale ein und kam am Schluss auf Rang 19 - bewältigte sie mit Bravour den anspruchsvollen Parcours neben der idyllisch gelegenen Klosteranlage im Nordschwarzwald, den Walter Holzapfel gebaut hatte.

Der jungen Springreiterin bedeutete der Turniersieg unter der U-30-Elite aus Süddeutschland sehr viel. Ihr Glück im schwersten Springen des Turniers konnte die für den RSZ Hohenzollern startende Lisa Maria Räuber am Sonntagnachmittag selbst noch gar nicht fassen, nachdem die Turniertage zuvor das Quäntchen Glück noch gefehlt hatte: "Ich freue mich extrem, dass das im Finale so geklappt hat, nachdem ich die ganze Woche Pech hatte. Ich hätte es nicht erwartet zu siegen. Cyrrus ist ein Ausnahmepferd. Das ist wirklich toll!" Auch die Experten würdigten den furiosen Siegesritt der Wirtschaftsschule-Absolventin. "Räuberei im Schwarzwald" titelte das namhafte Fachmagazin "Reiterjournal" noch am Sonntag.

Ihren bislang größten Erfolg landete sie beim U 25-European-Youngsters Cup 2015 (EY-Cup), als sie unter den Besten der Welt in Graz auf Cuyano das Zwei-Sterne S-Springen gewann und sich für das Weltfinale in Salzburg qualifizierte. Ausgestattet mit doppelter Staatsbürgerschaft reitet die Amazone international auch für Österreich, weil ihre Mutter und frühere Grand-Prix-Reiterin Christine aus dem Nachbarland stammt. Dieses Jahr wurde sie in Schutterwald zur baden-württembergischen Meisterin der Junioren U 18 gekürt. Überdies wurde sie österreichische Vize-Staatsmeisterin in Linz. Die 16-Jährige gehört dem österreichischen Bundeskader an.

"Lisa ist ein absolutes Talent. Sie ist eine super Reiterin", schwärmt ihr Trainer Kurt Maier aus Waldachtal, der seit zwei Jahren auf der Reitanlage Brünz in Salzstetten beheimatet ist. Der Turniersieg in Heiligenbronn trägt auch seine Handschrift. Der frühere Nationenpreis-Reiter Maier, der aus Gültstein stammt, bescheinigte der 16-Jährigen, den Instinkt zu haben im richtigen Moment das Richtige zu machen. Und: "Sie hat den Siegeswillen."

Als die Reiterlegende aus dem Gäu, selbst mit 200 bis 300 Siegen in der S-Klasse erfolgsverwöhnt, vor eineinhalb Jahren die Nachwuchs-Hoffnung aus Gomadingen-Steingebronn als Trainer übernommen hatte, führte er sie schnell aus einem kleinen Tief heraus. Ihr Trainer sieht ein großes Talent heranreifen: "Sie hat eine gute Zukunft vor sich." Firmenchef Theo Räuber, Papa der Große Preis-Siegerin, wusste in der Stunde des Trumpfes den Vater des Erfolges zu würdigen: "Kurt Maier ist ein Glücksfall für Lisa. Wir haben das Springpferd Cyrras jung bei ihm gekauft und zusammen mit Lisa auf den Weg gebracht. Maier hat keine Dollar-Zeichen in den Augen."

Im schwersten S-Springen** mussten die südbadische Studentin Marie-Luise Gnadt auf Escoreal und Sven Schlüsselburg als bester Profi mit dem Wallach Quintessenz sowie der frischgebackenen Children-Team-Europameisterin Britt Roth aus der Pfalz mit Thekla-Carola der Gomadingerin Lisa Räuber den Vortritt lassen.

Achtungserfolge gelangen dem 34-jährigen Stefan Hirsch vom RV Nordstetten-Horb im Sattel seines Paradepferdes Zandra als Sieger des ersten S-Springens der fünf Turniertage sowie der 46-jährigen Profi-Reiterin Barbara Steurer-Collée von der Reitabteilung des TV Alpirsbach, die auf ihrer 14-jährigen irischen Stute Pandora als Zweite einkam. Steurer-Collée konnte sich im hochklassigen S-Springen** um den Großen Preis als Beste aus dem Pferdesportkreis Nordschwarzwald mit dem jungen achtjährigen Barry Brown Escaille als Siebte im Stechen gut platzieren. Barbara Steurer-Collée, die bei ihrem "Heimturnier" den Ausfall ihres besten Pferdes Big Boy zu verkraften hatte, zeigte sich zufrieden mit ihrem Abschneiden.

Sie ist zuversichtlich, dass ihr Tierarzt ihren neunjährigen Holländer Wallach wieder flott bekommt. Die erfahrene Amazone, die nach eigenem Bekunden zur Heiligenbronner Reiterfamilie Dussle eine "gute Freundschaft" pflegt, sagte nach der fünftägigen Hitzeschlacht: "Die Pferde haben die Temperaturen um 30 Grad gut vertragen. Wir konnten sie zwischendurch immer wieder duschen."

Fünf Tage Reitsport bei Kaiserwetter: Angesichts hochsommerlicher Temperaturen und hochklassigem Reitsport elitärer junger Reiter fiel Turnierchefin Petra Schraml-Dussle das Fazit am Sonntagabend nicht schwer: "Alles wunderbar. Sensationell. Super Wetter. Viele Zuschauer. Fünf fabelhafte Tage." Bei allen hochkarätig besetzten 25 Prüfungen hätten die Springreiter sehr guten Sport gezeigt.

Auch der sogenannte Kids-Cup sei prima gelaufen. Das tolle Rahmenprogramm rundete das Mega-Event in Waldachtal ab. "2016 möchte ich die Kultband Münchner Zwietracht zum dritten Mal engagieren", so Petra Schraml-Dussle. Sie soll nächstes Jahr wieder für ein volles Festzelt sorgen.