Der Angeklagte (links) vor Gericht. Foto: Salzer-Deckert

25-jähriger Student soll Mitbewohnerin ermordet haben. Angeklagter leidet unter Depressionen.

Freiburg - Mit Handschellen gefesselt und mit Ketten an den Füßen betritt der schmächtige Angeklagte Björn K. (25, Name geändert) den Saal IV im Freiburger Landgericht. Der Tatvorwurf gegen ihn wiegt schwer: Er soll am Abend des 10. August 2016 seine WG-Mitbewohnerin Madeleine G. (31, Name geändert) durch mehrere Messerstiche heimtückisch und aus niederen Beweggründen ermordet haben.

Der Grund: K. hasste seine neue Mitbewohnerin, die erst seit zehn Tagen mit ihm die Wohnung teilte, wegen ihrer religiösen Überzeugungen. Diese, so der Angeklagte, der seit seiner Jugend an psychischen Problemen leidet, habe er als persönliche Beleidigung empfunden.

Untergebracht ist Björn K. derzeit, weil er als selbstmordgefährdet gilt, in der Psychiatrie des Gefängniskrankenhauses Hohenasperg. An Depressionen und Suizid-Gedanken leidet er seit seiner Jugend, die er in einem Dorf in Nordbaden verbracht hat. K. schildert sich selbst als vereinsamten Menschen, der nie eine Freundin hatte, und es schwer findet, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Sein Studium hat er vor mehr als zwei Jahren abgebrochen. Stattdessen verbrachte er zuletzt, unter zunehmenden Depressionen leidend, seine Tage und Nächte mit Videospielen, Porno- und Comedy-Filmen und Süßigkeiten in seinem WG-Zimmer in Freiburg-Lehen. Wegen seiner Antriebslosigkeit begab er sich auch in eine ambulante Therapie an der Uniklinik, wo er sich aber offenbar nie so ganz mit all seinen Problemen öffnete. Freunde hatte er nicht, wohl aber Vorbilder, so die Romanfigur "Hannibal Lecter", einen fiktiven Massenmörder und Kannibalen. Einzig die Beziehung zur Mutter sei gut gewesen, berichtet der Angeklagte.

Als Madeleine G. in seine WG zog, kam es sofort zum Streit zwischen dem zurückgezogenen Einzelgänger und der attraktiven, sehr gläubigen jungen Frau aus Paderborn. Gestritten wurde vor allem über deren Religiosität. G. und ihr christlicher Glaube passten nicht zum Hass auf alles Religiöse, den Björn K. empfand. Schnell fasste er den Plan, die junge Frau sozusagen stellvertretend für alles, was er in seinen Mitmenschen hasst, zu töten. In einem sogenannten Manifest legte er seine Gründe dar: "Ich wollte sie wirklich, wirklich tot sehen", so der junge Mann in einem Computer-Dokument. Religiöse Menschen hätten "einen ernsten Dachschaden", und er bereue es, "nicht noch mehr von diesen Arschlöchern" töten zu können.

Am Abend des 10. August ging er in Tötungsabsicht zu seiner Mitbewohnerin und stach ihr im Verlauf eines Streits über die Homo-Ehe, durch den er sich angeblich persönlich beleidigt fühlte, in den Hals. Als die schwer verletzte Frau flüchtete, verfolgte er sie ins Treppenhaus, wo er erneut mehrfach auf sie einstach. Für die geplante Selbsttötung fehlte anschließend der Mut. Mittlerweile tue ihm die Tat leid, so Björn K. zu Prozessbeginn gestern.

Das Urteil in dem Verfahren wird Ende des Monats erwartet.