Fahndungsbild von Bernhard H. Foto: Polizei

Vermisstenfall: Deutsche Justiz stellt Antrag auf Auslieferung.

Freiburg - Der nach dem jahrelangen Verschwinden der Freiburgerin Maria H. in Italien festgenommene Mann soll in Deutschland vor Gericht gestellt werden. Die deutsche Justiz werde einen Antrag auf Auslieferung des 57-Jährigen stellen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag in Freiburg mit.

Am vergangenen Donnerstagnachmittag schnappten auf Sizilien die Handschellen zu: Seither sitzt Bernhard H. (57) hinter Gittern. Eine Woche nach der überraschenden Rückkehr der seit Mai 2013 vermissten Freiburgerin Maria H. (18) hat die italienische Polizei den europaweit gesuchten Mann aus Blomberg in Nordrhein-Westfalen verhaftet. Er hatte sich in einem leer stehenden Haus aufgehalten. Bei sich hatte er einen Rucksack mit mehreren Tausend Euro Bargeld und diverse Mobiltelefone. Nach Stand der Dinge ging er der Polizei bei einer zufälligen Kontrolle ins Netz, sagte Polizeisprecherin Laura Riske am Montag. Ob der Festgenommene sich geäußert habe, sei bislang nicht bekannt.

Bernhard H. soll nun nach Deutschland ausgeliefert und in Freiburg vor Gericht gestellt werden. Strafrechtlich verantworten müsse er sich, weil er ohne Einwilligung der Eltern mit einer Minderjährigen untergetaucht sei, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Auch wenn Maria freiwillig mitgegangen sei, stelle dies eine Straftat dar. Bei Kindesentzug drohen Angeklagten laut Strafgesetzbuch den Angaben zufolge bis zu fünf Jahre Haft – in schweren Fällen bis zu zehn Jahre.

Bernhard H. hatte sich 2012 im Internet an die damals erst zwölf Jahre alte Maria H. herangemacht. Zunächst hatte er sich als 15-jähriger Junge ausgegeben. Kurz nach Marias 13. Geburtstag im Mai 2013 waren der Mann und das Kind dann aus Freiburg verschwunden. Die Polizei fand das Auto und den weißen Schäferhund des Mannes bei Gorlice im Süden Polens. Danach verlor sich die Spur.

Zweite Befragung

Maria H. gab in der vergangenen Woche bei der Polizei zu Protokoll, sie habe sich früh von ihrem Begleiter getrennt. Anschließend habe sie die meiste Zeit in Italien verbracht und dort alleine gelebt. Ihren Lebensunterhalt habe sie mit Gelegenheitsjobs finanziert und zuletzt eine eigene Wohnung gehabt. Wo sich Bernhard H. zuletzt aufgehalten habe, sei ihr nicht bekannt.

Maria H. hatte sich in der Woche zuvor überraschend bei ihrem Vater gemeldet und war dann von Freunden des Vaters aus Mailand nach Hause zurückgeholt worden.

Am Montag führten die Ermittler ein zweites Gespräch mit Maria H. Heute will die Polizei Details dieser Befragung veröffentlichen.