Frank Elstner 2016 in Baden-Baden bei der Aufzeichnung der 500. Latenight-Show Foto: dpa

Zu seinem 75. Geburtstag würdigt die ARD Frank Elstner mit einer dreistündigen Gala. Im Interview spricht der Showmaster und Formaterfinder über „Wetten, dass . . .?“, den Wandel des Fernsehens, seinen Unruhestand und seine Leidenschaft für Tierfilme.

Baden-Baden - Er hat „Spiel ohne Grenzen“ moderiert und „Die Montagsmaler“, ehe er 1981 „Wetten, dass...?“ erfand. Zu seinem 75 Geburtstag würdigt die ARD am Samstag, 8. April, um 20.15 Uhr Frank Elstner mit einer dreistündigen Gala. Im Gespräch wehrt sich der Showmaster gegen die Behauptung, das Fernsehen sei heute schlechter als früher.

Herr Elstner, es ist bekannt, dass Ihnen Trubel rund um Ihre eigene Person eher unangenehm ist. Wie haben Sie reagiert, als Sie erfuhren, dass die ARD Ihnen anlässlich Ihres Geburtstags eine Gala widmen will?
Ich habe in der Tat nie viel Aufhebens um meine Person gemacht. Es handelt sich ja auch nicht um eine Gala, sondern eher um eine Werkschau, die die ARD zusammen mit dem ORF veranstaltet. Das ist eine Wertschätzung, wie ich sie bisher noch nicht erlebt habe. Ich fand die Idee auf Anhieb so reizend, dass ich einfach nur Dankbarkeit empfinde.
Welche Rolle werden Sie an dem Abend spielen?
Ganz ehrlich: Ich kann dazu gar nichts sagen. Ich weiß nur, dass sich der NDR Einiges ausgedacht und liebe Kollegen wie etwa Thomas Gottschalk oder Günther Jaucheingeladen hat. Ansonsten lasse ich mich überraschen. Mir war allerdings wichtig, dass ich nicht an der Inszenierung meiner eigenen Feier mitwirken muss. Und da ich abergläubisch bin, habe ich klar gemacht, dass ich sauer werde, wenn mir jemand Blumen überreicht. Ansonsten habe ich nur einen Wunsch: dass es ein vergnüglicher Abend für die Zuschauer wird, aber dafür sorgt bestimmt mein Freund Kai Pflaume, der die Moderation übernimmt.
Die Sendung wird 195 Minuten dauern. Frank Elstner muss also erst 75 werden, damit die Zuschauer die Rückkehr der großen Samstagabendshow feiern können?
Das ist Unfug. Eine große Samstagabendshow ist eine Sendung, die regelmäßig ausgestrahlt wird und sich über Jahre hinweg zu einer Institution entwickelt. Diese Werkschau ist ja eine einmalige Ausgabe.
Kürzlich hat eine Emnid-Umfrage ergeben, dass sich fast 50 Prozent der Befragten eine Rückkehr von „Wetten, dass . . .?“ wünschen. Wie war Ihre Reaktion?
Das ist ein schönes Zeichen für alle diejenigen, die sich jahrelang richtig gut um die Sendung gekümmert haben. Falls Sie auf eine nostalgische Anwandlung gehofft haben, muss ich Sie enttäuschen: Wenn ich mich mal von etwas verabschiedet habe, trauere ich dem nicht hinterher.

Das Fernsehen wird nicht schlechter!

Dem ZDF ist es bis heute nicht gelungen, die Lücke zu schließen, die „Wetten, dass . . .?“ hinterlassen hat, und für die ARD ist Unterhaltung derzeit gleichbedeutend mit Quiz. Die Fernsehunterhaltung ist zwar schon oft totgesagt worden, aber geht es ihr derzeit nicht tatsächlich schlechter als früher?
Wenn sich die ARD die Mühe macht, dem Elstner einen ganzen Abend zu widmen, dann ist der Elstner so anständig, sich jede Kritik am Programm zu verkneifen. Abgesehen davon bin ich ganz anderer Meinung, vor allem, wenn Sie auf frühere Zeiten anspielen. Als „Wetten, dass . . .?“ 1981 gestartet ist, konnten die meisten Haushalte nur drei Programme empfangen, weshalb wir damals fast mühelos riesige Einschaltquoten generieren konnten. Und wenn Sie auf die weit verbreitete Meinung anspielen, das Fernsehen werde immer schlechter, muss ich ebenfalls widersprechen: Wer heute etwas Bestimmtes sehen will, der findet das in dem riesigen Angebot auch. Was die Unterhaltung angeht: Es gab noch nie so viele vielversprechende Talente. Ich sehe immer wieder junge Moderatoren, die mich überraschen und denen ich große Sendungen zutraue, auch bei den Privatsendern.
Nach dem Ende der SWR-Talkshow „Menschen der Woche“ 2015 haben Sie sich darauf gefreut, etwas kürzer treten zu können und am Wochenende endlich wieder Zeit für Ihre Frau zu haben. Sind Sie der Freizeit noch nicht überdrüssig geworden?
Tatsächlich hatte ich in der Zeit noch so viel abzuarbeiten, dass es gar keine freien Wochenenden gegeben hat. Außerdem habe ich unter anderem in Sri Lanka einen großen Film über die Situation der dortigen Elefanten gedreht, und bei solchen Projekten ist man ja nicht mal eben drei Wochen im Ausland, so etwas bedarf der langfristigen Vorbereitung. Ich kann mir aber vorstellen, dass es nach den Feierlichkeiten zu meinem Geburtstag alles etwas ruhiger wird, und darauf freuen meine Frau und ich uns sehr.
Richtig Ruhestand?
Nein, von Ruhestand kann keine Rede sein. „Die große Show der Naturwunder“ läuft zwar aus, aber dafür hat mir der SWR ein schönes anderes Geschenk gemacht: Ich werde jedes Jahr ein bis zwei Tierfilme drehen und gemeinsam mit meinem Freund Matthias Reinschmidt, dem Direktor des Zoos Karlsruhe, Menschen vorstellen, die auf der ganzen Welt unterwegs sind, um aussterbende Tierarten zu retten.
Ansonsten werden Sie sich auf dem Bildschirm rar machen?
Ich werde, wenn Sie so wollen, „rar gemacht“, aber das ist ganz normal für Moderatoren und Schauspieler in meinem Alter. Und ich bin nicht der Typ, der rumläuft und Klinken putzt.
Sie gelten nicht nur wegen „Wetten, dass . . .?“ als großer Formatentwickler. Werden Sie das weitermachen?

Ich bin ständig im Gespräch gerade mit jungen Produzenten, die gemeinsam mit mir neue Formate entwerfen wollen. Solange ich denke und funktioniere, werde ich also immer irgendwo einen kleinen Fuß in der Tür behalten, und wenn mich jemand um Hilfe bittet, werde ich sicher nicht kneifen.

ARD, Samstag, 8. April, 20.15 Uhr.