Bald Vergangenheit: In der Schulstraße in Winzeln wird es ab kommendem Schuljahr keinen Unterricht mehr geben. Foto: Schnekenburger

Standort Winzeln fällt ab kommendem Jahr. Bürger fühlen sich übergangen. Mit Kommentar

Fluorn-Winzeln - So eine Entscheidung bricht man nicht übers Knie: Am Dienstagabend beschloss der Gemeinderat, die Heimbachschule ab dem kommenden Schuljahr am Standort Fluorn zu konzentrieren.

Schon der Blick auf die Einladung zur Sitzung zeigt, bevor die eigentliche Tagesordnung gelistet ist, dass es ein großes Thema geben wird: Wenn die Alte Kirche zum Sitzungssaal mutiert, wird rege Anteilnahme der Öffentlichkeit erwartet. Sicherlich zurecht auch beim Thema "Schulkonzeption – Entscheidung Schulstandort". Entsprechend lebhaft war die annähernd monothematische Bürgerfragestunde. Fast eineinhalb Dutzend Anfragen gab es – und die Überreichung einer Unterschriftenliste: Innerhalb weniger Tage übers Wochenende hatte man unter dem Titel "Für ehrliche Gemeindepolitik" mehr als 300 Unterschriften gesammelt, mit dem Ziel, Bürgermeister und Gemeinderat zur Umsetzung des Schulkonzepts von 2013 zu bewegen.

Das Konzept war ein Kompromiss, der angesichts sinkender Schülerzahlen beide Standorte für die Grundschule erhält – wobei sukzessive die Schüler aus den beiden Gemeindeteilen zusammengeführt werden. Seit einiger Zeit macht sich der Gemeinderat Gedanken über die Zukunftsfähigkeit der Schule. Vor allem über ein attraktives Betreuungskonzept soll sie im Wettbewerb bestehen. Kein Thema war in der Diskussion am Dienstag das finanzielle Argument, auch wenn in der Stellungnahme der Schulleitung auf Einsparungspotenzial durch Verzicht auf Doppelstrukturen hingewiesen wurde. Bürgermeister Bernhard Tjaden erinnerte mehrfach daran, dass der Gemeinderat bereit sei, beide Gebäude zur Verfügung zu stellen. Die Entscheidung, wie das Schulkonzept aussieht, ist auf andere Gründe gebaut.

Auf die Frage, wer die Schließung eines Standorts vorgetragen hat, verwies Tjaden auf den Umstand, dass es bei den Eltern im Wesentlichen zwei Gruppen gebe, die ihre Position vertreten. Eine sieht die Sinnhaftigkeit des Splittings nicht und macht sich für die Konzentration auf den Standort Fluorn mit seinem moderneren und besser ausgestatteten Gebäude stark. Insofern habe es einen konkreten Anstoß nicht gebraucht. Die andere will am Standort Winzeln festhalten, vermutet in den nichtöffentlichen Vorberatungen "geheime" Entscheidungen, fühlt sich unzureichend informiert und deshalb nicht ernst genommen – so der Tenor in der Bürgerfragestunde. Der Unmut regte sich vor allem über die Art und Weise der Meinungsbildung, deren zeitlichen Ablauf und den Umstand, dass das neue Konzept bereits im nächsten Schuljahr umgesetzt werde. Im Vorfeld hatte es, das konnte man aus den Erklärungen der Gemeinderäte, die ihre Entscheidung begründeten, hören, wohl durchaus unschöne Attacken gegeben.

Der Grundsatzbeschluss zur Schließung fiel schließlich einstimmig, der Beschluss zur Einführung bereits 2015/16 bei fünf Gegenstimmen.

Kommentar: Kein Verständnis

Von Bodo Schnekenburger

Auch absehbar emotionale Themen sachlich zu beraten und zu entscheiden, ist sinnvoll. Da ist auch die Schließung des Schulstandorts Winzeln keine Ausnahme. Sinnvoll ist aber auch, die Argumente frühzeitig transparent zu machen, die Bürger, von denen zumindest ein Teil unmittelbar betroffen ist, an die Hand zu nehmen. Umso mehr, als sich die Gemeinde Fluorn-Winzeln ja in einem Entwicklungsprozess unter dem Namen Bürgerdialog befindet. Dass sich manche jetzt "überfahren" sehen, kann man nachvollziehen. Dass sie in wenigen Tagen mehr als 300 Unterschriften zusammenbekamen, zeigt den Unmut überdeutlich. Der Beschluss zur Schließung mag rechtlich in Ordnung sein. Doch die Bürger sind nunmal in der Regel keine Verwaltungsjuristen. Für die Entscheidung zu werben, hätte, wenn nicht Zustimmung, so doch Verständnis wecken können.