Ein leidenschaftlicher Sänger und Akkordeonspieler ist Walter Schweikert (Mitte). Foto: Schwarzwälder-Bote

Volksliedersingkreis: Repertoire hat heuer 620 Lieder / Im Gasthaus Rössle in Weiden begann es vor 20 Jahren

Er singt seit zwei Jahrzehnten: Der Volksliederkreis Fluorn-Winzeln feiert in diesem Jahr Geburtstag. Dass die heute über 40 Sänger auf so eine lange Tradition zurückblicken können, ist insbesondere Walter Schweikert zu verdanken.

Von Petra Haubold

Fluorn-Winzeln. Schweikert hat im Jahr 1993 die Akkordeonbegleitung übernommen. "Alles fing eigentlich im Gasthaus Rössle in Weiden an", erinnert sich der heute 75-jährige Hobby-Musiker. Dort hatte die damalige Chordirigentin Traudel Sturm zusammen mit "Rössle"-Wirt Klaus Müller im Jahr 1992 den kreisweit ersten Volksliederkreis gegründet.

Heute singen über 40 Frauen und Männer zwischen 60 und 95 Jahren einmal im Monat in der "Kegelstüble" in Winzeln. Zum Repertoire zählen alte Volkslieder, neuere, folkloristische Stücke, Kirchenlieder sowie Seemanns-, Wander- und Trinklieder. Unter Moderation von Hilde Heimberger erklingen an diesem Dienstag die Wünsche der Geburtstagsjubilare und sakrale Lieder wie "Glaube, Liebe, Hoffnung" und "Wie groß bist Du", bevor mit "Unten in der Mühle" und "Es geht nichts über die Gemütlichkeit" die Sangesfreude und die Geselligkeit im Vordergrund stehen.

Jeder Besucher hat seine eigene Liedermappe, und jeder Sänger darf sich im Laufe der gut dreistündigen Veranstaltung ein Lied aus den 620 kopierten Volksliedern aussuchen. Die Laiensänger haben an diesem Nachmittag sichtlich ihren Spaß. Doch einige jüngere Gesichter stünden dem Liederkreis gut zu Gesicht. Albrecht Moser ist mit seinen 95 Jahren der älteste Sänger. Seit vier Jahren bereichert der 82-jährige Erich Ginter aus Hausach mit seiner Gitarre die Singnachmittage. Dass ein Instrumentalist die Volkslieder alle auswendig kann, sei heute sehr selten, weiß Schweikert. Deshalb wünsche er sich auch weitere Instrumentalisten, die ein Faible für das alte Liedgut haben.

In den ersten Jahren sang man im Gasthaus Adler. "Hier stand nämlich ein Klavier, und oftmals war die Gaststätte mit bis zu 70 Sangeslustigen komplett gefüllt", blickt Schweikert auf die Hochphase des Volksliederkreises mit Sängern aus der ganzen Region zurück. Als der "Adler" im Jahr 2002 geschlossen wurde, verloren die Sänger zwar ihr Singstunden-Lokal, fanden aber wenige Monate später eine neue Bleibe in der "Linde", bis die Wirtsleute 2008 in den Ruhestand gingen. Das Jubiläumsjahr haben die Sänger mit zwei Ausflügen gekrönt. Hatte man doch bereits im Frühjahr ganz neue Erfahrungen beim jährlichen Volksliedertreff des Badischen Trachtenverbands in Ballrechten am Rande des Hochschwarzwalds sammeln dürfen, freut sich Schweikert. Dort standen die ambitionierten Sänger nämlich mit drei Liedern erstmals auf der Bühne. Seit drei Jahren pflegt der rührige Sängerkreis auch eine Freundschaft mit dem Volksliederkreis Oberharmersbach. "Rund 140 Sänger kommen da bei den Austauschen schon mal zusammen", sagt Schweikert. Ihm selbst wurde übrigens die Musik quasi schon in die Wiege gelegt. Denn sein Vater leitete als Dirigent den Kirchenchor, und drei der sechs Geschwister sangen im Gesangsverein. Allerdings wollte er lieber ein Instrument spielen, erzählt der leidenschaftliche Akkordeonspieler, der bereits mit 15 Jahren das Handorgelspielen im damaligen Handharmonikaclub in Winzeln erlernte: "Für das Knopfgriff-Akkordeon gab es damals keine Ausbildung, da habe ich mir das Spielen ohne Noten eben selbst beigebracht", schmunzelt Schweikert, der an diesem Nachmittag die Begleitung der fast 40 Teilnehmer übernimmt. Über 620 Lieder kann der Musiker auswendig spielen, und dies in jeder beliebigen Tonart: "Hat man erst einmal den ungeheuren Sprachreichtum und die grandiose Melodienvielfalt unserer schönen Volkslieder kennengelernt, so wird man richtig süchtig", erklärt Walter Schweikert begeistert.