Bis zu fünf Meter tief wird gegraben. Bürgermeister Bernhard Tjaden ist vor Ort. Foto: Schmidtke

Mangelnde Informationspolitik. Baumaßnahme kostet eine Million Euro. Ärger sitzt so tief wie Rohre.

Fluorn-Winzeln - Das Gewerbegebiet in Fluorn-Winzeln an der Weiherstraße und die Kastell- und Brühlstraße werden derzeit erschlossen.

Auf einer Länge von etwa 470 Metern werden neue Kanäle verlegt. Die Wasserleitung und die Hausanschlüsse werden erneuert und anschließend wird die Straße erstmals endgültig ausgebaut.

Die EnBW erneuert und verstärkt in Teilen das Stromnetz, einige Freileitungen werden in den Boden verlegt und die betroffenen Gebäude künftig über Erdkabel versorgt.

Mit den Bauarbeiten für die rund eine Million Euro teure Baumaßnahme wurde Ende Juni begonnen. Die Gemeinde rechnet mit einer Bauzeit von 22 bis 24 Wochen. Wenn alles glatt läuft und das Wetter mitspielt, kann die Maßnahme Anfang Dezember abgeschlossen werden.

Spontan habe die Baufirma eine Kolonne mit Mitarbeitern zur Verfügung gehabt, erklärte Bürgermeister Bernhard Tjaden. So sei der Bagger vergangene Woche am Montag angerückt.

Informationsabend im Sitzungssaal

Für die Anwohner gab es aber erst am Mittwoch einen Informationsabend im Sitzungssaal über die Baumaßnahmen – drei Tage später. Für Begeisterung sorgt das freilich nicht bei allen. Die Stimmung hängt so tief wie die Kanalrohre. Bis zu fünf Meter tief wird gegraben.

In den 1960er-Jahren stand die Straße bereits im Bebauungsplan. Durch die Umsetzung entstehen jetzt vier Bauplätze. Gebaut wird von der Brühlstraße über die Weiherstraße bis vor zur Rottweilerstraße, der Hauptdurchfahrtsstraße des Orts. "Die Planung haben wir auf das Notwendige beschränkt, um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten", erklärte Tjaden bei einer Begehung vor Ort. Die Anwohner bezahlen anteilig ihren Obolus an den Bauvorhaben.

Der Rentner Werner Göhring wohnt mit seiner Frau Erika in der Burghaldenstraße, dem Eckhaus, das an die Brühlstraße grenzt und ist daher auch vom Bauvorhaben betroffen. "Wir fühlen uns von der Gemeinde und von der ganzen Sache überfahren. Von heute auf morgen hatten wir die Baustelle. Machen können wir am Ende nichts", stöhnte Göhring. Im Frühjahr habe es einen ersten Infoabend zu den Bauvorhaben gegeben. Ein großer Teil der Betroffenen habe damals abstimmen wollen. "Aber das wurde dann schön unter den Tisch gekehrt. Und die Leute haben sich irgendwann auch nicht mehr gewehrt", schimpft der Anwohner.

Die Vorbereitungen für die Bauarbeiten begannen bereits am Freitag, 26. Juni, so Göhring. Dabei habe man nur einen Tag zuvor Bescheid bekommen, dass der zweite Infoabend am 1. Juli stattfinde.

"Von den Gemeinderäten habe ich nichts gehört, obwohl ich sie deswegen alle einzeln angeschrieben habe. Keine Reaktion. Jetzt müssen wir einen Kredit aufnehmen und das in unserem Alter", ärgert sich der Rentner.