Niederländische Forensiker bei ihrer Ankunft in der Ukraine. Foto: dpa

Niederländische Experten sollen so schnell wie möglich die Absturzstelle der MH17 in der Ostukraine untersuchen. Es gehe jetzt um die "restlose Aufklärung" der Flugzeug-Katastrophe von Mitte Juli.

Niederländische Experten sollen so schnell wie möglich die Absturzstelle der MH17 in der Ostukraine untersuchen. Es gehe jetzt um die "restlose Aufklärung" der Flugzeug-Katastrophe von Mitte Juli.

Den Haag - Die ersten Opfer des Flugzeugabsturzes in der Ostukraine werden an diesem Mittwoch in den Niederlanden eintreffen. Das Land übernahm am Dienstag offiziell auch die Leitung der internationalen Untersuchung zur Absturzursache von Flug MH17 von Malaysia Airlines. Die Ukraine habe darum gebeten, sagte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte in Den Haag. Die ukrainische Führung in Kiew ordnete eine weitere Teilmobilmachung an, um den Druck auf die prorussischen Separatisten im Osten zu erhöhen.

Die Außenminister der Europäischen Union (EU) gaben Russland eine Mitschuld am mutmaßlichen Abschuss der Boeing 777-200 mit 298 Menschen an Bord. Bei einem Treffen in Brüssel bereiteten die Minister zwar schärfere Sanktionen gegen Moskau vor, verhängten sie aber noch nicht.

Opfer werden in Amsterdam identifiziert

Ein Kühlzug mit den sterblichen Überresten der Passagiere und Besatzungsmitglieder traf am Dienstag in der ostukrainischen Stadt Charkow ein, die von der Regierung in Kiew kontrolliert wird. Am Flughafen dort stand ein niederländisches Hercules-Transportflugzeug bereit. Nach einer ersten Untersuchung in Charkow sollen alle Opfer gruppenweise nach Eindhoven unweit der deutschen Grenze ausgeflogen und dann in einer Kaserne nahe Amsterdam identifiziert werden.

„Wir wollen das so gut wie möglich und so schnell wie möglich machen“, sagte Rutte. Wie lange die Identifizierung dauern wird, ist unklar. „Manchmal geht das schnell, aber es kann auch Wochen oder sogar Monate dauern“, sagte der Premier. Allein die Niederlande hatten bei dem Absturz 193 Tote zu beklagen.

"Wir haben nicht die technische Fähigkeit, dieses Flugzeug zu zerstören"

Der Sonderzug war am Montagabend in der Stadt Tores nahe der Absturzstelle abgefahren. Nach Angaben Ruttes waren auch die Flugschreiber der Boeing im Zug. Die Separatistenführung in Donezk hatte die Blackboxes in der Nacht an eine Delegation aus Malaysia übergeben. Separatistenführer Alexander Borodaj bestritt erneut, dass Aufständische das Flugzeug abgeschossen hätten. „Wir haben nicht die technische Fähigkeit, dieses Flugzeug zu zerstören.“

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko begründete die Teilmobilmachung damit, dass die nationale Unabhängigkeit gesichert werden müsse. Das Parlament bestätigte seinen Erlass, weitere Reservisten und Männer im wehrdienstfähigen Alter einzuberufen. In Kiew wurde allerdings nicht erwartet, dass tatsächlich viel mehr Männer zum Militär gehen werden. Mit den zusätzlichen Kräften will Poroschenko härter gegen die Separatisten vorgehen.

Putin verlangt Feuerpause

Der russische Präsident Wladimir Putin verlangte von Kiew eine Feuerpause, solange in der Ostukraine nach der Absturzursache gesucht wird. Bei einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates in Moskau sagte Putin, Russland versuche auf die Separatisten einzuwirken, damit diese eine vollständige Aufklärung ermöglichen. Poroschenko hatte am Montag eine Waffenruhe verkündet, die auf 40 Kilometer im Umkreis um die Absturzstelle gelten sollte. Am Rande dieser Zone gab es allerdings heftige Gefechte, auch in der Großstadt Donezk.

Die EU-Außenminister in Brüssel kritisierten Russland scharf. „Russland hat seine Verabredungen nicht in dem erforderlichen Maße erfüllt“, sagte der deutsche Minister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Die EU sei bereit, mit allen diplomatischen Mitteln zu einer Entschärfung der Krise beizutragen. „Aber es wird notwendig sein, diese Bereitschaft zu begleiten durch höheren Druck, das heißt auch in schärfere Maßnahmen einzutreten.“ Russland habe seine Grenze zur Ukraine nicht für Waffen und Kämpfer geschlossen.

Nach westlichen Vermutungen wurde Flug MH17, der von Amsterdam nach Kuala Lumpur gehen sollte, am vergangenen Donnerstag von Separatisten mit einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen. Moskau wird für das Verhalten der Separatisten verantwortlich gemacht. Russische Firmen und andere Geldgeber der Separatisten sollen noch vor Monatsende auf eine schwarze Liste der EU gesetzt werden. Sie sei in Arbeit, aber noch nicht fertig, sagten Diplomaten.

In der Nacht forderte der UN-Sicherheitsrat per Resolution eine unabhängige Untersuchung des mutmaßlichen Abschusses. Alle 15 Mitglieder des Gremiums einschließlich Russlands stimmten bei einer kurzfristig einberufenen Sitzung am Montag in New York zu. Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO solle bei der Untersuchung eine „zentrale Rolle“ spielen. In Warschau äußerten sich die Präsidenten der ostmitteleuropäischen Staaten am Dienstag besorgt über die Sicherheitslage in ihrer Region.