Der Stuttgarter Flughafen im Abwind Foto: dpa

Die Fluggesellschaften lassen weniger Maschinen in Stuttgart starten, Reisende bekommen das zu spüren – Flughafen rechnet 2013 mit einer Flaute.

Stuttgart - Die sommerliche Reisesaison wird Schattenseiten haben. Das Angebot an Flugtickets ist geringer als in früheren Jahren, die Preise sind dadurch eher höher – und prompt ist der Flughafen Stuttgart im Abwind. Die Zahl der Passagiere sank im ersten Quartal im Vergleich zu 2012 um rund vier Prozent auf 1,76 Millionen. Die Zahl der Flugbewegungen ging um 10,1 Prozent auf 20 058 Starts und Landungen zurück. Aufs Jahr hochgerechnet befürchtet die Flughafengesellschaft, die sich zur Jahreswende auf eine Stagnation bei gut 9,7 Millionen Fluggästen eingestellt hatte, neuerdings ein Minus von bis zu fünf Prozent.

Die Verknappung des Ticketsangebots im Sommer ist absehbar und gewissermaßen Programm. In vielen Unternehmen sieht man schon länger die Notwendigkeit, die Finanzen zu konsolidieren. Weil der Staat eine Luftverkehrsabgabe kassiert und die Kerosinpreise hoch sind, hat bei den Airlines die Auslastung der Flugzeuge nun oberste Priorität. Der Durchschnittswert bei den Flügen ab Stuttgart stieg denn auch um 1,1 auf 68,3 Prozent.

Der Grund: Die Airlines setzen im Zweifel lieber ein größeres Flugzeug ein als zwei Flugzeuge, in denen Sitzplätze frei bleiben. Das kann schnell bedeuten, sagt ein Mitarbeiter des Stuttgarter Reisebüros Explorer, dass nur noch 70 oder 80 Prozent der früheren Kapazität angeboten werden. Manchmal kooperieren befreundete Unternehmen auch, um sich Kosten zu sparen.

Rund vier Prozent weniger Starts und Landungen

Was für die Umwelt positiv sein mag, hat für den Flughafen Stuttgart und für manche Flugreisende Nachteile. Früher kassierte das Unternehmen bei vier Fluggesellschaften, die Berlin anflogen. „Heute bedienen nur noch zwei Airlines diese Strecke“, sagt Flughafensprecher Volkmar Krämer. Für den Sommerflugplan, der seit Ende März gilt und bis Ende Oktober läuft, haben die Fluggesellschaften rund vier Prozent weniger Starts und Landungen angemeldet. „Es ist weniger Kapazität auf dem Markt“, sagt Krämer. Das führt zu höheren Preisen. Tickets zu günstigen Preisen sind schneller vergriffen, sagt der Mitarbeiter von Explorer, wo schwerpunktmäßig Fernreisen vermittelt werden. Last-Minute-Schnäppchen lassen die Airlines heute weniger zu.

„Sie sind zur Meinung gekommen, dass sie sich dadurch selbst schaden“, heißt es bei Explorer, „im Gegensatz zu früher schneiden Frühbucher heute meist besser ab.“ Im Übrigen könnten die Reisenden aus den Kooperationen mittelfristig aber auch Vorteile ziehen: weil sie andere Drehkreuze nutzen können und Anschlussflüge nicht mehr so teuer bezahlt werden müssen. Für den Flughafen Stuttgart gibt es vorläufig aber wenig zu gewinnen. „Neue Strecken sind momentan ganz schwierig aufzubauen“, sagt Krämer, „keine Airline geht momentan ins Risiko.“ Der Rückgang der Passagierzahl sei bedauerlich, die Flughafengesellschaft habe allerdings schon kräftigere Rückschläge überstanden, ohne dass ihre Substanz gelitten hätte. Krämer: „Unser Unternehmen ist gut aufgestellt.“ Es zählt zu den vier profitabelsten Flughäfen in Deutschland.

Flughafenchef Georg Fundel ärgert sich trotzdem ein wenig über das Wetter und ein wenig mehr über die Gewerkschaften. Der Winter habe dem Flughafen im ersten Quartal rund 170 Flugausfälle beschert. Zudem habe man 110 weitere Flugausfälle durch die Streiks des Sicherheitspersonals in Hamburg und Düsseldorf verkraften müssen. „Hier setzen kleine Berufsgruppen ihre Interessen auf dem Rücken der Airlines und Tausender Privat- und Geschäftsreisender durch“, klagt Fundel. Die Politik müsse regulieren.