Erinnern an Stücke wie „Orfeo. Euridice. Paradies“: Flamencos en route Foto: Alex Spichale

Die Tanzkompanie Flamencos en route blickt im Theaterhaus zurück auf eine vor 30 Jahren begonnene Liebesgeschichte.

Stuttgart - Flamenco im schweizerischen Exil: Vor 30 Jahren hat die Choreografin Brigitta Luisa Merki im Kanton Aargau die Kompanie Flamencos en route gegründet und feiert nun das Jubiläum mit vier neuen Choreografien. Bis zum Sonntag noch gastiert die Truppe mit dem Jubiläumsabend „Perlas peregrinas“ im Theaterhaus.

Der Titel spielt auf die legendäre Perle „La Peregrina“ an, die vom Spanischen Hof aus in viele königliche Schmuckschatullen wanderte. Merkis spezifische Mischung aus Musik, Gesang und modern interpretiertem Tanz auf der Grundlage des traditionellen Flamenco ist ähnlich wie der Perlmuttmantel einer Perle langsam gereift. Heute kommt diese Kombination federleicht und selbstverständlich daher, und vielleicht trägt darum die Jubiläumstour auch den Zusatztitel „. . . y que más!! – was sonst!“

Im Auftaktstück „Mirando p’atrás“ vollzieht Merki die Entwicklung der Kompanie nach – von der kleinen „grupito“, wie Merkis Berner Flamencolehrerin Susana und der Musiker Antonio Robledo sie nannten, bis hin zur etwa 15-köpigen Kompanie. Zwanglos schlendert ein Tänzer über die Bühne, eine weitere Akteurin vollführt Sprünge im Stil des zeitgenössischen Tanzes, so kommt eines zum anderen: Die Musiker und die Sängerinnen stellen sich vor – Rocio Soto mit durchdringender Reibeisenstimme und Karima Nayt mit warmem, dunklem Timbre. Traditionelle Flamenco-Elemente fließen mit ein – so etwa eine Farruca, mit opulenten Schleppen getanzt. Im Jubiläumsprogramm nimmt sich Merki auf den Spuren ihres Vorbilds Susana auch zwei großer klassischer Stoffe an – „Don Juan“ und „Don Quijote“. In „La musas de Don Juan“ sind die Frauen dem Verführer nicht verfallen, sondern treten als Musen (Carmen Angulo, Carmen Iglesias und Raquel Lamadrid) auf – mal graziös-leidenschaftlich, mal sehnsüchtig-verträumt. Der Frauenheld (der brillante Eloy Aguilar) schlendert herbei, entflammt und wird zu immer neuen Flamenco-Rhythmen angestachelt. Im Nu bewegt er sich im Gleichklang mit der jeweiligen Partnerin.

Im Falle von „Don Quijote y Sancho Panza“ steht die Verbundenheit der beiden Gefährten im Mittelpunkt. Don Quijote präsentiert einen ebenso stolzen wie eigensinnigen Flamenco (Alvise Carbone), und Sancho Panza (Pedro Obregón), der hier als Sänger auftritt, feuert ihn gestenreich an. Als einfühlsamer Krankenpfleger hält er Don Quijote von allzu unsinnigen Unternehmungen ab und hilft ihm auf, wenn er den Mut zu verlieren droht.

Elegisch präsentiert sich Merkis „Nanas“, ein Gedicht von Miguel Hernandez war Inspirationsquelle. Die Frauen schaukeln imaginäre Babys, wiegen sich auf dem Boden und integrieren auch die rauschenden Taftkleider als schützende Ummantelungen in die Choreografie. Ganz auf die Essenz reduziert erscheint Merkis „Trio Infernal“. Ricardo Moro lässt sich vom leichten Vibrieren bis entschlossenen Trommeln der Percussion-Instrumente (Fredrik Gille) und Gesang (Rocio Soto) animieren, und die Akteure nützen ihre Körper als Klangquellen. Tanz, Gesang und die variablen Rhythmen greifen hier ideal ineinander und wirken doch zwanglos, wie improvisiert. Zuletzt lässt sich in „Tangos Tangos“ die Kompanie für ihre bewährte, eher besonnene denn radikale Entwicklung des Flamencos feiern.

Der Abend „Perlas peregrinas“ ist bis zum 11. Januar im Theaterhaus zu sehen.

Das gesamte Programm des Theaterhaus Stuttgart finden Sie in unserem Veranstaltungskalender.