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RP stellt geplante Maßnahmen vor. Bereich von Eschau bis Mühlegrün soll besser geschützt werden.

Fischerbach/Haslach - Wie kann der Hochwasserschutz an der Kinzig im Bereich von Eschau bis Mühlegrün optimiert werden? Antworten auf diese Frage stellte Thomas Fleischhacker vom Regierunspräsidium (RP) bei einer Infoveranstaltung in Fischerbach vor.

"Nun kommt Bewegung in die Sache", freute sich Fischerbachs Bürgermeister Armin Schwarz zu Beginn. Da von den Planungen des RP sowohl Fischerbach als auch Haslach betroffen sind, hatten sich neben ihm, Anwohnern, Stadt- und Gemeinderäten auch Haslachs Bürgermeister Heinz Winkler im Dach der Vereine eingefunden. Dort wollten sie erfahren, wie die Maßnahmen aussehen, mit denen der Bereich von Eschau bis Mühlegrün besser vor Hochwasser geschützt werden soll.

Zuerst erklärte Andreas Kaufmann vom Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz aber, wie Karten zur Hochwassergefahr und zum Hochwasserrisiko erstellt werden und wie bei der Bewertung von Hochwasserrisiko vorgegangen wird. Nachdem mit Hochwassergefahrenkarten eine gemeinsame Informationsgrundlage geschaffen wurde, werden hochwassergefährdete Bereiche erkannt und in Hochwasserrisikokarten festgehalten. Danach werden die Risiken vor Ort bestimmt. Daraus werden dann entsprechenden Maßnahmen abgeleitet.

Kaufmann zeigte den Anwesenden auch, dass sie interaktive Hochwasserkarten im Internet unter www.hochwasserbw.de selbst abrufen können.

Thomas Fleischhacker vom Regierunspräsidium in Freiburg legte im Anschluss daran dar, welche Maßnahmen den Hochwasserschutz zwischen Eschau und Mühlegrün verbessern könnten. Vorher zeigte er aber die Ausgangslage auf. "Dämme können versagen, wenn Wasser unter ihm durchsickert und sie unterströmt. Aber auch wenn die Höhe eines Damms zu gering ist und er bei einem Hochwasser überströmt wird, hält das Erdmaterial nicht und eine Erosionsrinne entsteht", erklärte er.

Bei der Planung für den Bereich von Eschau bis Mühlegrün hätten mehrere Randbedingungen beachtet werden müssen. Dazu gehören Gasleitungen, die Straßenplanung und bestehende Dämme. "Da bestimmte Flächen von Privatleuten betroffen sind, sind wir in der Planung auch nicht frei", sagte Fleischhacker.

Um den Hochwasserschutz an der Kinzig zu verbessern, schlug er vor, einige bestehende Dämme zu ertüchtigen und an der Fischerbacher Straße eine Schutzmauer zu erstellen. So solle beispielsweise der Damm beim Eschauer Weg teilweise abgetragen werden. Dieser Abtrag solle dann als Auftrag in die Kinzig hineinversetzt werden. Der Damm im Gewann Rückle solle hingegen ins Hinterland versetzt werden. Der Hauptkörper des Ursprungsdamms wird dabei aufgegeben, der Retentionsverlust über Auf- und Abträge kompensiert.

"Bei dem Damm im Mühlegrün ist es nicht möglich ins Vorland zu gehen. Deswegen schlagen wir hier eine Lösung mit einer Spundwand vor", sagte Fleischhacker. Diese soll 50 Zentimeter über den Boden ragen.

Die Schutzmauer an der Fischerbacher Straße sei die einzige Möglichkeit. "Für einen Deich ist hier einfach kein Platz", sagte Fleischhacker.

Mit all diesen Maßnahmen könne der Hochwasserschutz so optimiert werden, dass gerade das Mühlegrün vor einem 100-jährigen Hundertwasser geschützt wird. Das stieß nicht bei allen Zuhörern auf Zustimmung.

Einige unter ihnen äußerten die Angst, dass dadurch noch mehr Industrie entsteht, die die Landwirtschaft gefährdet. "Diese Sache wird auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen. Man geht immer weiter in die Überflutungsflächen rein", meinte Stadtrat Martin Hansmann aus Schnellingen. "Wir sollten die Anbauflächen erhalten und können froh sein, dass wir hier noch Lebensmittel selber anbauen", meinte ein Zuhörer. Das Projekt sei teilweise übertrieben, "als das noch landwirtschaftliche Fläche war, hat das niemanden gejuckt, dass das alle paar Jahre überflutet wird", meinte er.

"Sie würden doch auch davon profitieren, wenn das Gebiet nicht mehr überflutet wird", wandte Thomas Fleischhacker ein. "Und es ist klar, dass bebauute Gebiete beim Hochwasserschutz Priorität haben." Heinz Winkler zitierte einen Bauern: "Die Fläche des ganzen Mühlegrüns würde nicht ausreichen, um eine Bauersfamilie zu ernähren." Er zeigte bei einer Karte auf, dass auch gar nicht mehr viel Fläche übrig sei, auf der weitere Industrie entstehen könne.

Für etwa 50 Cent pro Quadratmeter will das Land Privateigentümern Fläche abkaufen, die durch die Schutzmaßnahmen betroffen sind, um die Maßnahme durchführen zu können. Als "lachhaft", bezeichneten viele Anwesende diesen Preis. "Wir könnten die Grundstücke auch leihen oder Ausgleichsflächen suchen", sagte Fleischacker und betonte: "Wenn wir die Flächen nicht bekommen, dann wird das mit der Maßnahme nichts. Wir wollen niemanden enteignen."

Die Hochwasserschutzmaßnahme dinf laut Fleischhacker "in der Größenordnung von 1,5 Millionen Euro". Wann mit ihr begonnen wird, stehe noch in den Sternen. "Wenn alles wirklich schnell geht, reden wir von einem Zeitraum von 2018 aufwärts", so Fleischhacker.