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Planungsfehler beim Fischerbacher Kaltwärmenetz verursachen höhere Kosten. Nachjustierung läuft reibungslos.

Fischerbach - Mehrkosten, Planungsfehler, Beschwerden und Nachbesserungen: Das Projekt Kaltwärmenetz der Bürgerenergiegenossenschaft Fischerbach kämpft mit Vorwürfen und Kritik. Laut Geschäftsbericht haben sich die Kosten für die innovative Technik verdoppelt.

Vor kurzem hat sich ein Mitglied der Genossenschaft mitsamt dem nichtöffentlichen Geschäftsbericht anonym an die Öffentlichkeit gewandt und beklagt, dass das Kaltwärmenetz infolge von Pannen doppelt so teuer werde wie ursprünglich geplant. Bereits im April war hinter vorgehaltener Hand von einer drohenden Insolvenz des Unternehmens die Rede gewesen. Den Schaden hätten Kunden, Firma und die rund 100 Mitglieder der Bürgerenergiegenossenschaft, die sich gemeinsam mit der Gemeinde auf den Weg zu einem energieunabhängigen Fischerbach begeben hat.

Die Verantwortlichen der Wärme GmbH stehen den Anfangsschwierigkeiten des Pilotprojekts pragmatisch gegenüber: "Kein Pilotprojekt schreibt von Anfang an schwarze Zahlen", sagt Geschäftsführer Arnold Schmid, "an der Energiewende führt kein Weg vorbei, aus Fehlern lernen wir, und jetzt heißt es: weiterrennen." Technische Probleme aus der Anfangszeit seien inzwischen behoben, fehlerhafte Wärmepumpen ausgetauscht und Pufferspeicher nachgerüstet. Inzwischen laufen die neuen Anlagen in den Häusern reibungslos, so Schmid.

Entwicklungsfehler und Unachtsamkeit bei der Auswahl der ersten Wärmepumpen und Pufferspeicher durch den Entwickler seien die Ursache für den holprigen Beginn des Projekts gewesen, mit dem sich die Verantwortlichen nicht einfach abfinden wollen: "Jetzt sind wir dabei, nach den Ursachen zu suchen und die Verursacher zur Verantwortung zu ziehen."

"Insolvenzgerücht ist nicht haltbar"

Gemeint sind die Entwickler der Technik, deren Planungsfehler den Fischerbacher Kunden Unannehmlichkeiten und den Verantwortlichen Kopfzerbrechen bereitet haben.

Bereits vor Jahren hat sich Fischerbach auf den Weg zur Unabhängigkeit in Sachen Energie gemacht – laut Bürgermeister Schwarz ein Weg, den man nicht wieder verlassen dürfe, auch wenn Fehler passieren. Er spricht dem Unternehmen weiter uneingeschränkte Unterstützung zu und sagt über das Insolvenzgerücht: "Das ist nicht haltbar."

Das Kaltwärmenetz, betrieben von der Bürgerenergiegenossenschaft unter der Geschäftsführung der Tochter- GmbH Wärme und erdacht von Edgar Schmieder soll die Anwohner seit 2014 im Neubaugebiet Hausmatt mit Wärme und Warmwasser versorgen. Aus dem Neubaugebiet Sonnenmatte nun erreichten Gemeindeverwaltung und Wärme GmbH Beschwerden, was die Funktion der Anlagen betraf. Dennoch hält man an der Technik fest: Eine Machbarkeitsstudie für das künftige Baugebiet "Oberer Wiesenrain", wo im kommenden Frühjahr die Bagger anrollen sollen, läuft im Moment. Grund dafür ist laut Armin Schwarz: "Die Fehler, die am Anfang passiert sind, dürfen sich nicht wiederholen."

Dass die technischen Mängel die Planer teuer zu stehen kommen – die Gesamtkosten sind von 568 000 Euro auf über eine Million gestiegen –, veranlasst manche zur Grundsatzkritik am ganzen System: "Die ganze Welt außer den Fischerbachern ist von der Technik begeistert", sagt Abraham Kern, Mitarbeiter der Wärme GmbH, scherzhaft klagend. Dabei stammten die Fehler aus einer Phase, in der die Bürgerenergiegenossenschaft das Projekt noch gar nicht übernommen hatte.

Die Pumpen zu ersetzen und die Pufferspeicher umzurüsten, kostet pro Anlage wohl einen vierstelligen Betrag, näher will Kern sich dazu nicht äußern. Von den ersten Pumpenlieferanten hat sich die Bürgerenergie getrennt, ohnehin sei es zu Lieferengpässen gekommen, "die Lieferanten haben uns im Regen stehen lassen", so Kern.

Trotz der Pannen und Planungsfehler verabschieden sich die Verantwortlichen von der Technik nicht: Außer vermutlich im Gebiet "Oberer Wiesenrain" soll die Eisspeichertechnik demnächst in der Elztalgemeinde Bleibach zum Einsatz kommen.

Wie man die Kosten, die die Fehlerbeseitigung verursacht hat, wieder hereinbekommen könne, daran arbeite man, sagt Arnold Schmid: "Wir sind im Gespräch, mehr kann ich noch nicht sagen." Er zeigt sich entsetzt darüber, dass inmitten der notwendigen Energiewende das Augenmerk der Leute auf Anfangsschwierigkeiten einer neuen Technik liege. "Wir bauen demnächst die letzte Anlage der zweiten Runde ein und haben nachjustiert", sagt Schmid gegenüber unserer Zeitung, "jetzt funktioniert alles reibungslos." Über Insolvenz denke er nicht nach. Ihm mache zu schaffen, dass vielen nicht bewusst sei, "dass es keine Alternative zur Energiewende gibt und dass Fehler passieren können."