Der geplante Bürgerwindpark am Nillkopf sorgt für Streitereien. (Symbolfoto) Foto: Schwarzwälder-Bote

Fronten scheinen verhärtet: Konsensgespräche über Anlagen am Nillkopf abgebrochen.

Fischerbach - Der geplante Bürgerwindpark am Nillkopf sorgt für Streitereien. Hubert Seiferling, der derzeit den Nillhof aufwendig saniert, sorgt sich um den Standort. Konsensgespräche zu den Energieanlagen sind Anfang der Woche abgebrochen worden, die Fronten scheinen verhärtet.

"Wir sind nicht generell gegen Windkraft", macht Hubert Seiferling gleich zu Beginn des Gesprächs mit dem SchwaBo klar. Dem Ingenieur geht es nicht um eine Verteufelung der erneuerbaren Energien. Er wünscht sich, so sagt er, lediglich einen bedachtsameren Umgang mit ihnen. Derzeit habe er den Eindruck, Anlagen schössen wie Pilze aus dem Boden. Weil auf dem Nillkopf, knapp oberhalb des Hofs, den er vor gut einem Jahr erworben hat, Anlagen entstehen sollen, hat er sich entschieden, aktiv zu werden. Seiner "Interessengemeinschaft (IG) gegen Windkraftanlagen auf dem Nillkopf" haben sich mittlerweile gut ein Dutzend Anlieger angeschlossen.

Der Nillhof liegt unmittelbar unter dem geplanten Bürgerwindpark mit zwei Anlagen der Bürgerenergie Fischerbach, an denen sich das E-Werk Mittelbaden beteiligt.

"Erst einige Monate nach dem Kauf des Hofs habe ich erfahren, dass unmittelbar vor meiner Haustür Windräder geplant sind", erzählt Seiferling. Die Distanz zum Hof sei ein großes Problem, erklärt er. "Sie ist einfach zu gering. Das sind 640 Meter. In Bayern gibt es die Forderung, das Zehnfache der Höhe als Abstand festzulegen, das wären rund 2000 Meter. Damit wären wir zufrieden."

Unter anderem habe er sich die Windenergieanlagen auf der Prechtaler Schanze angesehen. Die dort bereits im Betrieb befindlichen Anlagen vom Typ Enercon E-101 sind kleiner als die auf dem Nillkopf geplanten Anlagen Enercon E-115 mit einer Endhöhe von 206 Metern. Zu dem Besuch sagt er: "Das hat mich erschreckt. Die sind extrem laut." Klaus Schmieder, Vorstand der Bürgerenergie-Genossenschaft Fischerbach, macht allerdings klar: "Die gesetzlich zugelassene Schallgrenze liegt bei 45 Dezibel. Beim Nillhof haben wir 38,5 bis 40 Dezibel Lärmbelastung zu erwarten, da liegen wir also weit drunter."

Der Nillhof soll ein Ort für Ruhesuchende werden, die dem Großstadtlärm entkommen möchten. Aber Seiferling wirft eine Grundsatzfrage auf, die er nicht nur auf den Nillkopf beziehen will: "Wer garantiert, dass die Touristen, nachdem sie Erfahrungen mit dem ›Windwald‹ Schwarzwald gemacht haben, keine Alternative suchen?" Eine Frage, die sich nicht nur in Fischerbach stelle, aber auch andere Anlieger des Nillkopf umtreibe.

Einem Schreiben Seiferlings an Fischerbachs Bürgermeister Armin Schwarz folgten Gespräche mit der Gemeinde und Landrat Frank Scherer, die letztlich in Schlichtungsgespräche zwischen den beteiligten Parteien mündeten: Seiferling als Anlieger und Initiator der IG, Bürgerenergie Fischerbach, Vertreter der Gemeinde sowie des E-Werks Mittelbaden.

Schlichtungsgespräche, die im Laufe dieser Woche abgebrochen wurden. Seiferling berichtet aus der letzten von insgesamt vier Sitzungen, dass kein Kompromiss erreicht werden konnte: Bei einem vorhergehenden Konsensgespräch am 22. Februar hatte Fischerbachs Bürgermeister Armin Schwarz, zu diesem Zeitpunkt noch Aufsichtsratsvorsitzender, vorgeschlagen, lediglich ein Windrad auf dem Nillkopf zu bauen. Beim Gespräch am Montagabend sei es dann allerdings wieder um zwei Bürgerenergie-Windkraftanlagen auf dem Nillkopf gegangen. Die Gespräche seien daraufhin abgebrochen worden.

Auf diesen Abbruch angesprochen, drückt Schmieder sein Bedauern aus: "Mir ist am Konsens gelegen. Ich will keinen Streit mit den Bürgern, die Bürgerenergie ist auch weiterhin gesprächsbereit."

Nur ein Windrad auf den Nillkopf zu bauen, sei allerdings unwirtschaftlich. "Wir kennen ja die Kosten für die Erschließung des Standorts und können mit dem erwarteten Ertrag gegenrechnen. Würde eines hier genügen, würde ich sofort zustimmen." Dass am 22. Februar der Vorschlag, nur ein Windrad zu bauen, gemacht wurde, bestätigt Schmieder. "Allerdings war das ein nicht mit Vorstand und Aufsichtsrat abgesprochener Konsensvorschlag eines Aufsichtsratsmitglieds, der vom Vorstand und Aufsichtsrat noch am selben Abend verworfen worden ist."

"Es wird auf dem Nillkopf zwei Windräder geben oder keines, weil nur eine Anlage unwirtschaftlich ist." Der Berg ist "von der Windhöffigkeit her einer der besten im Schwarzwald", die Erschließungskosten und Stromableitungen seien jedoch sehr aufwändig und teuer. Gleichzeitig bedeutet das: "Der Standort Nillkopf ist für uns alternativlos, da eine Baugenehmigung am benachbarten Brandenkof durch naturschutzrechtliche Auflagen ausgeschlossen ist."

Tourismus ist nicht der einzige Faktor, den die IG ins Spiel bringt. Die Anlieger sorgen sich laut Seiferling auch um andere Wirtschaftsbereiche. "Einer der Höfe hier besitzt Legehennen. Wenn die sensibel auf die Emissionen oder den Schattenwurf reagieren und keine Eier mehr legen, geht es dort um die Existenz des gesamten Betriebs", informiert er.

Zudem bezweifelt Seiferling, ob das artenschutzrechtliche Gutachten alle Faktoren ausreichend beleuchtet hat. Seinen Angaben nach brütet auf dem Nillkopf der seltene Rote Milan.

Solche Bedenken, sagt Schmieder, nimmt die Bürgerenergie selbstverständlich ernst: "Wir wollen die Windräder mit den Bürgern bauen, nicht gegen sie." Daher bedeute auch der Abbruch der Konsensgespräche nicht, "dass wir das eiskalt durchziehen wollen." Letztlich werde die Bürgerenergie sich allerdings an das halten, was im Gesetz steht. Alle für die Genehmigung notwendigen Gutachten seien eingeholt. Auch die im artenschutzrechlichten Gutachten geforderten Ausgleichsmaßnahmen für Fledermäuse und Auerhuhn sind abgeschlossen. "Es zeichnet sich ab, dass wir alle gesetzlichen Vorgaben gut einhalten können", signalisiert Schmieder.

"Wenn die Genehmigung erteilt wird, werden auf jeden Fall zwei Anlagen gebaut." Selbst wenn die Bürgerenergie bei positiven Genehmigungen nicht am Nillkopf baue, sei davon auszugehen, dass dann das E-Werk Mittelbaden den Standort nutzt. Es ist Partner der Fischerbacher Genossenschaft und zu 25 Prozent am Projekt beteiligt. "Wenn wir nicht bauen, baut das E-Werk selbst", so Schmieder. Anthea Götz, Pressesprecherin des E-Werks Mittelbaden, erklärte auf Anfrage des SchwaBo, das E-Werk sei weiterhin am Bau der beiden Anlagen am Standort interessiert.

Prekär ist daher ein Gerücht, das über das Warm-Kalt-Kraftwerk im Neubaugebiet umgeht. Dieses funktioniere nämlich nicht, selbst vom drohenden Konkurs der Bürgerenergie ist die Rede. "Das ist ein reines Gerücht", stellt Schmieder klar. "Es gab Anlaufschwierigkeiten und Probleme, an diesen wird aber gearbeitet beziehungsweise sie sind bereits behoben." Und der drohende Konkurs? "Der Wärmebereich in der Bürgerenergie ist teurer geworden als erwartet", bestätigt der Vorstandssprecher. "Von einer bevorstehenden Insolvenz kann aber nicht die Rede sein."