Die Fischerbacher Musik- und Trachtenkapelle eröffnete die Fescht-Spiele unter der Leitung von Melanie Huber – bei einsetzender Dämmerung. Foto: Störr

Fireobe-Feschtspiele bieten spannende Einblicke in die Geschichte. Fischerbach nimmt sich selbst auf die Schippe.

Fischerbach - Zu seinem 875. Geburtstag hat sich Fischerbach mit den Firobe-Fescht-Spielen und vielen Zuschauern selbst ein schönes Geschenk gemacht. Dass Geschichte durchaus bunt und unterhaltsam sein kann, bewiesen die Laienschauspieler eindrucksvoll.

Regisseur Dieter Neuhaus ist der große Wurf gelungen. Vor der Aufführung wurde auf dem Festgelände traditionsreiches Handwerk gezeigt (siehe Haslach/Hausach-Seite, bis "d’Bott" Klemens Ramsteiner gegen halb neun lautstark verkündete: "S’isch Fiereobend."

Die Ränge der Rathausterrassen füllten sich zusehends und mit dem Neun-Uhr-Läuten ließ die Fischerbacher Trachtenkapelle musikalisch die Sonne aufgehen. "D’Bott" gab den Zuschauern Verhaltensmaßregeln für die Fescht-Spiele an die Hand. So war es beispielsweise verboten, an der falschen Stelle zu lachen – und es war verboten, an der richtigen Stelle nicht zu klatschen.

Dieses einführende Augenzwinkern zog sich durch die mehr als zweistündige Aufführung, in der Fischerbach aus der Vergangenheit in die Moderne geführt wurde. Die Liebe zur Heimat verband alle zwölf Einzelthemen, die in einem Spagat aus humorvollem Lustspiel und beiläufiger Wissensvermittlung hervorragend in Szene gesetzt wurden. Es wurde getanzt, gesungen, geschauspielert und ein überraschend großes Potenzial an Fischerbacher Schauspielkunst gezeigt.

Vom Grundschulchor über den Trachtenverein ging es mit 16 Hauptdarstellern am Fescht-Tisch durch die Geschichte und führte zur Erkenntnis: "Immer weniger Leute interessiert es, wie es früher war." Dass die Bauern dabei keinen leichten Stand hatten und haben, brachte der singende Bauer Eckard Schmieder mit seinen Tieren äußerst amüsant auf die Bühne. Da wurde gebellt, miaut, gegrunzt und ganz schnell ein Ei gelegt, während die Klage lautete: "Den Mist macht nicht das liebe Vieh – zu schaffen macht die Eurokratie."

Große Literatur von Grimmelshausen wurde mit einer Metzgerszene auf dem Fischerbacher Vogelsberg verbunden, Alois Krafzcyk setzte sich als Heinrich Hansjakob zur Festgesellschaft und die Bedeutung von jährlich 80 Millionen Kugelschreibern, die Fischerbach zu einem "Weltdorf" machen, wurde mit einem eigenen Tanz unterstrichen. Im großen Finale sorgten der neue Imagefilm und ausgefeilte Pyrotechnik für einen stimmungsvollen Abschluss.