Schwarzwald-Natur pur bietet der Blick von der Terrasse. Foto: Kluckert

Idyllisch gelegenes Höhengasthaus hat wieder geöffnet. In monatelanger Arbeit aufwendig umgebaut.

Fischerbach - Knapp zwei Jahre war das Höhengasthaus Nillhof wegen Umbauarbeiten geschlossen. Mittlerweile empfangen die neuen Besitzer Martina und Hubert Seiferling in dem aufwändig umgestalteten Haus wieder Gäste.

Endlich geschafft. "Wir haben geöffnet": Seit wenigen Wochen empfängt den Wanderer, Mountainbiker oder Autotouristen dieser auf mehreren hochwertig gestalteten Bannern gedruckte Satz bei der Ankunft am Höhengasthaus Nillhof. Nicht heimlich, aber dafür still und leise haben Hubert und Martina Seiferling nach einer zweijährigen Umbau- und Renovierungsphase das Restaurant wieder eröffnet und gleichzeitig auch die Vermietung von Zimmern und Ferienwohnungen gestartet. Hubert Seiferling sitzt im kühlenden Schatten auf der großzügig angelegten Terrasse mit Blick auf den südlichen Schwarzwald. Während der Unterhaltung bedient seine Frau Martina eine Gruppe Mountainbiker, die voll des Lobs sind: "Ihr habt hier was richtig Tolles geschaffen. Da könnt ihr stolz auf euch sein."

Naturnah leben

Genau das war das Ziel der Beiden, als sie sich im Frühjahr 2015 entschieden, das Höhengasthaus Nillhof vom Oberharmersbacher Hotelier und Gastronomen Rainer Kuber zu kaufen. "Es war eine gute Gelegenheit, außerhalb der Ortschaft in schöner Umgebung naturnah zu leben. Das Interesse war in erster Line nicht das Betreiben der Gastwirtschaft, sondern eher privater Art. Wir wollten naturnah und erholsam wohnen und das Leben genießen", so Seiferling. Und das war mit dem Kauf der Nillhöfe gegeben. Klar war zu diesem Zeitpunkt aber auch, die Gaststätte nur vorläufig zu schließen und nach dem Umbau dann wieder zu betreiben. "Die Wirtschaft hat eine über 70-jährige Tradition und besitzt in der Region einen hohen traditionellen Stellenwert".

Abriss kam nie in Betracht

Daher kam für die neuen Besitzer ein Abriss der alten Gebäude eigentlich nie ernsthaft in Betracht. Stattdessen sollten der ländlich-rustikale Charakter und der ursprüngliche Geist erhalten bleiben. Dementsprechend machten sich die Seiferlings, die schon kurz nach dem Kauf auf die Nillhöfe gezogen waren, mit vielen Ideen, einer gehörigen Portion Mut und Willenskraft gemeinsam daran, das doch recht marode Gebäude Stück für Stück zu sanieren. "Wir haben nie daran gedacht, die alten Gebäude abzureißen und ein neues Einfamilienhaus zu errichten, auch wenn das möglich gewesen wäre. Diese Idee haben wir aber nie verfolgt." Ziel war, die Gebäude zu sanieren und modernisieren, trotz der hohen Auflagen vom Bauamt, beispielsweise beim Brandschutz und den Rettungswegen. "Das größte Problem stellten die recht erheblichen Wasserschäden sowie der Zustand der in die Jahre gekommenen Versorgungsleitungen dar. Wir haben uns dann für eine Komplettsanierung entschieden, schließlich wollten wir keine tickende Zeitbombe ins Haus einbauen", so Seiferling, der von seinen Erfahrungen beim Bau mehrerer Häuser profitieren konnte.

Auch wenn es immer wieder unliebsame Überraschungen gab und der Zeitplan nicht wie gewünscht eingehalten werden konnte: Ans Aufgeben haben die beiden Reitfreunde während der doch recht langen Umbauphase nie gedacht. "Es gab schon Tage, da habe ich mich gefragt, was ich hier eigentlich mache. Aber wenn ich dann am nächsten Morgen aufgewacht bin, aus dem Fenster geschaut habe und den herrlichen Blick genießen konnte, waren alle Zweifel auf einen Schlag beseitigt", so Seiferling.

Bei der Detailplanung gab es ein gleichberechtigtes Miteinander des Ehepaars. "Wir hatten keineswegs immer die gleichen Ideen und Vorstellungen, haben uns aber optimal ergänzt. Da hat eins plus eins nicht zwei sondern mehr ergeben", zieht Seiferling Zwischenbilanz, oder soll man besser sagen: vorläufige Schlussbilanz. Denn jetzt, nach zwei Jahren, sind etwa 80 Prozent der Arbeiten in und um die beiden Gebäude herum ausgeführt.

Bauarbeiten gestoppt

Da die Sanierungsarbeiten in der Gaststätte und auf den Terrassen bereits abgeschlossen sind, entschieden sich die Beiden für die Öffnung der Gastronomie. "Wir wollten damit auch nach außen hin zeigen, dass wir nicht nur ankündigen, sondern auch umsetzen", begründet Seiferling diesen Schritt. Um den Gästen einen angenehmen Aufenthalt zu gewährleisten, sind die restlichen Bauarbeiten erst einmal gestoppt worden und werden im Winter wieder aufgenommen.

Vorerst einmal bleibt die Küche kalt, Kaffeespezialitäten, Kuchen und ein deftiges Vesper wird den Gästen angeboten. Die Gäste: Das sind nach der Vorstellung von Seiferling Wanderer, Mountainbiker, Motorradfahrer aber auch Naturliebhaber, die mit dem Auto kommen. Was die Seiferlings nicht möchten, ist ein Massenbetrieb, der dem Charakter dieser Oase in beeindruckender Natur widersprechen würde. Daher hat sich die Wiedereröffnung des Gaststättenbetriebe auch ohne großes Werbe- und Medientamtam vollzogen. Eine Ausweitung der Öffnungszeiten mit entsprechender Ausweitung der Speisekarte wollen die Seiferlings, die beide nicht aus der Gastronomiebranche kommen, nicht ausschließen. Für diesen Herbst und Winter sind auf alle Fälle einige Veranstaltungen geplant. Die Ideenalette reicht von einem Racletteabend bis hin zu einem Kochevent mit Spitzenköchen. "Großen Wert werden wir dabei auf die Verwendung regionaler und hochwertiger Produkte legen", so der gelernte Ingenieur, der bis vor zwei Jahren bis zum Verkauf seiner Anteile Geschäftsführer und Gesellschafter einer Offenburger Firma für thermische Prozessanlagen war.

Qualität ist das Stichwort

Qualität ist auch das Stichwort bei der Auswahl des Personals ("dafür ist eine faire Entlohnung absolute Voraussetzung") und beim Reitangebot, für das ein großer Dressurplatz mit Offenstall angelegt und gebaut wurde. "Bei uns besteht die Möglichkeit, während des Urlaubs in einer der Ferienwohnungen das eigene Pferd mitzubringen oder einen Reitkurs mit einem qualifizierten Reitlehrer zu absolvieren", umreißt der Pferde- und Naturliebhaber das Angebot. Willkommen seien auch Wanderreiter.

Die Nillhöfe sind eine kleine Ortschaft mit nur wenigen Häusern, die zur Gemeinde Fischerbach gehört und auf knapp 700 Metern Meereshöhe auf einem Höhenkamm liegt, der das Harmersbachtal vom Kinzigtal trennt. Das Wort Nill stammt vom mittelhochdeutschen "nulle" ab, das soviel wie Scheitel, Berggipfel bedeutet. Das Gasthaus stammt vermutlich aus dem 19. Jahrhundert. Bis zum Zweiten Weltkrieg war es die Schankwirtschaft "Zum Nillhof". 1956 gab es die Wiedereröffnung. In den folgenden zehn Jahren wurde das Gebäude erweitert Mitte der 80er-Jahre in "Höhenhotel Nillhof" umbenannt. Nach der Schließung Ende 2014 und einem umfangreichen Umbau eröffneten Martina und Hubert Seiferling das Traditionslokal vor wenigen Wochen.