Präsidenten des Badischen Imkerverbands, Klaus Schmieder, (von links) zeigte den Politikern Sandra Boser und Andre Baumann eine Bienenwabe und sprach die Probleme der Branche an. Foto: Kornfeld

Staatssekretär Baumann ist zu Besuch beim Imkerbund / Insektensterben ist eine Katastrophe

Staatssekretär Andre Baumann hat sich am Donnerstag in Fischerbach beim Präsidenten des Badischen Imkerverbands, Klaus Schmieder, über die Bienengesundheit und Biodiversität informiert. Schmieder berichtete von Problemen der Kinzigtäler.

Fischerbach. Zu dem Treffen hatte die Landtagsabgeordnete Sandra Boser (Grüne) eingeladen. Baumann, vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, nutzte die Gelegenheit sich bei Schmieder über die Probleme rund um die Bienenvölker, wie beispielsweise die Varroa-Milbe, den hohen Pestizid-Einsatz und Monokulturen zu schlau zu machen.

"Das Insektensterben hat die Dimension des Waldsterbens vor Jahrzehnten", erklärte Baumann. Das Wort "Katastrophe" werde zwar oft verwendet, in diesem Fall sei es aber zutreffend. "Seit dem Jahr 2000 ist die Biomasse der Insekten um 80 Prozent zurückgegangen. Wir müssen uns nur erinnern, wie die Windschutzscheiben der Autos vor 20 Jahren im Sommer aussahen, ständig mussten Insekten entfernt werden".

Durch diesen Rückgang bedingt, werden die Vogelarten weniger, beispielsweise sind die Kiebitze und Grauammer bedroht. "Auch Fledermäuse fangen nicht an, Nüsse zu sammeln", so Baumann.

Der Befall durch die VarroaMilbe schwächt die Bienen auf verschiedene Art. Befallene Larven verlieren an Gewicht, die ausgeschlüpften Tiere bleiben kleiner als gesunde Bienen. Die befallenen Insekten besitzen eine kürzere Lebensspanne. Sie haben schlechtere Lernleistungen und kehren häufiger nicht in den Stock zurück.

164000 Hektar Mais (siehe Info) werden in Baden-Württemberg angebaut. Die Imker möchten erreichen, dass davon drei bis fünf Prozent durch die durchwachsene Silphie ersetzt werden. Sie zeichnet sich durch eine hohe Biomasse sowie Biogasausbeute aus. Die Pflanze gilt als gute Bienenweide. Sie blüht in einer Zeit, in der Honigbienen nicht mehr allzu viel Nektar finden und ist auch Nahrung für andere Insekten.

"Honigbienen sind wichtige Indikatoren, sie sind besser erforscht als viele andere Tiere. Geht es den Hummeln und Bienen nicht gut, ist das ein Zeichen dafür, dass es uns Menschen nicht gut geht" so Baumann.

Dank der Arbeit der vielen Imker, werde die Bienengesundheit ständig beobachtet, die Imker seien ein wichtiger Partner für das Ministerium, lobte Baumann. Er hob nicht nur die ökologische, sondern auch ökonomische Bedeutung der Bienen hervor. "Ihre Produktivkraft ist höher als die der Deutschen Bank, wenn man den Wert der Pflanzenbestäubung mitberechnet", so der Politiker. Bienen erbrächten jährlich eine ökonomische Leistung von zwei bis vier Milliarden Euro.

Schmieder wies darauf hin, dass seit 2008, dem Jahr des Bienensterbens, in Deutschland das Verbot der Neonikotinoide in Pflanzenschutzmitteln bestehe. "Die Wirksamkeit dieser Insektizide ist 8000 mal höher als die von DDT, ihr Schaden für die Bienen ist sehr groß", so Schmieder. Er hoffe, dass das Verbot bleibt.

Baumann betonte, die Bedeutung der Biodiversität: "Obwohl es auch um Blümchen geht, ist es alles andere als Blümchenpolitik. Auch die Bundesregierung muss mit an dem Strang ziehen.".

INFO

Monokulturen

Rund 29 000 Tonnen Pflanzenschutzmittel werden pro Jahr in Deutschland eingesetzt, so der Präsident des Badischen Imkerverbands, Klaus Schmieder. Es gebe viele Monokulturen, wie Raps oder Mais. Das bedeute für die Bienen ein kurzzeitiges Überangebot an Nahrung, während der Blüte und anschließend aber ein zu geringes Angebot.