Rechtzeitig zum Fest fällt das Novembergehalt vieler Arbeitnehmer wieder gehaltvoll aus.

Stuttgart - Dem ungetrübten Weihnachtsfest vieler Arbeitnehmer steht in diesem Jahr so gut wie nichts im Wege: Die meisten Unternehmen überweisen ihren Angestellten ein Weihnachtsgeld.

Die Stimmungslage in der deutschen Wirtschaft war schon besser - angesichts der Euro-Krise droht möglicherweise sogar eine Rezession. Doch bei vielen Firmen sind die Auftragsbücher weiterhin gut gefüllt. Deshalb fahren sie beim Weihnachtsgeld auch keinen Sparkurs, wie eine Umfrage unserer Zeitung ergeben hat. Manche Firmen zahlen ein volles 13. Monatsgehalt.

Maschinenbau

Je nach Länge der Betriebszugehörigkeit erhalten die Mitarbeiter des Stuttgarter Anlagenbauers Dürr wie 2010 einmalig 55 Prozent ihres Monatsgehalts. Das bezieht sich allerdings nur auf die tariflich Angestellten; die außertariflich Beschäftigten sind davon nicht betroffen, teilte ein Firmensprecher mit. Deren Weihnachtsgeld sei mit dem Jahresgehalt abgegolten, im Übrigen würden sie erfolgsorientiert bezahlt.

Weniger zugeknöpft gibt sich der Sägenspezialist Stihl aus dem nur wenige Kilometer entfernten Waiblingen. Die Höhe der Weihnachtsgratifikation für die 3800 Mitarbeiter ist von der Länge der Betriebszugehörigkeit abhängig; dabei erstreckt sich die Bandbreite auf zehn bis 65 Prozent eines Monatseinkommens. Zudem werden die Stihl-Beschäftigten am Erfolg der Firma beteiligt und erhalten jeweils im Mai eine Prämie für das Vorjahr. Weiter können sie jährlich Genussrechte in Höhe von 1350 Euro erwerben, wobei das Unternehmen 900 Euro vom Kaufpreis übernimmt. Diese Genussrechte werden in Abhängigkeit vom Unternehmenserfolg mit zehn Prozent verzinst. Der Ditzinger Werkzeughersteller Trumpf hält sich beim Thema Weihnachtsgeld an den Metalltarivertrag und bezahlt seinen Angestellten wie im Vorjahr 55 Prozent eines Monatsgehalts.

Automobilindustrie

"Wie letztes Jahr", heißt es auch bei Porsche auf die Frage nach dem Weihnachtsgeld, und das bedeutet: Der Sportwagenhersteller schnürt seinen Mitarbeitern ein volles zusätzliches Monatsgehalt als Weihnachtspäckchen. Weniger üppig fällt die Weihnachtsgabe dagegen bei Daimler aus; dort erhalten die Angestellten je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit 25 bis 55 Prozent eines Monatsgehalts. Das Unternehmen orientiert sich damit wie im Jahr 2010 am Metalltarifvertrag.

Beim Friedrichshafener Automobilzulieferkonzern ZF gibt es keine konzernweite, sondern individuelle Regelungen zu Sonderzahlungen an den einzelnen Standorten. In Friedrichshafen etwa erhalten die Mitarbeiter mit dem Juli- Gehalt eine tarifliche Sonderzahlung in Höhe von bis zu 60 Prozent eines Monatsgehalts. Ende November bezahlt ZF zudem eine Erfolgsbeteiligung für das laufende Geschäftsjahr. In diesem Jahr ist das eine Abschlagszahlung von 800 Euro, Der Rest kommt im April 2012.

Auch bei Bosch bemisst sich die Höhe des Weihnachtsgeldes nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit. So liegt die Zahlung in Nordwürttemberg/Nordbaden nach drei Jahren bei 55, nach zwei Jahren bei 45 und nach einem Jahr bei 35 Prozent. Nach sechs Monaten erhält der Mitarbeiter einmalig 25 Prozent vom Bruttomonatsverdienst.

Energie

Bei Deutschlands drittgrößtem Energieunternehmen EnBW können sich die Mitarbeiter ebenfalls über eine einmalige Aufstockung ihres Novembergehalts freuen. "Die Auszahlung eines zusätzlichen vollen Monatsgehalts als Weihnachtsgeld ist wie in den Vorjahren Teil der tariflichen Vereinbarung", so eine Unternehmenssprecherin. Die außertariflich Beschäftigten erhalten Boni zum Fest.

Einzelhandel

Die Drogeriemarktkette Schlecker bezahlt ihren Mitarbeitern 62,5 Prozent ihres Monatsgehaltes. Gleiches gilt für den Konkurrenten dm. "Außerdem gibt es bei dm aufgrund der erneut sehr positiven Geschäftsentwicklung eine weitere Ausschüttung mit einer Sonderzahlung von insgesamt mehr als zehn Millionen Euro an die Mitarbeiter", teilte Erich Harsch, Vorsitzender der Geschäftsführung, mit. Diese Jahresabschlussvergütung sei unabhängig vom Einkommen. "In voller tariflicher Höhe" bezahlt Drogeriemarkt Müller seinen Mitarbeitern ein Weihnachtsgeld; in diesem Jahr sind das drei Prozent mehr als im Vorjahr. Zudem erhalte jeder Beschäftigte einen Zuschuss von 25 Euro für die Teilnahme an einer betriebs- beziehungsweise abteilungsinternen Weihnachtsfeier. Und: "Zum Nikolaustag gibt es für alle 26 500 Mitarbeiter eine prall gefüllte Nikolaustüte", teilte Geschäftsführer Erwin Müller mit.

Beim Kaufhaus Breuninger richtet sich die Höhe des Weihnachtsgelds wie gehabt nach dem Grundgehalt und den entsprechenden Zulagen. Entsprechend können die Angestellten mit einer Zusatzzahlung zwischen 50 und 62,5 Prozent rechnen; im vergangenen Jahr lag die Höchstmarke der Auszahlung noch bei 60 Prozent.

IT-Branche

Unverändert zum Vorjahr ist die Regelung bei HP: Hier ist es die Hälfte eines Monatsgehalts, die zu Weihnachten zusätzlich ausgezahlt wird. Bei IBM dagegen wird es kein extra Weihnachtsgeld geben; diese Zahlung sei bereits mit dem Jahresgehalt abgegolten, sagte eine Sprecherin. Generell herrsche in dem amerikanischen Unternehmen ein anderes, stark leistungsorientiertes Bezahlsystem. Zweimal im Jahr würden Zielsetzungsgespräche geführt, auf deren Grundlage sich die jeweilige Bezahlung berechne. "Damit erzeugen wir eine hohe Motivation unter den Mitarbeitern, sich anzustrengen", so die Sprecherin.

Knapp 10 000 Mitarbeiter beschäftigt der Optikkonzern Carl Zeiss in Deutschland, und diese erhalten je nach Betriebszugehörigkeit wie im Vorjahr zwischen 25 und 55 Prozent eines Monatsgehalts. Für das abgeschlossene Geschäftsjahr 2010/11 bekommen sie zudem eine Erfolgsbeteiligung, eine Jahresprämie von 2000 Euro sowie Genussscheine in Höhe von 360 Euro. Insgesamt schüttet Carl Zeiss 24 Millionen Euro Erfolgsbeteiligung an die Mitarbeiter in Deutschland aus; für die Angestellten außerhalb Deutschlands gibt es länderspezifische Modelle.

Banken und Versicherungen

An die tarifliche Vereinbarung hält sich die LBBW und bezahlt ihren Mitarbeitern im November ein volles 13. Monatsgehalt. Die Allianz zahlt ihren Beschäftigten, die nicht leitende Angestellte sind, 80 Prozent eines Monatsgehalts als Weihnachtsgeld. Die leitenden Angestellten erhalten dagegen Boni, die an Ziele und Vorgaben geknüpft sind.