Ein Rettungshubschrauber der Deutschen Rettungsflugwacht kreist am Sonntagmittag über dem Feldberg im Schwarzwald in der Nähe des Resiliftes. Dort sind zwei geübte Skisportler beim Zusammenstoß auf einer Familienpiste ums Leben gekommen, obwohl beide Helme trugen. Foto: Segger

Rätseln nach Tragödie auf Anfängerpiste: Beide Fahrer trugen Helme und waren nicht alkoholisiert.

Feldberg - Ein Skihelm kann Leben retten – das wissen Skifahrer nicht erst seit den Unfällen von Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) und Rennfahrerlegende Michael Schumacher. Und doch kommt es ausgerechnet in dieser Sportart, die sich der höchsten freiwilligen Helmtragequote rühmen kann, immer wieder zu tödlichen Unfällen – trotz Kopfschutzes. So wie am Sonntagnachmittag auf dem Feldberg. Dieser unerklärliche Unfall, bei dem zwei 29 und 30 Jahre alte Männer aus dem Elsass und dem Landkreis Böblingen auf kinderleichter Piste ums Leben gekommen sind, gibt nicht nur der Polizei Rätsel auf.

Klar ist mittlerweile: Beide Fahrer trugen Helme und waren nicht alkoholisiert, als es kurz vor Pistenschluss bei sehr guten Wetter-, Pisten- und Sichtverhältnissen zu dem Unglück kam. Zudem galten beide Männer als erfahrene Skiläufer, meldet die Polizei am Montag.

Die Piste, auf der der Unfall geschah, gilt als einfache "Familienabfahrt" der Anfängerkategorie "blau". "Um an dieser Örtlichkeit so schwer zu verunglücken, muss einer der beiden Fahrer entweder sehr, sehr schnell gefahren sein oder die Kontrolle über seine Fahrt verloren", vermutet Skilehrer Tom Bührer, der seit 25 Jahren am Feldberg tätig ist. "An so ein schweres Unglück an dieser Stelle kann ich mich hier in all den Jahren jedenfalls nicht erinnern. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Unfalls würde ich als extrem gering einschätzen", erklärt Bührer, der vermutet, dass einer der beiden Unfallbeteiligten vom neuen Zeigerlift aus gefahren und dabei entsprechend schnell geworden sein könnte.

Helfen konnte den Männer niemand mehr

Die Lifte am Seebuck auf dem Feldberggipfel waren bereits abgestellt, als die beiden Männer kurz vorm Ende der Piste am "Resilift" verunglückten. "Einer unserer Leute war kaum eine Minute nach dem Unfall schon vor Ort", berichtet David Voulant, der Pressesprecher der Schwarzwälder Bergwacht.

Beide Skifahrer seien so schwer verletzt gewesen, dass man sofort mit der Wiederbelebung habe beginnen müssen. Helfen konnte den beiden Männern jedoch niemand mehr. Beide starben trotz intensiver Reanimationsversuche und des schnellen Großeinsatzes der Retter, an dem auch zwei Helikopter beteiligt waren, noch am Unfallort an den Folgen ihrer zahlreichen Verletzungen. Mindestens einer der beiden soll schwerste Kopfverletzungen gehabt haben.

"Auch wenn es sich hier um eine Familienpiste für Skianfänger handelt, kann man an der Unfallstelle 70 bis 80 Kilometer oder noch schneller unterwegs sein", berichtet Voulant weiter. Mit modernem Equipment sei das kein Problem, bestätigt auch Tom Bührer. Ob die Männer indes so schnell gewesen sind, ist zumindest offiziell noch offen. Grundsätzlich sei es aber immer ratsam, beim Skifahren auf eine angemessen Geschwindigkeit und auf andere Fahrer zu achten, so David Voulant. "Wir haben sicher mehr als zehn Kollisionen auf den Pisten am Feldberg im Jahr, aber solch tragische Folgen gibt es praktisch nie." Der Unfall am Seebuck am Sonntag sei "sehr ungewöhnlich". Der letzte Tote beim Skifahren auf dem höchsten Berg des Landes sei vor drei Jahren ein Mann gewesen, der an einem Herzinfarkt starb.

Auch Stefan Wirbser ist immer noch fassungslos. Die Sonne scheint wieder auf die schneebedeckten Hügel am Feldberg, doch am Tag nach dem tödlichen Zusammenstoß zweier Skifahrer ist die Stimmung gedrückt. "Das ist unerklärlich. Wir können uns nur wundern, wie so etwas passieren konnte", sagt Wirbser, Vorsitzender der örtlichen Liftbetreiber, Präsident des Skiverbandes Schwarzwald und Bürgermeister der Gemeinde Feldberg mit knapp 2000 Einwohnern. Die Sicherheit des Skisports will der Liftbetreiber wegen solcher tragischer Vorfälle aber nicht grundsätzlich infrage stellen. "Am Ende kommt es immer auf die Eigenverantwortung des Einzelnen an", sagt er.

Der Feldberg im Südschwarzwald und seine Umgebung bilden mit 55 Kilometern Skipisten und 35 Liften das größte und bedeutendste Wintersportgebiet in Baden-Württemberg. Im Durchschnitt kommen laut Liftbetreiber 400.000 bis eine halbe Million Skifahrer pro Saison.

Bei der Aufklärung dieses jüngsten Tragödie tappt die Polizei bislang noch im Dunkeln. Unmittelbar nach dem Unglück nahmen die Beamten die Ermittlungen auf. Die Feuerwehr leuchtete die Piste mit zwei Strahlern aus, damit die Kriminalpolizei ihre Ermittlungen fortsetzen konnte. Zur Klärung sucht die Freiburger Polizei dringend weiterhin Zeugen des Zusammenstoßes. Nähere Erkenntnisse zur Todesursache der beiden Männer erhoffen sich die Ermittler von einer Obduktion der beiden Toten in den kommenden Tagen.

Seite 2: Tödliche Unfälle auf der Skipiste

Tausende Menschen verunglücken jährlich beim Skifahren. Doch tödliche Unfälle wie jetzt im Schwarzwald sind verhältnismäßig selten. Chronik tödlicher Unfälle im Schnee:

Dezember 2015

Im Salzburger Pinzgau fährt ein 21-Jähriger aus Münster über den Pistenrand hinaus, stürzt eine Böschung hinab und prallt gegen mehrere Bäume. Jede Hilfe kommt zu spät.

Ein Wintersportler aus München stirbt im selben Monat in den Tiroler Alpen. Er hatte bei der Abfahrt eine Geländekante übersehen und war mit dem Kopf auf die Piste geschlagen. Auch sein Helm schützte ihn nicht.

Februar 2015

Ein 26-Jähriger kollidiert mit einer Skiläuferin im oberbayerischen Lenggries und wird gegen eine Schneekanone geschleudert. Er stirbt im Krankenhaus.

Dezember 2014

Im österreichischen Skigebiet Montafon stürzt ein 31 Jahre alter Deutscher kopfüber in den Tiefschnee und erstickt. Er hatte die Piste verlassen und im freien Gelände die Kontrolle verloren.

Januar 2012

Auf dem Weg durch steiles, felsiges Gelände überschlägt sich ein Skifahrer in den österreichischen Alpen und stürzt kopfüber in einen zugefrorenen Bach. Der 45-Jährige aus Brandenburg wird tödlich verletzt.