Der TSV Calw war in Vaihingen/Enz für seine Gegner eine Nummer zu groß. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder-Bote

Bundesliga: Doppelerfolg in Vaihingen/Enz: Hessestädterinnen brüskieren Europapokalsieger TSV Dennach.

Calw - Der TSV Calw ist der strahlende Sieger des Süd-Gipfels der Faustball-Bundesliga der Frauen: Überraschend zerlegten die Hessestädterinnen die beiden Top-Teams aus Dennach und Vaihingen/Enz.

Nachdem der erste Süd-Gipfel der Faustball-Bundesliga der Frauen in Neuenbürg mit den drei Top-Teams – dem TSV Dennach, dem TSV Calw und dem TV Vaihingen/Enz – in der Tabelle sechs Spieltage lang für ein ungewohntes Bild gesorgt hatte, hat der zweite Süd-Gipfel mit dem Rückspiel beim TV Vaihingen/Enz das Bild gedreht. Der TV Vaihingen/Enz geht mit 20:4 Punkten und 30:11 Sätzen vor dem TSV Calw (18:6 Punkte, 30:12 Sätze) auf die Zielgeraden. Dahinter folgen der TSV Dennach (16:4 Punkte, 26:7 Sätze) und die TG Landshut (16:4 Punkte, 27:10 Sätze), beide mit zwei Spielen weniger. Nach Minuspunkten schon sechs Punkte zurück der TSV Niedernhall, der nicht mehr um die Vergabe der drei DM-Endrunden-Plätze mitbieten kann.

"Wir sind nach dem Höhenflug im Europapokal hart in der Bundesliga gelandet", kommentierte Dennachs Trainer Rudolf Reuster die Ergebnisse. Er sei schon "mit einem unguten Gefühl angereist", so Reuster, und die Partie gegen den TV Vaihingen/Enz hätte ihn trotz des 3:0-Erfolgs noch darin bestärkt. "Das war nicht das, was wir können", kommentierte der Dennacher Coach das 11:9, 11:4 und 11:8. Sein Team benötigte zahlreiche lange Ballwechsel, um ans Ziel zu kommen. "Zu viele Eigenfehler und dann sind uns Bälle durchgerutscht, die haben wir uns im Europapokal noch geholt", analysierte Reuster. Dass dennoch nichts anbrannte, lag auch am Gegner. Ex-Nationalspielerin Marie Theres Rothmaier war bei Weitem nicht so effektiv wie gewohnt, bedingt auch durch ein schlechtes Timing im Zuspiel.

Nach einer kurzen Pause kam es dann zum Derby zwischen dem TSV Dennach und dem TSV Calw. Dabei traf der Europacupsieger zwar auf einen hoch motivierten Gegner, zeigte sich davon jedoch bis zum 8:3 nicht sonderlich beeindruckt. Die Überlegenheit ging zu Lasten der Konzentration, die Calwerinnen kämpften sich angeführt von der jungen Henriette Schell Punkt für Punkt ins Spiel zurück. Schell hielt sich an die Marschroute von Trainer Björn Gumbinger, jede Angabe kurz auf die rechte oder linke Hand der Dennacher Nationalspielerin Sonja Pfrommer zu schlagen. Die wurde dadurch aus dem Spiel genommen und zeigte sich mit der Zeit sichtlich genervt.

Schell und Dannecker schießen Dennach ab

Der erste Satz entwickelte sich bis zum 10:10 zu einem Match auf Augenhöhe – mit Happy End (13:11) in der Verlängerung für den TSV Calw. Der kam im zweiten Satz in einen Lauf, die bärenstarke Henriette Schell und Steffie Dannecker schossen die Dennacherinnen regelrecht ab. Zwischenzeitlich hatte Reuster Pfrommer eine Auszeit verordnet – ohne Erfolg. Das 11:5 grenzte an Majestätsbeleidigung nach dem Seitenwechsel. Jetzt wieder mit Sonja Pfrommer folgte mit 11:5 Bällen die Dennacher Retourkutsche.

Der vierte Satz konnte für Calw den Sieg oder Dennach wieder ins Spiel bringen. Diese Chance wirkte anfänglich jedoch lähmend auf das Gumbinger-Quintett. Die Dennacherinnen zogen auf 6:2 weg. Gumbinger beantragte eine Auszeit. Warum die den TSV Dennach so aus dem Rhythmus brachte, bleibt ein Rätsel. Henriette Schell versenkte gleich den ersten Ball zum 3:6. Sonja Pfrommer donnerte in Folge drei Bälle ins Aus – beim Stande von 6:6 stand das Spiel auf der Kippe. Schell gegen Pfrommer und per Schmetterball zum 8:6, Pfrommer mit Wut zum 7:8 – jetzt regierte die Dramatik. Dannecker traf für Calw zum 7:9, Pfrommer zum 8:9, Christiane Grüneberg glich mit einem frechen Stoppball aus. Schell blieb konsequent bei ihrer Taktik, gegen Pfrommer zu spielen, der prompt ein Querschlag über die Hand zum 9:10 rutschte. Dann ein schlechtes Zuspiel bei Calw auf Schell, die konnte nur noch agieren, Pfrommer im Rückschlag zum 10:10. Die Entscheidung ging in die Verlängerung und die gehörte Henriette Schell. 11:10 und 12:10 in Folge – jeweils mit zwei Bällen gegen Sonja Pfrommer, die Weltmeisterin war nach der zweiten Saisonniederlage bedient, der TSV Calw bejubelte die Rückkehr auf die Bühne, auf der die Plätze für die DM-Endrunde verteilt werden.

Im letzten Spiel stand sich dann der aktuelle Tabellenführer TV Vaihingen/Enz und der TSV Calw gegenüber. Für die Hessestädterinnen war es nach dem Hoch gegen Dennach nicht einfach, wieder ins Spiel zu finden, aber auch die Gastgeberinnen zeigten sich nach ihrer Niederlage gegen den TSV Dennach verunsichert. Die weiße Weste des TVV war weg – und mit ihr das Selbstvertrauen. Bis zum 6:6 sahen die rund 120 Zuschauer ein reines Fehlerspiel, dann bekam Calw die Kurve. Vom Gastgeber kam nichts mehr, was die Abwehr mit Sabrina Bauer und Samantha Lubik sowie Lisa Kübler im Zuspiel bis zum 11:6 noch hätte erschrecken können. Der zweite Satz entwickelte sich zu einer Kopie, bis Henriette Schell den TSV Calw mit 8:6 in Führung brachte.

Ab da ging alles ganz schnell: Marie Theres Rothmaier in die Leine (6:9), ein satter langer Ball von Schell (6:10), Rothmaier ins Aus (6:11). Von der Demontage erholte sich der Tabellenführer nicht mehr. Die Körpersprache war eindeutig, sie spiegelte sich im Endergebnis von 4:11 Bällen im dritten Satz zu Gunsten des TSV Calw wieder.