Das große Ziel ist erreicht: Die Faustballer des TSV Calw haben den Sprung in die 1. Bundesliga geschafft. Foto: Heuer

Faustball: Sahnehäubchen auf unglaubliche Saison der Männer. Schlattinger: Hier möchte ich bleiben.

"Wir waren so heiß auf den Erfolg", jubelte Spielertrainer Bodler, als nach dem 3:0-Sieg gegen den TV Waibstadt klar war, dass die Calwer Faustballer in der Aufstiegsrunde Platz zwei und damit den Sprung in die 1. Bundesliga (Halle) geschafft haben.

Die nach Weinheim mitgereisten 70 Calwer Fans und acht Sportler in Orange waren aus dem Häuschen. Nach der Auftaktniederlage gegen den TV Hohenklingen hatte die Mannschaft des TSV Calw ihre Kämpferqualitäten unter Beweis gestellt und sich mit zwei Siegen den Durchmarsch von der Schwabenliga in die höchste Spielklasse. gesichert.

"Entscheidend war, dass sich unser Schlagmann Raphael Schlattinger nach nervösem Start immer weiter steigerte und die gesamte Mannschaft mitriss. So kamen die klaren Siege gegen die beiden West-Vereine zustande", so Bernd Bodler.

Gastgeber TV Wünschmichelbach hatte vor rund 300 Zuschauern einen Start nach Maß erwischt und besiegte den West-Zweiten TV Waibstadt klar 3:0. Es folgte das Duell der Südklubs TV Hohenklingen und TSV Calw. In der Hallenrunde setzte es zwei Niederlagen für die Schwarzwälder, diesmal wollten sie den Spieß umdrehen, den herausragenden TVH-Angreifer Michael Krauß konsequent anspielen und so seine Offensivkünste ausbremsen. Doch es kam ganz anders. Michael Krauß ließ die Calwer ins Leere laufen und beschäftigte TSV-Kapitän Raphael Schlattinger mit spektakulären Bällen. Der TV Hohen-klingen ging 5:0 in Führung. Mehr als ein Verkürzen auf 7:11 war für die Calwer nicht drin. Der zweite Satz war ein Abziehbild des ersten Durchgangs. Wieder ging der TV Hohenklingen 5:0 in Führung. Wiederum stand es am Ende 11:7 für den Favoriten,

Die Taktik der konsternierten Calwer war dahin, sie mussten nun endlich den Einstieg in das Turnier finden und einen totalen Fehlstart verhindern. Routinier Bernd Bodler übernahm die Initiative, entlastete als Angabenschläger Schlattinger und verhalf dem Schweizer zu besseren Aktionen. Dem TSV Calw gelang der erste Satzgewinn (11:7) und war im vierten Satz gleichauf, doch der TV Hohenklingen machte nach zwei hauchdünnen Aus-Bällen glücklich mit 11:9 den Sack zu.

Nun galt es, die Enttäuschung in der kurzen 15-Minuten-Pause schnell zu vergessen. Mit Heavy-Metal-Musik und aufmunternden Worten von Betreuer Thomas Stoll stellten sich die Männer auf den Vergleich mit dem zuvor erfolgreichen TV Wünschmichelbach ein. Plötzlich stand ein ganz anderes Team auf dem Feld. Die Calwer standen sicher, Raphael Schlattinger drosch die Lederkugel selbstbewusst den Badenern um die Ohren. 5:0, 8:2, Bodler blockte bärenstark gegen Nationalspieler Dennis Gruber. Die Abwehr mit Marco Stoll und Philipp Kübler ließ nur noch wenige Bälle passieren, Nick Stoll legte zentimetergenau vor. 11:5 und dann sogar ein fast unfassbares 11:1 waren die Folge. Der heimische Fanblock wurde mucksmäuschenstill. Dann fing sich der TV Wünschmichelbach, die Calwer bekamen das Nervenflattern (1:4), bei Spielstand 8:9 musste Abwehrspieler Marco Stoll gegen Lukas Gruner ausgewechselt werden. Der blieb fehlerlos, doch "Wü’bach" verkürzte (9:11). Doch die Calwer hielten anschließend gut dagegen und machten mit einem 11:9 den Sack zu. Die Hoffnung war zurück.

Nachdem sich TV Hohenklingen gegen TV Waibstadt anschließend schwer tat und glücklich 3:2 obenauf blieb, war die Aufrechnung klar: Gewinnt der TSV Calw 3:0 gegen den TV Waibstadt, darf gefeiert werden. Beflügelt von dieser Aussicht, zeigte der Süd-Zweite gegen den West-Zweiten von Beginn an und vor den Augen von Männer-Bundestrainer Olaf Neuenfeld, wer der Herr im Ring ist. 11:5, 11:4, 11:5, der klare Sieg war nie gefährdet. Sektkorken knallten.

"Nie mehr 2. Liga", erklang es aus den Kehlen von Spielern und Fans – auch wenn das so nicht stimmt. Denn in der Feldrunde müssen die Calwer das Aufstiegskunststück dieses Winters erst einmal wiederholen.

Am Ende wurde abgerechnet: Hohenklingen behielt auch gegen Wünschmichelbach 3:2 die Oberhand und begleitet den TSV Calw ins Oberhaus.

Weltmeistertrainer Neuenfeld war beeindruckt: "Ich hatte erwartet, dass es hier knappe Entscheidungen geben wird. Was mich aber wirklich überrascht hat, ist das hohe Niveau der Begegnungen. Die beiden Aufsteiger sind stark und brauchen sich vor der 1. Bundesliga nicht zu fürchten."

Von den jungen Calwer, in den vergangenen Jahren erfolgreich von Bernd Bodler geführt, dürfen weitere Fortschritte erwartet werden. Die Abwehr scheint schon jetzt erstligatauglich, Bodler spielt so stark wie selten zuvor.

Und nach seinem ersten Halbjahr im Calwer Trikot machte der Schweizer Raphael Schlattinger eine Liebeserklärung an seinen Verein: "So etwas wie beim TSV habe ich noch nicht erlebt. Ein super Zusammenhalt, diese Fans, diese Kameraden – einmalig. Hier möchte ich bleiben."

Auf der Heimfahrt im Fan-Bus und der anschließenden Party im Vereinsheim gab es vieles zu besprechen. Und noch mehr zu feiern. TSV Calw: Bernd Bodler, Nico Stoll, Moritz Pfrommer, Raphael Schlattinger, Nick Stoll, Lukas Gruner, Philipp Kübler, Marco Stoll.