Tier- und Menschenliebe: Hilfe richtet oft mehr Schaden an, als dass sie Nutzen bringt.

Tierliebe: "Lasst mich in Ruhe", flehen die Knopfaugen. Natürlich nützt dem kleinen Kerl kein Betteln: Igel, die übereifrigen Naturfreunden in die Hände fallen, werden gnadenlos in Kartons gepackt und mit Milch zwangsernährt. Die Wildtiere, die außer einem Laubhaufen und Würmern nicht viel brauchen, überstehen diese "Rettungsaktion" meist nicht. Falls sie doch das Frühjahr erleben, bekommen sie zu spät Junge. Dann stirbt die nächste Igelgeneration.

Suchthilfe: Keine Hilfe ist oft die beste Hilfe. Beratungsstellen empfehlen ausdrücklich, Alkoholiker oder andere Suchtkranke auf gar keinen Fall in ihrer Abhängigkeit und Unselbstständigkeit zu unterstützen, etwa indem man ihnen lästige alltägliche Aufgaben abnimmt. Stattdessen solle man ihnen möglichst früh und klar die Rote Karte zeigen. Abhängige müssen lernen, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen.

Schutzzölle: Wer auf das ständige Gejammer von Chefs hört, tut ihnen nichts Gutes. Damit sie sich nicht überanstrengen, wurden etwa die italienischen Autohersteller bis in die 70er Jahre vor ausländischer Konkurrenz bewahrt: Importquoten, Schutzzölle, patriotische Appelle zum Kauf heimischer Marken. Irgendwann ließ sich dann aber nicht mehr verheimlichen, dass woanders preiswerte Vehikel ohne Rostflecken gebaut werden. Nur mit Mühe wurde Italiens Industrie wieder wettbewerbsfähig.

Fördermittel: Manchmal ist nicht so klar, was wohlgemeinte Aktionen bringen. Der Wirtschaftswissenschaftler Michael Lechner von der Uni St. Gallen hat sich deshalb die "aktive Arbeitsmarktpolitik" angeschaut, für die in Deutschland viele Milliarden Euro ausgegeben werden. Das niederschmetternde Ergebnis: In den Jahren 2000 bis 2002 waren die Teilnehmer der pro Kopf bis zu 20.000 Euro teuren Förderprogramme bis zu 13 Monate länger arbeitslos als Jobsucher, die sich ohne Kurs oder ABM um eine Stelle bemühten.

Geschenke: Gute Gaben können bösartig sein. Der König von Siam schenkte einst unliebsamen Höflingen weiße Elefanten: Die heiligen Tiere durften nicht geschlachtet werden, waren zu keiner Arbeit zu gebrauchen und trieben die Empfänger in den Ruin. Als "weiße Elefanten" werden heutzutage nutzlose Entwicklungshilfeprojekte bezeichnet: verrostende Busdepots, versumpfende Staudämme, verrottende Industrieruinen. Für die sinnlosen Prestigebauten, die korrupte Potentaten bei westlichen Konzernen bestellten, müssen oft noch Schulden abbezahlt werden, da die Gönner nur einen Teil finanzierten.

Entwicklungshilfe: Gerade die ärmsten Gegenden der Welt sind Helfern oft wehrlos ausgeliefert. Während der Kosovo-Krise flog zum Beispiel die Bundeswehr gebrauchte Matratzen für Flüchtlinge nach Skopje. Dumm nur, dass in Skopje die größte Matratzenfabrik des ehemaligen Jugoslawien stand, die prompt viele Arbeiter entlassen musste. Caritas International berichtet, dass in Mostar noch heute Hunderte Tonnen unbrauchbarer Medikamente vermodern: Beipackzettel in deutscher Sprache kann dort nun mal kaum jemand lesen. Und für die Entsorgung des Arznei-Spendenmülls hat der Staat Bosnien-Herzegowina kein Geld.

Katastrophenhilfe: Die holländische Journalistin Linda Polman ist empört, dass "mit den Spenden Kriege finanziert werden", die ohne Unterstützung von außen viel früher ausbluten würden. Sie selbst hat 1995 die "totale ethische Katastrophe" erlebt: In Flüchtlingslagern im Kongo versammelten sich Regierung, Armee und Milizen der Hutus, sprich die Täter des Völkermords in Ruanda. Sie wurden von rund 250 internationalen Hilfsorganisationen aufgepäppelt und setzten wohlgenährt ihre Raubzüge fort. Erst nach einem Jahr konnte eine Tutsi-Armee den Spuk beenden.

Wird Afrika vielleicht gerade deshalb immer ärmer, weil sich immer mehr Organisationen aller Art einmischen? Experten fordern jedenfalls ein Ende der Fehlentwicklungshilfe. Nicht nur, weil sie ungute Regime erhält und eine demotivierende Bettlermentalität erzeugt: Kein Unternehmen kann mit Geschenken konkurrieren. Wie soll zum Beispiel eine Textilindustrie aufgebaut werden, wenn Gratis-Altkleider den Markt kaputt machen? Immer öfter kommt es vor, dass Entwicklungsländer es machen wie Indien: Dort dürfen dubiose karitative Organisationen erst gar nicht ins Land.