Die Polizei versucht einen Überfall auf einen 38-Jährigen zu klären Foto: dpa

So richtig schlau werden die Ermittler der Kriminalpolizei nicht aus dem 38-Jährigen. Sein Fall hatte am Sonntagmorgen für Aufsehen gesorgt, als ihn eine Passantin mit einer Stichverletzung im Oberschenkel in einem Gewerbegebiet in Filderstadt-Sielmingen entdeckte. Doch was genau passiert war, bleibt unklar.

Filderstadt - So richtig schlau werden die Ermittler der Kriminalpolizei nicht aus dem 38-Jährigen. Sein Fall hatte am Sonntagmorgen für Aufsehen gesorgt, als ihn eine Passantin mit einer Stichverletzung im Oberschenkel in einem Gewerbegebiet in Filderstadt-Sielmingen entdeckte. Bei der Fahndungsaktion flog ein Polizeihubschrauber tief über den Ort, um nach vermeintlichen Tätern zu suchen. Doch was genau passiert war, bleibt unklar.

Angeblich war der nigerianische Staatsangehörige am frühen Sonntagmorgen gegen 6 Uhr in einer S-Bahn von einem Trio beraubt worden. Er sei nach einem Konzert in Leinfelden alkoholisiert in den Zug eingestiegen und habe gar nicht gewusst, in welche Richtung es ging. Drei Unbekannte hätten ihn dann ins Visier genommen und beraubt. Dabei hätten sie eine wertvolle Uhr, mehrere Hundert Euro und zwei Handys erbeutet. An der Endstation – dabei dürfte es sich um den S-Bahnhof in Bernhausen gehandelt haben, seien die Täter geflüchtet. Er habe sie verfolgt, einen kurz festhalten können, dann aber aus den Augen verloren.

Die Esslinger Kriminalpolizei hofft nun, dass der Vorgang womöglich beobachtet worden war. Der Schwarzafrikaner gab an, von Männern mit Jeans und schwarzen Lederjacken überfallen worden zu sein. Hinweise werden unter der Rufnummer 07 11 / 39 90 - 0 entgegengenommen.

Allerdings weist der Fall einige Ungereimtheiten auf. Denn der Ort, an dem der 38-Jährige über zwei Stunden später entdeckt wurde, hat mit dem Tatort S-Bahnhof irgendwie gar nichts zu tun. Die Seestraße im Stadtteil Sielmingen ist für Fußgänger 1,5 Kilometer entfernt. Sonntags ein eher verlassenes Gewerbegebiet – mit zwei Schulen und Sportplätzen in der Nähe.

Hinzu kommt, dass sich der 38-Jährige offenbar erst gar nicht von der Polizei helfen lassen wollte und offenkundig falsche Angaben machte. Seine angegebene Wohnadresse in Esslingen erwies sich jedenfalls als nicht zutreffend. Auch seine Stichverletzung im Oberschenkel, die in einem Krankenhaus behandelt werden musste, konnte sich der 38-Jährige nicht erklären. Warum er sich überdies um 8.20 Uhr in dem abgelegenen Gewerbegebiet aufhielt, obwohl er angeblich auf dem Heimweg war – auch diese Frage blieb vorerst offen. Vom S-Bahnhof hätte er sich zu diesem Zweck jedenfalls nicht so weit entfernen müssen.

Ein Blick in die Polizeisysteme zeigt, dass der Betroffene bereits wegen Delikten polizeibekannt ist und auch eine Haftstrafe verbüßte. Womöglich ist das die Erklärung dafür, dass er mit der Polizei eigentlich gar nichts zu tun haben wollte. Womöglich könnte es aber auch ein Hinweis sein, dass sich eine ganz andere Tat abgespielt hat.

Einen Zusammenhang mit dem Asylbewerberwohnheim im Gewerbegebiet an der Seestraße, in dessen Nähe der 38-Jährige aufgegriffen worden war, sieht die Polizei bisher nicht. Dort hatte am 21. Juni eine Auseinandersetzung eine ähnlich große Polizeiaktion mit Hubschraubereinsatz ausgelöst. Ein 33-jähriger serbischer Bewohner hatte im Streit einen 23-jährigen Landsmann mit einem Messer verletzt und aus einem Stock im zweiten Obergeschoss gestoßen. Das Opfer hatte dabei schwere Verletzungen erlitten. Der Täter wurde Tage später in Karlsruhe festgenommen.

Ob der 38-Jährige einen früheren Bezug zu der Einrichtung hat, was letztlich auch seinen Aufenthalt in der Seestraße erklären könnte, darüber war am Montag bei der Polizei nichts zu erfahren. Irgend jemand aber muss mit einem Messer zugestochen haben - und bisher gibt es nur die Beschreibung von Männern in Jeans und Lederjacken.