Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Nils Schmid (3. v. l.) lässt sich auf der Expo Real das interkommunale Gewerbegebiet Flugfeld Böblingen/Sindelfingen erklären Foto: Dalcolmo

Über 130 Unternehmen und Kommunen aus Baden-Württemberg präsentierten sich in diesem Jahr auf Europas größter Fachmesse.

Stuttgart - Die Region Stuttgart ist derzeit für internationale Investoren ein besonders attraktiver Standort. Dieses Fazit zieht die regionale Wirtschaftsförderung nach der Messe für Gewerbeimmobilien Expo Real in München. 'Im Umfeld der Euro-Krise erweist sich der deutsche Markt als stabile Insel in Europa. Davon profitiert die Region Stuttgart in besonderem Maße. So hat sich das Interesse der Anleger an einem Investment und entsprechenden Projekten an unserem starken Standort weiter verstärkt', schildert Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart (WRS) seine Eindrücke von der Messe.

Auch der Trend in Richtung Stadt bleibt ungebrochen: 'Die Menschen zieht es seit einiger Zeit in die Städte, darauf reagiert die Immobilienwirtschaft mit aktuellen und geplanten Projekten, im Gewerbebau wie auch im Wohnbau.' Frank Talmon l'Armée, Geschäftsführer der Nord-Süd Hausbau in Stuttgart, kommt schon zum zweiten Mal auf die Expo Real in München. Für den Unternehmer drückt sich der Erfolg der Messepräsenz auf dem Gemeinschaftsstand der Region Stuttgart zwar nicht in Kaufabschlüssen aus, die Expo Real sei aber eine gute Gelegenheit, sein Unternehmen auf dem Immobilienmarkt bekannter zu machen. Das sehen auch Mareike Merx von der Wirtschaftsförderung des Landkreises Göppingen und Martin Maier, Geschäftsführer des Business Stauferpark Göppingen, so.

Im letzten Jahr blieb Schmid der Messe fern

Der Gewerbepark ist seit vielen Jahren auf dem Gemeinschaftsstand der Region, der Landkreis erstmals wieder nach einer mehrjährigen Pause. Im Gepäck hatte Mareike Merx die Pläne für ein neues interkommunales Gewerbegebiet im Landkreis, für das sie schon mal kräftig die Werbetrommel auf der Expo Real rührte. Diesen Flächenzuwachs dürfte Matthias Lutz, Leiter des Geschäftsbereichs Standortmanagement der WRS Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, freuen. Obwohl es in der Region Stuttgart fast in allen Kommunen ein Gewerbegebiet gibt, fehlen für größere Gewerbeansiedlungen seit Jahren Flächen. Vor allem Kontraktlogistiker stehen bei den Bürgermeisterämtern vor verschlossenen Türen. Lutz hofft, dass es nach dem Scheitern des interkommunalen Gewerbegebietes Pleidelsheim-Murr gelingen wird, entlang der A 81 zwei, drei kleinere Gewerbegebiete zu entwickeln, um den am dringendsten benötigten Flächenbedarf decken zu können.

Mit Spannung wurde der erste Besuch des baden-württembergischen Finanz- und Wirtschaftsministers Nils Schmid auf der Expo Real in der bayrischen Landeshauptstadt erwartet. Die Immobilienbranche aus der Region hatte im zurückliegenden Jahr mit Unverständnis reagiert, weil Schmid der Messe ferngeblieben war. Für Walter Rogg, der Nils Schmid zuvor mit Regionalpräsident Thomas Bopp den Stand der Region erläuterte, sei der Besuch des Wirtschaftsministers des Landes auch eine Anerkennung für die Standbetreiber, unterstreicht er die Signalwirkung solcher Besuche und ergänzt: 'Früher kam sogar der Ministerpräsident.' Wie wichtig und bedeutend diese Messe auch für das Land ist, zeigte sich wieder einmal vor allem an der großen Präsenz aus Baden-Württemberg mit rund 130 Ausstellern. Das blieb auch dem Wirtschaftsminister auf seinem Rundgang nicht verborgen: 'Selten sei er so schnell von einer Region des Landes in eine andere gekommen wie auf dieser Messe, scherzte er dann auf dem Messestand des Landes Baden-Württemberg, wo sich in diesem Jahr die Regionen Heilbronn-Franken, Schwarzwald-Baar-Heuberg, Nordschwarzwald, Ostwürttemberg, Freiburg und Neckar-Alb präsentierten.

Manche Zuhörer zeigten sich im Anschluss an Schmids Rede etwas enttäuscht

Die 'geballte Präsenz' aus dem Land auf der Expo Real sei der beste Beweis, wie stark der Standort Baden-Württemberg sei. Gelegentlich werde unterschätzt, welche große wirtschaftliche Bedeutung hinter der Immobilienbranche stecke, lobte er. Dabei gehe es aber nicht nur um den künftigen Flächenbedarf. Vielmehr seien die Verbesserung des Wohnwertes durch ein schöneres Umfeld, die energetische Sanierung und der Trend zurück in die Stadt die größten Herausforderungen für den Immobilienstandort Baden-Württemberg. Manche Zuhörer zeigten sich im Anschluss an Schmids Rede etwas enttäuscht. Zu allgemein, zu wenig auf die Branche zugeschnitten. 'Der Minister hat eine Chance verpasst', so der 'Immobilienbrief Stuttgart'. Statt auf die drängenden Immobilienthemen einzugehen, habe sich Schmid zu sehr allgemeinen Themen gewidmet. Nach dem Regierungswechsel und der kontroversen Diskussion um Stuttgart 21 hatte die Branche offenbar etwas mehr erwartet von ihrem Wirtschaftsminister. Schmid hatte es aber auch eilig weiterzukommen.

Denn im Rathaus der bayrischen Landeshauptstadt wartete schon sein Parteifreund und Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. Mit ihm wolle er darüber reden, wie man im nächsten Jahr (da sind Landtagswahlen in Bayern) nach jahrzehntelanger Unionsherrschaft auch einen Regierungswechsel wie in Baden-Württemberg hinbekomme, merkte er scherzhaft gegenüber Journalisten an.