Aufbruchsstimmung bei der Familie Bügler vom Circus Salto Mortale, die ihre Zirkuswelt gerade nach Pfalzgrafenweiler bringt. Foto: Feinler

400 Euro pro Tag muss "Salto-Mortale"-Familie pro Tag verdienen, damit es weitergeht.

Eutingen - Sie saß einige Tage in Eutingen fest: Die Familie Bügler vom Circus Salto Mortale. Eigentlich wollte der 15-köpfige Zirkus nach Seebronn weiter, doch das Wetter machte den Planungen einen Strich durch die Rechnung.

Der dortige Platz sei aufgrund der starken Regenfälle überflutet und somit könnten die Zelte und die Lkw-Auflieger dort nicht untergebracht werden, erklärten sie. Einen so verregneten Mai haben die Büglers, die ihren Zirkus in der achten Generation seit 1829 führen, noch selten erlebt. Bereits beim Aufbau um den 1. Mai herum, regnete es, was runterkommen konnte. Damals hatten einige Eutinger schon geglaubt, dass ein LKW beim Wenden in der Wiese bei der Bahnhofstraße stecken geblieben war (wir berichteten). Im Gegenteil: Familie Bügler baute an diesem Tag alles für die kommenden Tage auf. Unterstützung erhielt sie dabei von einem Nachbar, denn der Gabelstapler streikte und so musste ein Landwirt helfen.

Mit kleineren Anlaufschwierigkeiten konnte das Vier-Mast-Zelt aufgebaut werden. Die Besucherzahl am ersten Tag sei ernüchternd gewesen, blickt die Zirkusfamilie zurück. "Wir hatten schon das kleine Zeltaufgebaut, weil wir dachten, dass der Andrang nicht so groß sein wird", berichten die Büglers, dass rund 250 Personen in das kleine Zelt passen. Im großen, das nun in Pfalzgrafenweiler aufgebaut wird, finden zwischen 300 und 400 Personen Platz. Die Besucherzahl in Eutingen sei nicht sehr hoch gewesen, obwohl dort schon länger kein Zirkus mehr gastiert habe. Dem würden hohe Fixkosten wie das Kraftfutter für die Tiere, die laufenden Kosten und die Mieten gegenüber stehen. Rund 400 Euro müsse die Zirkusfamilie jeden Tag aufbringen, um den kleineren Zirkus am Leben zu halten. "Wir waren mal um über 30 Personen", erklärt Monika Bügler, die zur älteren Generation gehört. Da die Einnahmen die Kosten nicht deckten, machten sich einige ihrer Kinder selbstständig. "Wir wären gerne geblieben", berichtet die Tochter, die sich jedoch freut, dass die Familie gerade in der Nähe ist. Sie haben aktuell ihre Route um Reutlingen herum, während der Circus Salto Mortale in den Schwarzwald zieht. Ihrer Meinung nach genießt der Zirkus an sich keinen schlechten Ruf, die Vorgaben würden jedoch immer höher. So gehöre der regelmäßige Besuch des Tierarztes und des Veterinärsamts zum Zirkusalltag. Die Kosten steigen immer stärker.

Dazu komme, dass sich das Freizeitverhalten der potenziellen Zirkusbesucher ändere. Immer mehr Kinder würden die sozialen Medien einem Zirkusbesuch vorziehen. "Wir hatten schon oft den Fall, dass Kinder in unserem Streichelzoo die Tiere nicht erkannt haben", erklären die Büglers, die als kleiner Zirkus Ponys, Lamas und andere Tiere der Kamelfamilie beherbergen. Um die Tiere kümmere sich der 17-jährige Toni. So hätte jeder der Büglers seine Aufgaben.

Enrico ist seit seinem fünften Lebensjahr in der Manege. Feuerschlucken und Jonglage sind die große Leidenschaft des 22-Jährigen. Der 18-jährige Francesco zeige Rola-Rola und Reiterei. "Das wird von Generation zu Generation weitergegeben", erklären die Jungs. Sie könnten sich einen anderen Beruf gar nicht vorstellen, wenn sie auch 24 Stunden am Tag im Einsatz sind. Aktuell wird der Platz gesäubert. "Wir schauen immer, dass wir den Platz ordentlich verlassen", erklären sie und weisen auf einen Stapel voller Dokumente hin. In diesen finden sich die Abnahmeprotokolle mit den Eigentümern der Plätze. "Dann kann uns nichts nachgesagt werden", so die Familie. Heute muss noch der Mist der Tiere weggefahren und die letzten Hänger nach Pfalzgrafenweiler transportiert werden, denn dort geht es ab 18. Mai mit einer viertägigen Zirkusshow und verschiedenen Thementagen weiter.