Im Angesicht der Muschel: Glenda Kreidler und ihr Werk zum Jakobsweg und der Kathedrale von Santiago de Compostela. Der Tanz des Lebens, im Bild (rechts) festgehalten von Glenda Kreidler.   Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Glenda Kreidler aus Weitingen stellt ab 29. Juni im Horber Stadtmuseum aus / Reale Malerei und bewusst gesetzte Symbolik

Von Peter Morlok

Eutingen-Weitingen. Lässt man die Belanglosigkeiten des Seins weg, konzentriert man sich auf das Wesentliche, so findet man die Essenz des Lebens. Kunst, Kultur, Religion.

Und alle drei Essenzen halten in ihrer Vielfältigkeit einen Reichtum parat, den man jedoch erkennen muss, um ihn abrufen zu können. Kein ganz leichtes Unterfangen.

Die 78-jährige Malerin und Grafikerin Glenda Kreidler, im südafrikanischen Uitenhagen in der Nähe von Port Elizabeth geboren und schon lange in Weitingen wohnhaft, hat für ihre Ausstellung "Dance of Life" im reichen Schatz ihrer Lebenserfahrungen gesucht und 19 Bilder – teils ganz neu, teils schon gezeigt – für eine Ausstellung zusammengestellt.

In vier Arbeiten beschäftigen sie sich in ihrem ganz eigenen, kubistisch-surrealen Malstil mit den Eindrücken, die sie von ihrer Israelreise 2013 mit brachte. Da ist die Frau aus Java, die unter dem Fenster steht oder die Dame, die in ihren üppig blühenden Garten geht.

Ein Teil dieses Bildes ist reale Malerei, der andere Teil bewusst gesetzte Symbolik. Wie beispielsweise der Schmetterling auf der viel zu klein proportionierten Hand der Frau. Beides symbolisieren die vergängliche Schönheit, die Zartheit des Augenblicks.

Die beiden Arbeiten, in denen Glenda Kreidler ihre Erfahrungen künstlerisch umsetzte, die sie im Garten Getsemani zu Jerusalem unter den uralten Olivenbäumen machte, bilden den Mittelpunkt dieser Reihe. Zwei weitere, von Spiritualität und Religion geprägte Bilder stechen ebenfalls ins Auge.

Essenz ihres Lebens in 19 Bildern zusammengestellt

Eines der Werke, das den Titel "Im Angesicht der Muschel" trägt, ist ihrem verstorbenen Mann Herbert gewidmet. Er war zehn Jahre immer für zwei Monate im Jahr auf dem Weg der Muschel, auf dem Jakobsweg, mit dem Ziel Santiago de Compostela und der dortigen Kathedrale. Weg, Muschel, Kirche, der Stier, der jeden Besucher an der Grenze zu Spanien empfängt – alles ist im Bild vereint.

Auch der "Tanz des Lebens" (Dance of Life) hat viel mit Religion und Volksglaube zu tun. Pele, die hawaiianische Göttin des Vulkans, wird bis heute durch junge, gut aussehende Tänzer beruhigt, wenn sie einen Wutanfall bekommt und Feuer und Lava spukt. Einen dieser Tänzer, die glutrote Sonne, den Vulkan und dessen Eruption, findet man auf dem Bild, das der Ausstellung ihren Namen gibt.

Für die bildende Künstlerin ist die Musik als Ausdrucksform genauso wichtig, wenn nicht noch wichtiger als Malerei und Bildhauerkunst. Aus ihrem Rock ‘n‘ Roll-Zyklus, der teilweise sowohl in Horb als auch im Eutinger Rathaus zu sehen war, hat sie drei Bilder für diese Ausstellung bereitgestellt. Denn was wäre der Tanz des Lebens ohne Musik? Nichts.

Es sind aber nicht nur die großen, auffälligen Bilder, die den Gang durch die Ausstellung, die im Stadtmuseum des Bürgerkulturhauses von Horb die Impressionen von Paul Dörr ablösen, so besonders macht, sondern auch die kleinen, die leisen Bilder. So zum Bespiel ihre Reminiszenz an ihre südafrikanische Heimat. "Ikhayalami" heißt das kleinformatige Werk in der Sprache der Zulu. Übersetzt bedeutet es "Meine Heimat" (My Home) und zeigt eine Frau, die zwei Töpfe in ihren Händen hält. Rechts und links sieht man kleiner gemalt einen Mann und eine Frau, im Hintergrund deren Hütte, den Mahlstein, mit dem sie den Mais für den täglichen Fladen, den Mulli-Pop, vermahlen und noch weiter im Hintergrund wilde Tiere. Südafrika in kultureller Reinform.

Glenda Kreidler hat in 19 Bildern die Essenz ihres Lebens zusammengestellt. Das Wichtige bleibt, Nebensächlichkeiten verschwinden.

Zur Vernissage am Montag, 29. Juni, um 18 Uhr lädt die Stadt Horb ins Stadtmuseum ein. Bürgermeister Jan Zeitler begrüßt die Gäste, Michael Zerhusen wird in die Ausstellung einführen und Philipp Haag wird die Ausstellungseröffnung auf dem Akkordeon umrahmen. Die Künstlerin wird auch da sein und sicher hat sie die eine oder andere Geschichte zum "Dance of Life" mit im Gepäck.