Winfried Vees (Vierter von rechts) erklärt, Paul Nemeth (links daneben) hört interessiert zu. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Paul Nemeth von der CDU-Landtagsfraktion stattet einen Besuch ab / Millionen von Kleinst-Mitarbeitern auf dem Energiehof Weitenau

Von Peter Morlok

Eutingen. Energiewende? Ja bitte – aber wie? Auf welche Art soll man setzen? Solarenergie? Wasser? Biogas? Pellets? Oder doch Atomenergie? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Parteien, sondern bietet eine so breite Diskussionsfläche, dass selbst in einem Dorf wie Weitingen zwei alternative Ansätze eine Koexistenz führen.

Es ist zum einen die Energiegewinnung über zwei Holzhackschnitzelöfen, mit dem die ortsansässige Firma "GäuWärme" seit einigen Monaten die Haushalte von Weitingen mit Nahwärme versorgt und auf der anderen Seite die innovativen Ansätze der Energieproduzenten Juliane und Winfried Vees vom Energiehof Weitenau.

Während die Nähwärmeversorgung des Ortes über die zwei Hackschnitzelöfen, die durch nachwachsende Rohstoffe – hier Holz – realisiert wird, erfolgt, setzen die Energieerzeuger Vees auf Biogas und dessen Verarbeitung.

Ihr neuestes Projekt ist eine Biogastankstelle, die in wenigen Tagen eröffnet wird. Das Biogas, welches in der Biogasanlage erzeugt wird, kann nicht nur zur Erzeugung von Strom und Wärme, sondern auch als Treibstoff für Fahrzeuge verwendet werden. Dazu ist jedoch ein aufwendiges Verfahren notwendig, bevor aus Biomasse Biomethan mit der gleichen Qualität wie konventionelles Erdgas (CNG) wird.

Weitingen bietet mit dem Wasserkraftwerk "Weitinger Mühle", dem Windrad im "Aspach", dem Solarfeld "Hirtenhaus", das von der Familie Vees und der Gemeinde gemeinsam betrieben wird, sowie einer bürgerschaftlichen Fotovoltaikanlage auf Narrenheim weitere alternative Energiequellen. So war es nicht verwunderlich, dass sich der energiepolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Paul Nemeth einen Nachmittag Zeit nahm und sich im "Musterdorf der natürlichen Energien" über die dortigen Aktivitäten berichten ließ. Er folgte einer Einladung von Kreisrätin Juliane Vees, die derzeit auch als Zweitkandidatin nach Norbert Beck zur Landtagswahl im Wahlkreis Freudenstadt antritt.

Los ging die Tour mit der Besichtigung der Übergabestation der "GäuWärme" bei der Sporthalle. Bürgermeister Armin Jöchle durfte mit Ortsvorsteher Roland Raible neben den Landtagsabgeordneten Beck und Nemeth interessierte Bürger begrüßen. Auf dem Energiehof Weitenau stieß auch noch der Vorsitzende des Fachverbandes Biogas, Otto Körner aus Bräunlingen, zur Gruppe. Als nächstes wurde das Herzstück der "GäuWärme", die neu erbaute Zentrale, besichtigt. Geschäftsführer Steffen Frank bot hier Einblicke in die Produktion seiner Nahwärme, die in kürzester Zeit den Weitingern eine Alternative zu Erdgas- und Erdölheizung bot.

Auf dem Bioenergiehof Weitenau war Winfried Vees in seinem Element. Er ging in seiner Lobeshymne auf seine Abermilliarden von Kleinst-Mitarbeitern weit zurück in die Entstehungsgeschichte der Erde. "Es gab sie schon lange, bevor der eigentliche Brennstoff der Welt, der Sauerstoff, existierte". Für ihn, der einen klassischen Hof mit Schweinezucht und Milchkühe-Haltung von seinen Eltern übernahm, war die Bioenergie das Ventil zu einer völlig neuen Nutzung landwirtschaftlicher Stoffe: "Wir produzieren hier täglich 24 Stunden frisches Biogas".

Diese Technik läuft rund um die Uhr und stellt ständig Energie zur Verfügung. "1000 Haushalte können wir mit Energie – in diesem Fall Strom – versorgen", freute sich Vees, der sich über die PR-Aktion der SPD, die mit Schlagworten wie "Maiswüsten" und dergleichen operiert und die Verwerter von Biomasse verteufeln, ärgert. Er sieht sich zudem durch die ständigen Vorgaben "an die Wand gedrückt".

Bioenergie soll Schwankungen anderer Systeme ausgleichen

Eine Aussage, die Armin Jöchle nutzte, um dem Besucher aus dem Landtag den Auftrag mitzugeben, für weniger Bürokratie zu sorgen. Für Paul Nemeth war es spannend, die Faktoren Mobilität, Wärme und Strom zusammenzubringen. "Wenn wir hier eine bezahlbare Lösung finden würden, wären wir weltweit an der Spitze", glaubt der CDU-Politiker.

"Wir können mit Bioenergie die Schwankungen der anderen Energieerzeugungssysteme ausgleichen", so der Trumpf, auf den Winfried Vees konsequent setzt. Mit der Besichtigung der neuen Tank- und Aufbereitungsanlage und einer Diskussionsrunde ging die Veranstaltung zu Ende. Auch Landespolitiker haben einen strengen Terminkalender. Vielleicht schaut er jedoch wieder vorbei, wenn am 19. und 20. September die Familie Vees zum Tag der offenen Tür einlädt, an dem auch ihre neue Biogastankstelle in Betrieb geht.