Auch Karl Teufel hat eine gute Ernte eingefahren: Er liefert sein Mostobst bei der BayWa ab. Foto: Dold

Großteil der möglichen Ernte vergammelt einfach. Überangebot durch politische Sanktionen der EU.

Eutingen - Zwetschgen, Äpfel und Birnen: Die Ausbeute an Obst ist in diesem Jahr prächtig. Doch die Preise sind im Keller. Daher lassen viele die Früchte hängen oder lassen sie liegen, anstatt sich Mühe mit der Ernte zu machen.

Mit ein Hauptgrund für die Misere: Die Sanktionen durch den Wirtschaftskrieg mit Russland.

Polen ist das Land in Europa, das am meisten Obst "produziert". Ein Großteil davon geht an den östlichen Nachbarn in Russland. Da die Ausfuhr dorthin nun aus politischen Gründen nicht mehr erlaubt ist, suchen sich die Polen neue Absatzmärkte. Diese finden sich in Deutschland, aber auch in Ländern wie Spanien.

Überangebot lässt die Preise purzeln

Die Folge: Es herrscht ein Überangebot am Markt, das die Preise in den Keller purzeln lässt. Daher ist es für viele hiesige Obstbauern nicht mehr lukrativ, ihre Waren an den Mann zu bringen. Der Aufwand und die Personalkosten wären höher als der Ertrag.

Das macht sich auch bei der BayWa in Eutingen bemerkbar: "Normalerweise haben wir die dreifache Menge", erzählt Betriebsleiter Karl-Heinz Pfeffer. Ein Preis von 3,50 Euro pro 100 Kilogramm Obst ist alles andere als attraktiv. "Viele bleiben deshalb weg. Mehr als 50 Prozent des Obstes dürfte daher dieses Jahr vergammeln", schätzt Pfeffer. Die Menge wäre zweifellos vorhanden, doch nicht alle machen sich die Mühe, das Obst einzusammeln. "Dieses Jahr wäre eine Menge von 2000 Tonnen bei uns möglich, mehr als 1000 dürften es aber nicht werden", prognostiziert Pfeffer. Zum Vergleich: In einem normalen Jahr werden bei der BayWa etwa 600 bis 700 Tonnen Äpfel pro Jahr verarbeitet. An Spitzentagen werden während der Erntezeit bis zu 50 Tonnen pro Tag verarbeitet.

Der Preisverfall beim Obst dürfte sich aber bei Produkten wie beispielsweise Apfelsaft nicht bemerkbar machen. Der Obstanteil an den Kosten einer Flasche Apfelsaft beträgt gerade einmal 5,5 Cent – also ein verschwindend geringer Anteil. Sinkende Preise für das Obst machen sich daher für den Verbraucher kaum bemerkbar. Kostentreiber sind beim Apfelsaft vielmehr Personal, Logistik, Verarbeitung und Veredelung.

"Fauliges Obst sollte liegen gelassen werden"

Einen guten Rat hat Pfeffer noch für die Obstbauern: "Das faulige Obst sollte liegen gelassen werden. Denn wenn es bei uns angeliefert wird, macht uns das unnötige Probleme". Noch bis Ende Oktober wird das Mostobst bei der BayWa erfasst.