An der Weitinger Weinberghalde wird zwar schon längst kein Wein mehr angebaut, doch dort befindet sich ein ökologisch wertvolles Waldrefugium, das der Gemeinderat mit Hilfe von Fachleuten vom Forst inspizierte. Fotos: Dold Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat: Auch soziale und ökologische Werte sind nicht zu verachten / Beste Fläche befindet sich im Witthau

"Ein echtes Schatzkästle mit vielen Perlen": So bezeichnete Simon Stahl, der Leiter des Kreisforstamtes, den Wald auf der Gemarkung Eutingen. Diesen inspizierte der Gemeinderat bei seinem Waldbegang.

Eutingen. Drei neuralgische Punkte wurden dabei besonders unter die Lupe genommen. Diese hatten sich Stahl und der Eutinger Josef Dennochweiler ausgesucht. Eutingen habe 330 Hektar Waldfläche, so Stahl. Für diesen wird jeweils ein Zehn-Jahres-Plan aufgestellt und nun stehe nach fünf Jahren die Zwischenrevision an. In diesem Plan wurden ökonomische, soziale und ökologische Ziele formuliert.

Weinberghalde

Lärm von der Autobahnbrücke und Vogelgezwitscher: So stellte sich die Situation an der Oberkante der Hänge in das Neckartal bei Weitingen dar. Hier ging es vor allem um das Thema Ökologie.

"Die Geschichte des Waldes ist auch die Geschichte des Menschen", erklärte Stahl. Einst wurde an den Hängen des Neckartals Wein angebaut. Später folgte die Beweidung mit Schafen, die um 1880 bis 1900 aufgegeben wurde, informierte Dennochweiler. Anschließend wurden auf dem 1,6 Hektar großen Gelände Kiefern angesamt.

"Holzernte wäre hier schwierig", sagte der Förster. Die Kosten würden bei mindestens 27 bis 30 Euro je Festmeter liegen, die Erlöse bei 35 Euro. Viel höher zu bewerten sei der ökologische Nutzen durch das liegende und stehende Totholz. "Das bietet Platz für seltene Sträucher und Gräser", so Dennochweiler. Allerdings gebe es an den sonnigen Hängen auch Wildverbiss durch Rehe zu beklagen. Mitunter gibt es auch überraschende Begegnungen. So sei der Förster auf einen mindestens 150 Kilogramm schweren Wildschweinkeiler getroffen, erzählte er schmunzelnd. Dieser habe aber sofort Reißaus genommen.

Dieses Waldrefugium sei von der klassischen Nutzung des Waldes in Sachen Holzertrag ausgenommen. Man pflanze hier weder neu, noch schneide man heraus, sagte der Förster auf Nachfrage von Roland Raible.

Rohrdorfer Ebene

Die sozialen Aspekte des Waldes wurden an diesem lauschigen Plätzchen aufgegriffen, befindet sich doch dort ein kräftig genutzter Abenteuerspielplatz. Stahl lobte die vielen Mischwaldbestände in Eutingen: "So sind Sie gut aufgestellt für den Klimawandel".

Josef Dennochweiler berichtete von den Kindergärten, die diesen Naturspielplatz gerne nutzten. Hier gebe es nur Laubholz und daher auch keine Dornensträucher wie Brombeeren. So lasse es sich besser spielen und die Natur erleben. "Das ist in Zeiten der Übermacht der Elektronik besonders wichtig", hob der Förster hervor.

Waldpädagogik und Umweltbildung mit Kindergärten und Schulen gehören übrigens mittlerweile zum gesetzlich bestimmten Auftrag eines Försters.

Witthau

"Herrlich! Herrlich!", entfuhr es Simon Stahl angesichts eines ausgewachsenen Platzregens bei der Ankunft des Gemeinderates im Witthau. Diesen könne die Natur sehr gut gebrauchen, außerdem verringere sich so das Problem mit den Borkenkäfern.

Hier zeigte sich eine Form des "Schatzkästles", die besonders Kämmerer Walter Volk freuen dürfte – liefert doch der Wald im Witthau konstant gute Holzerträge. 40 000 Euro nimmt die Gemeinde im Schnitt pro Jahr hierdurch ein.

Hier herrschen Fichte, Tanne und Kiefer vor. Die Buche wolle man eher im Neckartal haben, wo die Böden schlechter seien, sagte Dennochweiler. Generell gelte folgende Regel: Je weiter die Wälder von Ortskernen entfernt seien, desto besser seien diese. In früheren Jahrzehnten wurden Flächen nahe der Orte von den Landwirten als Äcker genutzt und diejenigen, die weiter weg sind, als Wälder, da man diese seltener aufsuchte.

Jedes Jahr wachsen im Witthau etwa zehn Festmeter Holz hinzu, was einem Mehrwert von etwa 600 Euro entspricht – zusätzlich zu dem bestehenden Bestand.