Die kommenden Firmlinge aus der Seelsorgeeinheit Eutingen konnten sich für verschiedene Programmpunkte anmelden, weshalb Pfarrer Hammer (von rechts) Elke Mildner, Gründerin der Oase in Rottenburg, einer therapeutischen Wohngemeinschaft, begrüßte. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Eutinger Firmlinge lernen die Arbeit der therapeutischen Wohngemeinschaft Oase kennen

Eutingen. Wie viel Zeit und Leidenschaft Elke Mildner in ihre Oase, eine therapeutische Wohngemeinschaft, steckt, begeisterte die kommenden Firmlinge. Im Rahmen eines Vortrags erfuhren sie am Samstag, welche Aufgaben in der Einrichtung wahrgenommen werden.

Eutingens Pfarrer Beda Hammer beglückwünschte die rund 30 Teilnehmer zu ihrer Entscheidung, mehr über die Arbeit der Oase erfahren zu wollen. "Das wird ein guter und gewinnbringender Nachmittag", kündigte er den Vortrag von Elke Mildner an. Die Oase-Gründerin berichtete über das Thema Alkoholismus und ihre Arbeit mit "Trockenen": "Seit über 35 Jahren bietet die Oase trockenen Alkoholikerinnen und Alkoholikern, die nicht mehr in ihrem alten Umfeld leben können oder wollen, eine neue Heimat."

Besonders eindrucksvoll war für die rund 30 kommenden Firmlinge, die Geschichte von Elke Mildner. Die ehemalige Lehrerin sei irgendwie zum Alkohol gekommen. "Von Zehn können Neun einfach mit dem Trinken aufhören, einer bleibt dran", verbildlichte sie das Problem. Sie hätte alles gehabt und trotzdem zum Alkohol gegriffen. Nur durch Zufall hatte sie ein Schlüsselerlebnis, das ihr zum Umdenken half. Dabei würden sich viele trockene Alkoholiker fragen, warum sie nur wenig Hilfe bekommen hatten. Durch ihre Sucht zerstören die meisten nachhaltig ihr Umfeld, erklärte die ehrenamtliche Helferin. Wenn die trockenen Alkoholiker dann in die Oase kommen, haben sie nur wenig mit dem Glauben am Hut oder sogar negative Erfahrungen. Elke Mildner weiß aber, dass einige in schwierigen Situationen schon mal nach einem Kreuz fragen, oder auch mal so in einen Gottesdienst hineinschnuppern wollen. Sie sei sich sicher, dass Gott die Menschen nicht alleine lasse. Die Religion gebe Halt und diesen müssten die trockenen Alkoholiker erst wieder finden.

Ein Film zeigte, wie beispielsweise Renovierungsmaßnahmen oder täglich Aufgaben wie Einkauf und Verrechnung diesen Menschen helfen. Die Zuhörer wollten wissen, ob es viele solcher Einrichtungen gebe. Elke Mildner erklärte, dass sie eine ganz besondere Einrichtung seien. Denn sie selbst bringe ihr Privatvermögen in die Oase ein. Da die meisten Trockenen nicht mehr ausziehen, sondern dort wohnen bleiben, vergrößere sich die Institution immer mehr. Alte Häuser werden aufgekauft und von den Bewohnern saniert. "Es hat sich noch nie einer bei mir beschwert, weil das Haus und die Möbel alt sind", erklärt Elke Mildner. Die Bewohner hätten Freude am Richten und würden ein Gemeinschaftsgefühl bekommen.

Überhaupt sei die Oase wie eine Familie. Umso schwerer sei es, wenn ein Bewohner nach dem Verlassen der Oase wieder zum Alkohol greife. Elke Mildner beschrieb, wie einige Bewohner sich um einen ihrer Freunde gekümmert hätten. "Sie haben ihm irgendwann nicht mehr gesagt: Hör auf, sondern sie waren einfach für ihn da", beschrieb sie. Leider sei auch so mancher gestorben, weil er den Absprung nicht geschafft habe.

Denn zur Verwunderung von so manchem Firmling erfuhren die Zuhörer, dass ein trockener Alkoholiker Zeit seines Lebens nie wieder einen Tropfen Alkohol trinken dürfe. "Das fängt sonst genau da an, wo man aufgehört hat", erklärt Elke Mildner, dass es schwierig sei. In zahlreichen Essen und Soßen sei Alkohol enthalten. Sie gehe gerne nach Frankreich und müsse dort immer mal wieder mit Köchen diskutieren. Verärgert sei sie auch, wenn an junge Menschen Alkohol herangeführt werde. "Wie alt seid ihr?", wollte sie wissen und erfuhr, dass die meisten 16 Jahre alt sind. Das sei ein Alter, in dem man noch wachse und da sei Alkohol nicht gut für das Gehirn. Die kommenden Firmlinge mussten grinsen, denn so mancher hatte natürlich schon den einen oder anderen Schluck Alkohol probiert. Verfluchen wolle sie den Alkohol nicht und als die schlimmste Sucht hinstellen, nur das Bewusstsein wecken. Für die kommenden Firmlinge war der Vortrag ein interessanter Aspekt der Nächstenliebe und sicherlich eine Begegnung, die sie nachhaltig prägen wird, waren sich alle einig.