Andreas Gaus schlüpfte in die Traditionsfigur des Dorfbüttels – die ihm wie auf den Leib geschrieben war. Foto: Mattenschlager Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Andreas Gaus glänzt beim Zunftball der Weitinger "Bettschoner" als Dorfbüttel

Von Harald Mattenschlager

Eutingen-Weitingen. Die Traditionsfigur des Dorfbüttels war Andreas Gaus beim Zunftball der Weitinger "Bettschoner" wieder wie auf den Leib geschrieben. "Allzweckwaffe" Gaus ist Gemeinderat, Musikvereinsvorsitzender und Feuerwehrmann und auch bekannt für sein unermüdliches Mundwerk – und so konnte man bei seinen "Neuesten Nachrichten aus der Eutinger Sau- und Mistwirtschaft" wieder allerhand aus dem Jaunerflecken erfahren.

Mit viel Witz hat Gaus seine Bekanntmachungen – allesamt unterlegt mit tollen Bildern – zusammengestellt, unterstützt von Hermann Nesch, der selbst knapp 40 Jahre lang den Dorfbüttel verkörperte.

Bekannt gemacht wurde beispielsweise, dass Ex-Musikerchef Edgar Schmid mit Gattin sich nachts auf Herbergssuche begeben musste, weil das Haus bei der Heimkehr verschlossen war und innen der Schlüssel steckte. Derweil schlief der Sohnemann drinnen den Schlaf des Gerechten und wunderte sich am nächsten Morgen nur, warum er 34 Anrufe des Vaters auf seinem Handy hatte.

Nach dem bedauerlichen Wegzug von Urnburghexe Rainer Schmid, alias "Schmuud", in das beschauliche Ahldorf ist dem Dorfbüttel ein treuer Lieferant von Geschichten und "Bolzen" weggebrochen. Neben dem Dank des Dorfbüttels kam die Einladung, sich doch einfach mal wieder im Narrenflecken zu zeigen.

Dass bei der Integration von Flüchtlingen jeder seinen Beitrag leisten kann, verdeutlichten Hermann Schweizer und Karl Winker. Die Syrer erkundigten sich kurz nach ihrer Ankunft nach einem "Market", also einem Einkaufsladen. Doch verwiesen die beiden weltgewandten Herren in Ermangelung von Englisch-Kenntnissen die Syrer an den Markert (Estrichfachgeschäft) in der alten Steige anstelle des Markts zum Einkaufen.

Auch die Gemeindepolitik nahm der Büttel aufs Korn. "Weitsichtig und mit Gespür für politische Entscheidungen haben es die Eutinger dieses Mal mit der überwältigenden Unterstützung der Rohrdorfer mal wieder geschafft, die Gemeindeentwicklung aufzuhalten", so der Büttel. "Nachdem in den vergangenen 30 Jahren zwei Ortsumgehungen verhindert wurden und auch die Ansiedlung eines Verbrauchermarkts abgelehnt wurde, konnten sie mit einem Bürgerentscheid nun auch die Ansiedlung eines Container-Terminals für den Kombinierten Verkehr, kurz KVT, ablehnen. Als Alternative käme jetzt nur noch ein SVT in Frage, ein Schweine-Verlade-Terminal, um das Problem mit dem Abtransport der Eutinger Säuble endgültig sicherzustellen."

Auch die Tempo-30-Zone in der Eutinger Ortsdurchfahrt kommentierte der Dorfbüttel: "In Eutingen gilt für die Ortsdurchfahrt seit kurzem eine 30er-Zone. So können jetzt alle Passanten, die durch Eutingen fahren, den Charme der allerhöchstens viertschönsten Perle des Gäus noch länger genießen."

Einen Seitenhieb gab es von Andreas Gaus auch für den Gemeinderatskollegen und Eutinger Fasnetsaktiven Tobias Plaz: "Bei der Eutinger Fasnet wird, wie man der Presse entnehmen kann, immer kräftig vom Dorfbüttel und dem Plazen-Beck über die Weitinger gescholten. ›Dr Jong wuud langsam wia dr Alt‹. Auf dieses Niveau lassen wir uns freilich aber nicht herab, denn wie sagten schon der heilige Franziskus und der gleichnamige Heilige Vater: Wer ganz unten ist, nach dem soll man nicht treten."

Doch zurück zu den Weitinger Themen: "Der Ortschaftsrat ist bei der Verpachtung des Bürgerstübles nun doch fündig geworden. Nachdem sich aber herkömmliche Betriebsformen nicht als besonders nachhaltig und erfolgreich erwiesen haben, soll nun eine neue Geschäftsidee Geld in die Gemeindekasse bringen: ein Swinger-Club." Selbst Bürgermeister Armin Jöchle sei von der Idee total begeistert und mit aufgesprungen. Nur scheine da der Dorf- und Bauraschultes in seiner unverdorbenen Naivität den Begriff Schwingerclub falsch verstanden zu haben, was ein Foto von Jöchle auf einer Kinderschaukel zur Freude der Gäste belegte. Daneben streifte der Dorfbüttel vielerlei Themen und Begebenheiten. So zeigte Rudolf Raible beim Narrenvereinsausflug im Weinbesen seine unermüdliche Sangeslust, was die an seinem Tisch sitzenden durstigen Bettträger zur verzweifelten Feststellung brachte: "Ha do kommsch gar nemme zum Trenka vor lauter senga." Dann gab der Büttel dem TSV Ratschläge, wie man wieder zu Siegen kommen kann.

Die Weitinger Feuerwehr feierte im vergangenen Jahr ihr 150-jähriges Jubiläum, was ebenfalls gebührend Niederschlag in den närrischen Bekanntmachungen fand. Die Neuerung, dass es künftig nur noch einen Kommandanten, also den Gesamtkommandanten geben soll und die seitherigen Abteilungskommandanten künftig "Wehrführer" heißen, stieß auf wenig Gegenliebe. Schnell war man sich klar, dass der Begriff, historisch betrachtet, "a zemlichs Gschmäckle" hat. Schnell machten auch allerlei Wortschöpfungen die Runde, bis zum "Heerführer". Da habe Floriansjünger Karl Fidaschek festgestellt: "Die oinzige, die an ›Hearführer‹ brauchet, send d’Raohdorfer". Für seinen genialen Vorschlag wurde er umgehend mit dem Ehrendoktorhut der Deutschen Feuerwehr ausgezeichnet, so die Meldung des Dorfbüttels, der für seine tollen Meldungen und "Bekannt-Gaben" stürmischen Applaus erhielt.