Die Göttelfinger "Miss Fasnet" tritt kürzer: Conny Kern bleibt den "Mohopsern" aber treu. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Vereine: Conny Kern bleibt der Göttelfinger Fasnet erhalten – wenn auch nicht mehr an vorderster Front

Zusammen mit ihrem Vize Heinz Röhm war und ist Conny Kern das Gesicht der Göttelfinger Fasnet.

Eutingen-Göttelfingen. Wie bereits vor einem Jahr bei der Hauptversammlung der "Mohopser" angekündigt, gab sie trotzdem nach reiflichen Überlegungen ihr Amt als Vorsitzende bei der jüngsten Sitzung ab. "Mir hat in vergangenen Zeit der entscheidende Funke Begeisterung, das Herzblut, mit dem ich all die Jahre an der Geschichte dran war, gefehlt", begründete sie ihren Entschluss, der für viele überraschend kam.

Was sie bei ihrer Nachfolgersuche besonders berührt hat, war die Aussage von Stephan Wolfersperger, der feststellte, dass der Verein ihm schon so viel gegeben hat, dass er nun auch etwas für den Verein tun möchte. "Da hat‘s mich gerissen – da wusste ich, die Narrengilde ist auch in Zukunft gut aufgestellt."

Fasnet ohne Conny – in Göttelfingen fast unvorstellbar! Doch die Fans von Cornelia Kern, geborene Binder, die sie am liebsten in der fünften Jahreszeit im blauen-gelben Häs des Narrenrates sehen wollen, brauchen keine Entzugserscheinungen zu befürchten. "Ich behalte mein Häs, werde meinen Nachfolger Stephan Wolfersperger noch eine Weile im Amt begleiten und dann schaun mer mal, wie ich mich in die Göttelfinger Fasnet einbringe", so der Sachstand. Dass Überlegungen laufen, dass Wolfersperger bei den Umzügen als Mohopser unterwegs ist und das Dreamteam Conny und Heinz die Gilde anführt, das steht so gut wie fest. Eine weitere Überlegung ist die, dass das eingespielte Team die Dorffasnet, bei der die Kinder im Mittelpunkt des Geschehens stehen, auch weiterhin moderieren.

"Die Bühne, das war immer mein liebster Platz bei den Veranstaltungen", plaudert die Frau mit dem ansteckenden Lachen aus dem Nähkästchen ihrer Erfahrung. "So – und ab jetzt kann ich können und muss nicht mehr", freut sich die Frontfrau mit einem Faible fürs Unsichtbare, denn eigentlich schafft sie lieber hinter den Kulissen, als in der vorderen Linie. Nur die Bühne, die will sie nicht missen.

Ihr Vater, Heiner Binder, war Gründungsmitglied und erster Schriftführer, als 1976 die Gilde ins Leben gerufen wurde. "Du hosch an Schreibmaschinakurs gmacht – du wirscht jetzt Schriftführerin", entschied ihr Vater einige Jahre später und Fräulein Binder hatte ihren ersten Job im Narrenrat. "So war ich von Anfang an im Ausschuss tätig und wuchs Stück für Stück in die Führungsaufgaben rein."

Von 1984 bis 2005 tippte sie also fleißig alle Vorkommnisse rund um die Vereinschronik in die Schreibmaschine, hielt für die Nachwelt fest, was Mohopser, Hopfazopfler, Garde und Clowns alles trieben, bis sie 2005 den Vorsitz von Marga Geier übernahm. "Ich hatte zwei sehr gute Lehrmeister, was Fasnet, Brauchtum, Werte und Gemeinsamkeit anbelangte – meinen Vater und Marga", so ihre Bilanz heute im Rückblick auf zwölf Jahre an der Spitze der Gilde.

Sie hat als Clown angefangen und war von 1979 bis zur Geburt ihres Sohnes im Jahr 1990 Gardemädchen. Hier durfte sie einige große Erfolge der Göttelfinger mitfeiern: Der erste Platz beim Festival in Plochingen 1987 ist noch gut in Erinnerung. "Mit 16 Mädels sind wir damals angetreten und Lilo Bender hat mit uns diesen Tanz einstudiert." Viele Pokale in der Narrenstube zeugen von den Erfolgen jener Zeit.

Nach ihrer Karriere bei der Garde war ihr Vater der Meinung: "Du kannst jetzt em blaua Häs laufa." Eigentlich fühlte sie sich zu jung für den Narrenrat, aber "I ben ens Häs neigwachsa".

Viele Freundschaften sind in diesen zwölf Jahren Vorstandsamt gewachsen – nicht nur mit den Zunftmeistern, nein, auch mit der Basis, dem Fußvolk und den Konfetti-Schmeißern. Mit den Narren aus Poltringen, Vöhringen, Ergenzingen, Hochdorf, Vollmaringen, Bergfelden, Heiligenzimmern und Sulz verbindet sie eine besondere Beziehung. Ein Highlight war immer der Polizei-Ball (Poli-Ball) in Freudenstadt, der von Charly Müller organisiert wurde. "In den ersten Jahren sind wir immer mit dem Polizeiauto heimgefahren worden – aber ohne Blaulicht und Tatütata."

Die beiden Jubiläumsfeiern – 1995 das Jubiläum zum 25-jährigen Bestehen der Gilde und 2010 unter ihrer Regie das 40-Jahre-Fest – stellen weitere Meilensteine in der Geschichte der Gilde dar. Conny Kern hat dabei an vielen großen und kleinen Rädchen gedreht. Sie musste dies jedoch nicht allein tun. Immer wurde sie begleitet von einem Team top-motivierter Fasnetsenthusiasten. Ihre Schwester Christine (Tine) Schacht war lange als Kassiererin an ihrer Seite und Heinz Röhm war nicht nur ihr Stellvertreter, sondern auch ihr verlängerter Arm und der Fels in der Brandung. "Heinz und ich waren immer auf der gleichen Wellenlänge – wir hatten immer die gleichen Grundsätze und das Brauchtum stand bei uns ganz oben in der Prioritätenliste. Wir wurden auch oft für ein Ehepaar gehalten und nicht selten wurde ich gefragt: "Wo isch dein Mah?" Der "Mah" wurde dieser Tage 60 Jahre jung.

Als nächster großer Event steht das Schulhoffest der Hopfazopfler auf dem Programm und die nächste Fasnetssaison wartet schon. Und dort wird auch Conny Kern sein, die an den richtigen Strippen ziehen wird, damit alles so läuft wie immer.