Zahlreiche Beteiligte sorgte dafür, dass auf Weitingens Straßen nostalgische Gefühle aufkamen. Foto: Peter Morlok

Längst vergangene Zeiten leben wieder auf. Besucher erfreuen sich an dem bunten Treiben.

Eutingen-Weitingen - Der große Festumzug ist der Höhepunkt beim Weitinger Hoamet-Fest. Am Sonntagnachmittag war es wieder soweit, und viele hundert Besucher standen rechts und links der Weitinger Dorfstraße und freuten sich an dem bunten Treiben.

Auch in diesem Jahr pilgerten zahlreiche Personen in den Jaunerflecken. Darüber freute sich Hoamet-Chef Hermann Nesch, der den Umzug mit seinem detailreichen Wissen moderierte.

Weitingen hatte sich für die Gäste herausgeputzt, glänzte mit Blumenschmuck, Gastfreundlichkeit und dem neuen Latschareplatz als Dorfmittelpunkt, der Hotspot und Treffpunkt der lokalen Prominenz gleichzeitig war.

In vielen Höfen entlang der Umzugsstrecke wurde bewirtet, auch das Wetter spielte mit, und so stand dem Festhöhepunkt nichts im Wege. Ein Umzug, bei dem neben der Feldarbeit und der Sichelhenke, dem Erntedankfest, insbesondere historische Fahrräder im Mittelpunkt standen. Von der Draisine bis zum Nachkriegs-Drahtesel gab es alles zu bestaunen, was die Freunde des Velos liebevoll restauriert und gehütet haben.

Den Drahteseln folgten die beiden prächtigen Braunen, die die Kutsche, beladen mit charmanter Fracht, von Eberhard Schweizer aus Rohrdorf zogen. Den Pferden folgte das Fußvolk. Allen voran der "Täfelesbub" mit der Erntekrone. Erwin Beuter war mit seinem blumengeschmückten Schäferkarren unterwegs, der all den Umzugsbesuchern einen Gruß aus Eutingen entbot.

Ein Hingucker bei jedem Umzug sind die Trachtenträgerinnen der "Weitinger Hoamet" und die Weitinger Buben und Mädels der Kindergruppe Florin Schmitt, die in Klamotten von anno dazumal den Reifen schlugen und mit dem zerfetzten Lederball kickten. Für sie war es genauso wie für die Laufgruppen der Erntehelferinnen aus dem Narrenverein und ihre Kolleginnen von der Christel-Gruppe ein toller Spaß. Sie brachten in ihren alten Häs und mit den Original-Utensilien aus Omas Zeit Nostalgie nach Weitingen. Die Damen und Herren des Geschichts- und Heimatvereins Kayh, die jedes Jahr dabei sind, haben auch für den 38. Umzug ihr bestes Gewand herausgesucht, das sie stolz präsentierten.

Auch die gut funktionierenden Trecker mit allerlei Hilfsanbauten und der fleißigen Bäuerin auf dem Nebensitz wurden spazieren gefahren. Doch das Beste hatte man sich für den Schluss aufgehoben: den Block der historischen Handwerksberufe.

Vom Zimmermann über den Waldarbeiter, vom Schmied bis zum Bauarbeiter wurde alles aufgeboten, was es auf den Dörfer so gibt. Metzger, Bäcker und Schonsteinfeger durften natürlich nicht fehlen und ganz aktiv immer dabei war der Nachwuchs, ohne den das Handwerk nichts wäre.

Dass gerade die Handwerksburschen, von denen ein paar ganz besonders originelle Originale behaupteten, dass sie morgens um fünf, direkt nach der Disco, schnurstracks in den Wald marschiert seien, um Stammholz zu schlagen, natürlich nach so einem anstrengenden Umzug einen ordentlichen Hunger und noch mehr Durst hatten, davon konnte man sich live und in Farbe überzeugen.

Knapp 40 Gruppen beteiligten sich an diesem prächtigen Umzug. Es war eine große Freude zu sehen, dass das Althergebrachte geschätzt und aufgehoben wird. Auch wenn man es nicht mehr im Alltag einsetzt, ist ein alter Kinderwagen, das alte Fahrrad, ein Kratten oder der Herd, der mit Holz geheizt wird, ein Stück Vergangenheit und Erinnerung, die es zu bewahren gilt.

Die Mitglieder des Förderkreises "Weitinger Hoamet" kümmern sich darum, dass es noch lange so bleibt und dass es jedes Jahr beim Umzug etwas zum Bestaunen gibt.