Ein Familienmensch und ein aktives Mitglied in Eutinger Vereinen war Ingrid Marquardt, die am morgigen Donnerstag beerdigt wird. Repro/Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Ingrid Marquardt aus Eutingen unvorhergesehen an einem Herzleiden gestorben / Beisetzung am morgigen Donnerstag

Von Alexandra Feinler

Eutingen. "Sie war ein herzensguter Mensch", denkt ihre Familie an Ingrid Marquardt zurück. Völlig überraschend ist die Eutingerin mit 77 Jahren gestorben. Am morgigen Donnerstag, 24. September, wird sie auf dem Eutinger Friedhof beerdigt.

Als Zwilling kam Ingrid Marquardt, geborene Strojek am 14. März 1938 in Gehlenburg, Ostpreußen, im heutigen Polen zur Welt. Ihr Vater Hermann Strojek war Schmied und wurde im Russlandfeldzug des Zweiten Weltkriegs vermisst. Mutter Hedwig Strojek musste von nun an ihre drei Kinder alleine durchbringen.

Nachdem Deutschland den Krieg verloren hatte, marschierten die russischen Soldaten von Osten in das ehemalige Deutsche Reich ein und besetzten es. Bevor sie in Ostpreußen ankamen, floh Hedwig Strojek mit ihren drei Kindern, erinnert sich Harald Marquardt.

"Sie sind damals über den gefrorenen See geflohen"

Der Sohn von Ingrid Marquardt kennt die Fluchtgeschichte aus ihren Erzählungen: "Sie sind damals über den gefrorenen See geflohen und bombardiert wurden. Nur wenige Meter vor ihrem Zug sei eine Bombe eingeschlagen." Viele haben diese Flucht nicht überlebt, doch Familie Strojek kam über Dänemark nach langer Flucht in Deutschland an.

In Bad Imnau wurde die vierköpfige Familie verteilt und in Zweigs-Haus im Kalten Höfle in Eutingen untergebracht. Das war keine leichte Zeit, denn die evangelischen Flüchtlinge lebten in einem katholischen Ort. Doch Ingrid fiel die Integration nicht schwer, schnell sprach sie Schwäbisch und ging in Eutingen zur Schule. Anschließend machte sie ihre Lehre als Metzgereifachverkäuferin in der ehemaligen Metzgerei Marquardt, die ihren Hauptsitz in der heutigen Schillerstraße in Eutingen hatte. Dort lernte sie ihren Mann Alfred Marquardt kennen, der jüngste Sohn der Eigentümer Jakob und Maria Marquardt.

Eine Zeit lang bildeten sich Alfred Marquardt und Ingrid Strojek in Metzgereien in Reutlingen fort. Zu dieser Zeit hatte Ingrid auch ihren Führerschein gemacht, was damals für eine Frau selten war. Mit diesem überraschte sie ihren Alfred.

1959 heirateten die beiden und bauten 1961 ihr Haus im Fliederweg. Ingrid Marquardt arbeitete in der Familienmetzgerei mit und führte deren Fleischtheke im Edeka in Mühlen. 1961 kam Sohn Frank und 1968 Sohn Harald zur Welt. In den 1970er-Jahren wechselte Ingrid Marquardt den Beruf und arbeitete als Büroangestellte beim Unternehmen Ledermann (heute Leuco) in Horb. Anschließend war sie Sekretärin in der Werkzeugausgabe bei den Fischerwerken in Tumlingen und nach zwei Jahren begann sie beim Daimler in Sindelfingen, wo sie bis zur Pensionierung blieb.

In ihrer Freizeit half sie jahrelang als aktives Mitglied beim DRK Ortsverein Eutingen mit. Zu ihren Hobbys gehörten auch die Gymnastikstunden des Sportvereins Eutingen. In dieser Gruppe lief sie bei den Eutinger Fasnetsumzügen als Teufelsgeiger mit und hielt eine Tradition in Eutingen am Leben.

Weil ihre Familie sehr sportbegeistert ist und ihre Jungs aktiv kickten, schaute sie gerne die Fußballspiele des Sportvereins an. Ebenso verpasste sie selten die Sportschau im Fernsehen. Auch der Garten, in dem sie Gemüse selbst anbaute, lag ihr am Herzen.

Trotz ihrer Hobbys blieb ihr immer genug Zeit für ihre beiden Söhne und die sechs Enkel, für die sie ein offenes Ohr hatte. Als ihr Mann Alfred erkrankte, pflegte sie ihn bis zuletzt mit aller Kraft.

Unvorhergesehen und ganz plötzlich starb sie nun an einem Herzleiden. Morgen um 14 Uhr wird ihre Urne auf dem Eutinger Friedhof beigesetzt.