Bei so einer Rallye ist auch Tempo gefragt - und Balthasar Novák steht lächelnd mitten drin. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Balthasar Novák verwandelt die Turn- und Festhalle für Schüler zum großen Versuchslabor

Von Peter Morlok

Eutingen. Echt ganz mal was anderes war der Schulunterricht, den die Dritt- und Viertklässler der Eutinger Grundschule gestern Morgen erlebten.

Der in Göttelfingen lebende Hochschulprofessor Balthasar Novák, der an der Uni Stuttgart am Institut für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren lehrt und forscht, besuchte sie zusammen mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter, dem Doktoranden Jochen Reinhard.

Die beiden nahmen die Grundschüler mit auf eine super spannende Technik-Safari. Die Turn- und Festhalle wurde da zum großen Versuchslabor. In der ganzen Halle verteilt gab es unterschiedliche Themen-Tische und Versuchsaufbauten. Dort lernten die Kinder die Geheimnisse der Technik mit ganz einfachen Mitteln kennen. "Das Phänomen Technik mit Bordmitteln, wie sie in jedem Haushalt zu finden sind, erfahren und im wahrsten Sinn des Wortes begreifen", umschrieb Novák das Primärziel dieser Unterrichtsdoppelstunde.

Nicht nur der Professor war an dieser Kinder-Uni ganz in seinem Element, auch die Kinder legten sich ins Zeug, als wollten sie alles auf einmal kapieren.

Wie Elektrizität funktioniert, das bekamen sie relativ schnell beim "heißen Draht" mit. Die Berührung beider Metallteile gab ein Signalton von sich. Bei der Übung "Volumenverdrängung" war allein das Wort etwas kompliziert. In der Praxis wurde dann sehr schnell klar, was damit gemeint ist. Drei Gegenstände, unterschiedlich geformt, mussten in ein Gefäß mit Wasser getaucht werden. Die Menge Wasser, die dieser Gegenstand aus dem Gefäß rausdrückt, galt es dann zu schätzen. Das war‘s mit der Volumenverdrängung – ganz einfach, wenn man weiß wie’s geht. Welch genialer Konstrukteur Leonardo da Vinci war, das konnten die Kids an der "Leonardo-Brücke" nachverfolgen. Die "Leonardo-Brücke" ist eine Bogenkonstruktion bei der sich die Bauteile durch geschickte Verschränkung gegenseitig stützen. Verbindungselemente sind hier nicht notwendig. Beim Spiel "Wer wird Millionär?" mussten die Kinder dann vorgegeben Fragen beantworten. Wer war der erste Mann auf dem Mond? Neil Armstrong, Louis Armstrong, Lance Armstrong oder doch Jules Verne? Wie groß ist die Oberflächenveränderung von Wasser, wenn es zu kochen anfängt? Hier verändert sich der Aggregatszustand um das 1673-fache, war die richtige Antwort. An einem anderen Tisch galt es, irgendeine Form aus dem Papier auszuschneiden und dann den Balancepunkt zu finden. Beim "Papierfliegerweitflug" stand sportlicher Ehrgeiz an erster Stelle. Mit weiteren Schätz- und Gewichtsspielen, bei denen auch Hilfsmittel wie einfache und doppelte Umlenkung eines Flaschenzuges zum Einsatz kamen, ging die Doppelstunde viel zu schnell zu Ende.

Die Laufzettel jeder einzelnen Gruppe wurden ausgewertet und unter großem Hallo verkündete der Mann von der Uni dann die einzelnen Ergebnisse.

Für ihn ist solch ein spielerischer Unterricht ein wichtiger Aspekt in der frühen Technikausbildung der Kinder. Er steht die Reduzierung und Zusammenlegung der naturwissenschaftlichen und technischen Fächer an den Gymnasien mit großer Skepsis entgegen. Diese Entwicklung läuft seiner Ansicht nach völlig konträr zu den Programmen, wie sie beispielsweise auch ein Klaus Fischer mit dem "Technolino-Programm" in die Kindergärten bringt.

Den Kids war’s egal, sie hatten ordentlich Spaß an der Sache und zudem noch jede Menge gelernt. Und die Drittklässler dürfen sich freuen, sie kommen ja im nächsten Jahr wieder in den Genuss dieses besonderen Technik-Unterrichts, der eigentlich kein Unterricht, sondern ein richtiges Abenteuer ist.

Unterstützt wurden Novák und Reinhard von einigen Lehrern sowie Eltern, die sich den Vormittag frei nehmen konnten. Auch für sie gab es einen herzlichen Beifall von den Schülern.