Yoleidy Walddörfer aus Venezuela veranstaltet Zumba-Party in Rohrdorf / Gewöhnungsbedürftig: deutsches Wetter

Von Alexandra Feinler

Eutingen-Rohrdorf. Sie strahlt die Teilnehmer an und geht gleich ganz offen auf sie zu. "Habt ihr Lust, Party zu machen?", fragt Yoleidy Walddörfer bei ihrer ersten Zumba-Party in der Rohrdorfer Halle.

"Ihr müsst nicht schüchtern sein", nimmt die 39-jährige Venezolanerin den acht Frauen die Angst. "Das ist schon ein Unterschied zu meiner Heimat oder zu den USA, wo ich Zumba gelernt habe. Hier in Deutschland hat immer jeder Bedenken, was wohl der andere von einem denkt. In Amerika ist das anders", denkt die zweifache Mutter zurück.

"Ich genieße Sport, tanzen und den gesunden Lebensstil"

Aufgewachsen im venezolanischen Mérida, die Hauptstadt und das Handelszentrum des Bundesstaates Mérida, hatte sie schon von klein auf einen Traum. "Ich will Tänzerin werden – am besten auf einer großen Bühne." Ihre Augen glänzen. "Als Venezolanerin habe ich Rhythmus in meinem Blut. In diesem Land geboren zu sein, heißt, dass man als kleines Baby mit dem Tanzen anfängt."

So war es auch bei Yoleidy Walddörfer. Getanzt wurde praktisch überall, auf der Straße, in der Schule, überall – in jeder freien Minute. Salsa, Merengue oder Tambores – Yoleidy Walddörfer waren die Tanzschritte sozusagen in die Wiege gelegt.

Nach der Schule machte sie eine Tanzausbildung im Bereich Jazz und Contemporary. Schritte daraus baut sie heute noch in ihre Zumba-Partys ein. "Ich genieße Sport, Tanzen und den gesunden Lebensstil", sagt sie und berichtet von ihrer rund 20-jährigen Erfahrung im Fitness-Bereich.

In einigen venezolanischen Hotels arbeitete sie als Fitnesstrainerin und lernte so auch die Wellness-Welt kennen. Vor zehn Jahren traf sie auf Margarita ihren heutigen Mann Stefan Walddörfer. "Ich habe ihn gesehen und wusste gleich, das ist er", erklärt Yoleidy Walddörfer. Weil sie anfangs kein Deutsch sprach und er kein spanisch, verständigten sie sich auf Englisch.

Das junge Paar zog zuerst nach Rohrdorf, in die Heimat von Stefan Walddörfer. "Das war schon eine Umstellung. Ich kannte die Menschen hier nicht und auch das Klima, alles war fremd", meint die Venezolanerin. "Die ersten drei Jahre hatte ich schon starkes Heimweh." In Tübingen bildete sich die Sportlerin im Wellnessbereich fort und konnte ihre Leidenschaft weiterhin ausüben.

Ihren großen Traum erfüllte sie sich vor vier Jahren in den USA: Sie wurde Zumba-Lehrerin. In Savannah Georgia lernte sie von bekannten Zumba-Profis, die in Amerika die Tanztherapie ins Leben gerufen haben. "Das hat mir richtig Spaß gemacht. Denn Zumba gibt mir die Möglichkeit, meine Erfahrung und mein Wissen weiterzugeben, die Energie und positive Kraft mit anderen zu teilen", sagt die 39-Jährige.

Vor acht Monaten zog die zertifizierte Wellness-Instruktorin mit ihren beiden sechs- und siebenjährigen Söhnen und ihrem Mann Stefan Walddörfer in dessen Heimat zurück. "Ich bin so glücklich hier", strahlt sie über beide Backen. "Meine Jungs fühlen sich hier wohl und auch mir geht es gut."

Umgewöhnen musste sie sich wegen des Wetters, denn in ihrer Heimat hat es 25 bis 30 Grad. "Im Winter habe ich mir gleich eine Erkältung eingefangen, dabei liebe ich es, wenn Schnee fällt. Wenn er nachher liegt, nicht." Wintersport ist nicht so ihre Richtung, lieber Beachvolleyball oder Sportarten mit Rhythmus wie Tanzen, Stepp Aerobic und Zumba. Aber auch Yoga, Hui Chun gong, Shiatsu, Walking und Nordic Walking liegen ihr am Herzen.

Während ihrer Ausbildung hat sie sich mit Massagen, Kinesiologie und Aroma Therapie beschäftigt. "Ich bin breit aufgestellt und arbeite momentan in einem Fitness-Studio", sagt sie und führt ihren Zumba-Kurs an.

Weil sie gerade so viel um die Ohren hat, mit Job und Familie, hat das Heimweh abgenommen. Alle drei bis vier Jahre sei sie früher nach Venezuela geflogen. Heute sind die Besuch in der Heimat seltener, aber der Telefon-Kontakt wird regelmäßig gepflegt.

Und wenn sie dann wieder das Heimweh packt, dann dreht sie die Musik an und beginnt zu Tanzen. Denn die Zumba-Schritte erinnern sie an ihre Heimat und lassen Yoleidy Walddörfer alles um sie herum vergessen.