Diözesanbischof Gebhard Fürst feiert in Gottesdienst das Weihejübiläum der Pfarrkirche St. Martinus

Von Harald Mattenschlager

Eutingen-Weitingen. Mit einem Festgottesdienst feierte die Katholische Kirchengemeinde Weitingen am gestrigen Sonntag zusammen mit Diözesanbischof Gebhard Fürst das 500-jährige Weihejubiläum der Pfarrkirche St. Martinus.

Mit einer kleinen Prozession geleiteten rund 30 Weitinger Ministranten sowie die beiden Konzelebranten, Pfarrer Beda Hammer und der aus Weitingen stammende Pfarrer Richard Fischer, den Bischof vom Kindergarten zur Kirche. Den musikalischen Rahmen dazu bot eine Abordnung des Musikvereins unter der Leitung von Joachim Nägele mit Henry Purcells "Trumpet Voluntary". Während des Festgottesdienstes spielten die Musiker auf der Empore neben Chorälen noch "St. Anthonys Choral" von Josef Hadyn und "Eventide Fall". Die Chorschola St. Martinus unter der Leitung von Konstantin Zacharow führte die "Messe brève no. 7 in C" von Charles Gounod auf, die Orgel spielte Julia Berkenhoff.

Auf dem Kirchplatz feierten die Menschen ein Gemeindefest

Pfarrer Beda Hammer freute sich zur Eröffnung über das Fest zum halben Jahrtausend der Pfarrkirche und den Besuch des Bischofs, der zuletzt 2005 in Weitingen war. Bischof Fürst habe zur Weitinger St. Martinskirche eine besondere Beziehung, da St. Martin auch Patron der Diözese und ihm auch der Rottenburger Dom geweiht ist. Eröffnet wurde der gut besuchte Festgottesdienst mit dem Kirchenlied "Ein Haus voll Glorie schauet". Der Bischof stellte in seiner Predigt heraus, dass die Kirche nicht nur aus Steinen bestehe, sondern aus "lebenden Steinen". Sie sei ein besonderer Ort, "denn hier sind wir zuhause".

Das Gotteshaus sei seit 500 Jahren, in Vergangenheit und Gegenwart, ein Ort für die Gläubigen "hier sind Sie zuhause und haben Heimat in allen Stürmen der Zeit". Gesellschaft und Kultur veränderten sich immer rasanter, da sei es gut einen solchen Ort zu haben, so Fürst. Im Tagesevanglium ging Jesus zum Ärger der Gerechten in das Haus des Zöllners Zachäus, der sich daraufhin zum Guten änderte. Jesus suche die, die vor Gott verloren sind, so der Bischof. Für Menschen in solchen Situationen sei es wie Nahrung, wenn sie aufgenommen werden. Deshalb sei die 500-Jahr-Feier der St. Martinskirche nicht nur ein äußerliches Fest, sagte Bischof Fürst, "hoffentlich erfahren Sie das auch in Zukunft!".

Nach dem feierlichen Auszug aus dem voll besetzten Gotteshaus hatte die Kirchengemeinde zum Gemeindefest auf den Kirchplatz eingeladen. Das vorsorglich aufgestellte Festzelt diente bei herrlichem "Bischofswetter" als beliebter Schattenspender. Der Männergesangverein Liederkranz unter der Leitung von Matthias Heid unterhielt die Gäste musikalisch. Bürgermeister Armin Jöchle meinte in seinem Grußwort, dass es vor 500 Jahren für die Bevölkerung, zumeist armer Bauernstand und Handwerker, ganz sicher nicht einfach war, ein so großes Gotteshaus zu bauen. Während man in Weitingen schon seit 1504 an der Pfarrkirche baute, wurde der Bau des Petersdoms in Rom erst zwei Jahre später, also 1506 begonnen, so der Schultes. Trotz der Trennung von Kirche und Staat gebe es viele Berührungspunkte, bei denen Kirchen auch Aufgaben und Verantwortung übernehmen. Die caritativen Einrichtungen der Kirche bieten der Bevölkerung eine Fülle von Hilfsangeboten, die sonst der Staat bereitzustellen hätte, so Jöchle. In Weitingen war dies über viele Jahrzehnte hinweg die Kranken- und Schwesternstation, aus der auch der Kindergarten entstand.

Heute habe Weitingen mitten im Ort mit finanzieller Beteiligung der Gemeinde einen modernen Kindergarten unter der Trägerschaft der Kirchengemeinde. Auch der Bürgermeister hob den besonderen Stellenwert des Gotteshauses heraus und überreichte der Kirchengemeinde einen 500-Euro-Zuschuss für die anstehende Renovierung. Maritha Schmitt und Bärbel Teufel vom Kirchengemeinderat dankten allen Helfern bei Vorbereitung und Mitwirkung von Gottesdienst und Gemeindefest. Lothar Schurer und Hermann Nesch haben den neuen Kirchenführer verfasst, der am Sonntag erstmals erworben werden konnte. Mit den Gästen aus Weitingen und den Nachbarorten ließ sich der Bischof das Mittagessen schmecken, das Pierre Schmitt mit seinem Helferteam zubereitet hatte. Auf dem Kindergartengelände boten die diesjährigen Firmlinge eine Spielstraße an. Zum Nachmittagskaffee wurde eine reichhaltige Kuchentheke angeboten.