Wo einst die Gemeindebücherei Eutingen war, traut nun "Vollstandesbeamtin" Claudia Belz angemeldete Paare. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Hochzeit: Neues Trauzimmer besticht auch durch seine Optik / Selbst ein Paar aus Mannheim hat sich schon hier trauen lassen

Weiße Herzen und Kerzen stehen neben liebevoll geschmückten Blumen auf der Fensterbank. Das Brautpaar blickt auf die Marktstraße und hat im neuen Trauraum im Obergeschoss des Rathauses am "schönsten Tag im Leben" einen wundervollen Ausblick.

Eutingen. Diesen genießt auch "Vollstandesbeamtin" Claudia Belz, die über die Glastüre in den Raum schreitet. Wer bisher in der Gemeinde Eutingen heiraten wollte, konnte den Bund der Ehe in gewidmeten Räumen schließen. Somit kam der Sitzungssaal im Weitinger Rathaus aufgrund des früheren Extra-Standesamtbezirks in Frage.

Größere Hochzeiten fanden im Sitzungssaal des Eutinger Rathauses statt. Bei kleineren Trauungen bevorzugten Ehepaare das Trauzimmer, das die Rathaus-Mitarbeiter ansonsten als Besprechungszimmer und für Feierlichkeiten nutzten. "Man musste also immer wieder alles herrichten und wegräumen. Das war ziemlich umständlich", erklärt Claudia Belz.

Fensterbank liebevoll mit Herzen und Blumen dekoriert

Als die Gemeindebücherei aus dem R athaus ins Gemeindezentrum bei der Grundschule zog, wurde der Raum frei. "Einige Paare haben gehofft, der Raum wird schnell frei, sodass sie dort heiraten können. Nun war der Maler da und es fand schon die erste Hochzeit im neuen Raum statt", sagt Claudia Belz. Aufgrund der Dachschräge ähnelt der neue Raum einem Kirchendach und wirkt daher wie ein Trausaal.

Den Schreibtisch haben die Verantwortlichen vor das Fenster gestellt, sodass das Brautpaar und die Gäste auf die Marktstraße blicken. Etwa 35 Sitzplätze und weitere Stehplätze gibt es in dem Raum. "Wir wollen ihn noch etwas stärker gestalten", erklärt Claudia Belz, dass ein Bild die Wand zieren soll.

Liebevoll wurde die Fensterbank mit Herzen und Blumen dekoriert. Der Tisch ist mit weißen, dünnen Tüchern versehen, die mit den grünen kettenartigen Elementen zu einer liebevollen Hochzeitsdeko verschmelzen.

Claudia Belz ist neben Gabriele Heim und Anne Wörner eine der Vollstandesbeamtinnen der Gemeinde. Göttelfingens Ortsvorsteherin Diana Wally und Bürgermeister Armin Jöchle dürfen als Standesbeamte ebenfalls Ehen schließen, allerdings keine Sterbefälle oder Geburten beurkunden.

Als Nachfolgerin von Elisabeth Holderried bildete sich Belz vor fünf Jahren zur Vollstandesbeamtin fort, die seither einige Hochzeiten vollzogen hat. Als das Eutinger Rathaus 1994 den Erweiterungsbau erhielt, wurde mehr Platz geschaffen. Seither sei ihrem Wissen nach das Trauzimmer in der Nähe des Bürgermeister-Zimmers gewidmet.

Rund 20 Trauungen pro Jahr würden im Schnitt in Eutingen erfolgen. Für September haben sich schon drei Brautpaare angemeldet. Weitere können bei Claudia Belz einen Termin ausmachen. "Wir versuchen, auf die Wünsche einzugehen", erklärt die Rathausmitarbeiterin, dass die Trauungen meist, außer Samstagabend und Sonntag, in Eutingen und Weitingen auf den Wunschtermin ermöglicht werden. "Jedes Brautpaar tickt anders, deshalb ist auch jede Hochzeit ganz individuell. Manche kommen ganz schick, einige heiraten in Weiß", erzählt sie.

Mit den Jahren habe die standesamtliche Trauung an Bedeutung gewonnen. Die kirchliche Trauung falle bei manchen weg, weshalb sie die standesamtliche Hochzeit groß feiern.

Da habe sie schon einiges erlebt, sagt Claudia Belz lachend: "Einmal hat ein Paar angerufen, das aus Mannheim kam. Ich hab dann gesagt: Sie wissen aber schon, dass sie nicht in Eutingen bei Pforzheim, sondern in Eutingen im Gäu gelandet sind." Sie macht eine Pause und erklärt, dass das Paar im Urlaub durch Eutingen gefahren sei und den Ort so toll fand, weshalb es unbedingt im Gäu getraut werden wollte. "Die sind heute noch verheiratet", merkt Claudia Belz freudig an.

Sie selbst sei im Sitzungssaal im Eutinger Rathaus getraut worden, doch dieser sei etwas dunkel. Das neue Trauzimmer wirke durch die Holzdecke und die weißen Wände heller. Ob dieses nun im Zuge der geplanten Rathaussanierung erneuert werde, wisse sie nicht, weshalb Claudia Belz anmerkt: "Wir lassen uns überraschen. Nun haben wir ein schönes, freundliches Zimmer."