Hedwig Platz ist gerne in ihrem Garten – Dort fühlt sich die 90-jährige Rohrdorferin richtig wohl. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Hedwig Platz aus Rohrdorf feiert heute ihren 90. Geburtstag

Von Alexandra Feinler

Eutingen-Rohrdorf. 90 Jahre und noch so fit. An ihrem runden Geburtstag verrät Hedwig Platz aus Rohrdorf ihr Geheimnis: "Schaffe, schaffe und immer dran bleiba."

Als dritte Tochter von Anton und Genoveva Schweizer wurde Hedwig am 20. Mai 1925 geboren. Weil ihre Eltern Landwirtschaft hatten, half sie bereits während der Schulzeit in dieser mit. "Wir waren vier Töchter und jede musste körperlich schaffen", erinnert sich die Jubilarin.

Acht Jahre besuchte sie die Schule in Rohrdorf, die auf dem heutigen Kirchplatz stand und im Zuge der Ortsdurchfahrt abgerissen wurde. "Ich gehörte dem ersten Jahrgang an, der acht Schuljahre hatte. Alle davor gingen nur sieben Jahre zur Schule." Dabei wurde ihre Hilfe zu Hause dringend gebraucht, kam ihr Vater doch in Kriegsgefangenschaft und starb bereits 1944. Die vier Töchter und Mutter Genoveva waren auf sich selbst gestellt. "Da musste alles schaffen, was zwei Hände hatte." Deshalb habe sie keine Lehre machen können.

1950 heiratete sie Anton Platz, der ebenfalls Landwirtschaft in Rohrdorf betrieb. 1951 kam Sohn Alfons und 1955 Tochter Antonia zur Welt. Neben der Landwirtschaft hatte die junge Familie noch einen Handel mit so genannten Landesprodukten. Anton Platz kaufte Kartoffeln, Frucht, Getreide und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse von Landwirten auf und transportierte diese mit dem Lkw zum Abnehmer.

"Er war viel im Schwarzwald unterwegs und musste schwere Arbeit verrichten", meinte Hedwig Platz, die sich zu Hause um den eigenen landwirtschaftlichen Betrieb kümmerte. Sie schrieb auch die Rechnungen und kümmerte sich um die bürokratischen Aufgaben. Nach rund 15 Jahren gab Familie Platz den Handel auf, Anton Platz bekam eine Anstellung bei der WLZ in Eutingen und Hedwig arbeitete im Büro bei einer Druckerei in Horb.

1968 baute die Familie in der Blumenstraße in Rohrdorf, wo Hedwig Platz heute noch wohnt. Rund um das Haus legte sie viele Blumenbeete und einen Gemüsegarten an. "Dort fühle ich mich einfach wohl", beschreibt die Schafferin ihre Idylle. Natur und Blumen lagen ihr schon als Kind am Herzen.

Einige Jahre gehörte sie einer Frauengruppe an, die sich zusammen mit dem Förster um den heimischen Wald kümmerte. "Wir haben Pflanzen gesetzt, gemäht, im Herbst Reisig geschnitten und andere Gärtnerarbeiten gemacht." Viel um die Ohren hatte die Jubilarin also immer.

In ihrer Freizeit sang sie im Rohrdorfer Kirchenchor mit – und das 60 Jahre lang. "Lehrer Moosbrugger hat einst zu mir gesagt: Du kannst singen, du gehst in den Kirchenchor. Ich hatte also gar keine Wahl."

Dass diese Entscheidung die richtige war, sieht man Hedwig Platz heute noch an. Wenn sie von ihrem Kirchenchor erzählt, dann tritt ein Schimmer in ihre Augen. "Das war eine tolle Zeit", denkt sie gerne zurück. Jede Woche ging sie mit Begeisterung zur Singstunde, sagt die 90-Jährige: "Musik gefällt mir einfach gut." Auch sonst brachte sich Hedwig Platz in der Rohrdorfer Kirchengemeinde ein.

"Schaffe, schaffe und noch mal schaffe", so kennen die Rohrdorfer ihre Hedwig Platz. Weil sie noch viel über die Zeitgeschichte im Ort weiß, wird sie gerne gefragt. Zu ihrem Geburtstag bringt ihr der Rohrdorfer Kirchenchor ein Ständle. Das Fest feiert sie heute mit ihren Liebsten im kleinen Kreis. Wenn das Wetter mitmacht, dann wird vielleicht auch im Freien gefeiert. Da sind dann alle vereint: die engsten Freunde und Verwandten an ihrem Lieblingsplatz, ihrem Garten.