Wo genau die Markung von Göttelfingen verläuft, erklärte Wanderführer Horst Niessner (Zweiter von rechts), der von Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle unterstützt wurde. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei Markungswanderung wird Geschichte des Ortes lebendig

Von Alexandra Feinler

Eutingen-Göttelfingen. Als die Perle im Gäu bezeichnet Wanderführer Horst Niessner bei der Markungswanderung am Samstagnachmittag Göttelfingen. Die Geschichte der Gemeinde ergänzte Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle.

Eigentlich sollte rund drei Stunden – vom Rathaus über die Feldwege, am Sportheim vorbei und wieder zum Ort zurück – gewandert werden. Der starke Wind ließ die rund 20 Teilnehmer jedoch eine andere Entscheidung treffen. Am Göttelfinger Rathaus traf sich der erste Teil, auf dem Weg der Markungswanderung kamen weitere Interessierte dazu.

Dass Göttelfingen ein "alter Fleka" ist, der zur Ritterzeit zu Vollmaringen dazugehörte, erfuhren die Teilnehmer von Horst Niessner. Er zeigte auch die ehemaligen Schulgebäude: Das erste war das frühere Weberhäusle, wo heute der Frisör ist. Das zweite das ehemalige Milchhäusle, im "Kirchgässle" und das dritte im heutigen Rathaus.

Von diesem machte sich die Gruppe in Richtung Kirche. Der Turm, in dem noch eine Glocke aus dem Jahr 1464 hängt, muss weitaus älter sein, als das Kirchenschiff. Ortsadelige hätten den Kirchenbau mitfinanziert, um sich im Ort gut repräsentieren zu können, meinte Jöchle. Göttelfingen wäre nicht zeitgleich mit den drei anderen Orten der Gemeinde zu Württemberg dazugekommen.

Einen Blick auf diese Orte bekamen die Wanderer in den freien Fluren. Neben Eutingen, Weitingen und Rohrdorf sahen sie bis zum Hohenzollern hinüber. "Das ist der schönste Ausblick aufs Gäu", meinte Horst Niessner. Der Göttelfinger hatte in der Geschichte entdeckt, dass Göttelfingen einst zu den größten Hopfengebieten in der Region gehört hatte. Bis 1965 hätte der Bestand aber abgenommen. Bürgermeister Jöchle wusste, dass einige Göttelfinger ihre Hopfenanbauflächen abgeben mussten.

In den 1930er-Jahren wurde gegenüber des heutigen NABU-Geländes ein Scheingehöft gebaut, das wie ein landwirtschaftliches Anwesen aussehen sollte. In Wirklichkeit wäre dort die Kommandantur des Militärs untergebracht gewesen.

Ebenso wurde auch die Natur beschrieben, der sich Horst Niessner besonders am Erika Bänkle widmete. Von diesem höchsten Punkt auf der Markung Göttelfingens konnten die Teilnehmer alles überblicken. "Hier ist es richtig schön", waren sie sich einig und setzten sich kurz aufs Erika-Bänkle. Dieses hatte die Nachbarschaft einer Göttelfingerin gewidmet und der Skiclub Vollmaringen den passenden Baum dazu. Er sei jedoch schon eingegangen, weshalb ein neuer gepflanzt wurde, der nicht besser aussehe.

Über das Denkmal "Am guten Hirten", der Richtung Markungsgrenze Vollmaringen führte, ging es in die Nähe der beiden Keltengräber. "Wir sind gerade in Verhandlung mit dem Archäologischen Landesamt, ob wir ein Bodendenkmal in diesem Bereich erhalten können", meinte Armin Jöchle. Ein Teil der momentan landwirtschaftlich genutzten Fläche könnte mit Rasen bepflanzt, vielleicht könnte noch eine kleine Tafel angebracht und damit eine Erinnerung an die Keltengräber geschaffen werden.

Am Göttelfinger Sportgelände machte die Gruppe noch einen Stopp und erfuhr mehr über den Hallenbau. Als sich 1971 Göttelfingen, Eutingen und Rohrdorf zusammenschlossen, brachte jeder Ort etwas in die Gemeinschaft mit. Nach langen Überlegungen investierte Göttelfingen in eine Tennishalle, die man das Jahr über vermieten kann. In der Vergangenheit wurde diese Tennishalle zur heutigen Korntalhalle umgebaut, mit rund 600 Quadratmetern Fläche die größte im zweitkleinsten Ort der Gemeinde Eutingen.

Weiter ging es am Scheingehöft vorbei in Richtung Göttelfingen. Eigentlich wollte die Gruppe noch das Witthäule streifen, entschied aber nach rund zweieinhalb Stunden und rund acht gelaufenen Kilometern für den Abschluss bei der Göttelfinger Mosthocketse.