Ein Blick aus dem Stellwerk 2, gegenüber des Neuen Bahnhofsgebäudes in Eutingen. Links neben den Gleisen soll der Railport entstehen, das Stellwerk soll erhalten bleiben. Foto: Feinler

"Weder Gewerbesteuer noch Arbeitsplätze": Schwabo hat sich im Vorfeld bei den Bürger umgehört. Mehrheit befürwortet Vorhaben.

Eutingen - Die Pläne für den Railport wurden im Gemeinderat erstmals vorgestellt und am Donnerstag werden ab 20 Uhr die Bürger in der Schule zu diesem Thema gehört. Der "Schwarzwälder Bote" hat sich bereits im Vorfeld nach der Meinung der Bürger umgehört.

Zehn Gleise hatte der Neue Bahnhof Eutingen, als er 1933 eröffnet wurde. Heute sind neben den bestehenden Schienen nur noch "Gleis-Leichen" und Gestrüpp zu sehen. Mit dem geplanten Railport soll wieder Leben in das brach liegende Gelände kommen. Doch die Meinungen dazu gehen weit auseinander.

Eisenbahnfreunde wie der Eutinger Benno Nesch sprechen sich für die Belebung des Eutinger Bahnhofs aus. "Früher war da richtig was los, heute liegt alles brach. Das ist schade", bemerkt der ehemalige Bahnbedienstete, der im Neuen Bahnhof Eutingen und jahrzehntelang im Hochdorfer Bahnhof gearbeitet hat. "Der Railport würde den Bahnhof aufwerten und mehr Verkehr auf die Schiene anstatt auf die Straße bringen", betont der Anwohner der B 14.

Mehr Verkehr auf den Schienen wünscht sich auch Hans Ersinger, der Eigentümer von Stellwerk 1 und 3. Er erinnert, dass Eutingen früher neun Reisezuggleise sowie ein Abstell- und Rangiergleis hatte. "Platz genug wäre also da. Ich hoffe nur, dass Stellwerk 2 nicht von dem Ganzen berührt wird", gibt Ersinger zu Bedenken. Er kümmert sich seit Jahren um das Stellwerk, das sich im Besitz der Gemeinde befindet.

Auch sein Nachbar, Kettensägenkünstler Wolle Saile hofft, dass sein Pachtvertrag mit der Gemeinde Eutingen bestehen bleibt. "Das Gelände ist für mich als Künstler ideal. Da hab ich meine Ruhe und kann meine Holzwerke erstellen." Dass diese Ruhe durch das Verladen der Container am Railport gestört wird, glaubt er nicht.

"Ein Gutachten wird’s zeigen", erklärt Willi Pfeffer, der als Betreiber der an den Bahnhof angrenzenden Schreinerei den Geräuschpegel schon gewohnt ist. Generell findet er den Grundsatz des Railports gut, weil der Verkehr von der Straße auf die Schiene kommt. "Man muss aber auch an die Nachhaltigkeit denken", meint Willi Pfeffer. "Die Fläche wäre für immer weg. Für kommende Generationen und Gewerbetreibende wäre dort kein Platz mehr. Und das für einen Railport, der weder die Gewerbesteuererträge der Gemeinde erhöht, noch nennenswert viele Arbeitsplätze schafft."

Die Gemeinde sollte über eine Alternative nachdenken, beispielsweise die Fläche landwirtschaftlich zu nutzen. Später, wenn die S-Bahn-Anbindung einmal realisiert sein sollte, könnte man dort sinnvollere Projekte anvisieren, gibt Willi Pfeffer zu Bedenken. Hinterfragt werden müsse auch das Thema Verkehr im Gewerbegebiet. "Es stehen jetzt schon einige LKW im Weg. Wie soll das in Zukunft funktionieren?", fragt er sich.

Der Anschluss des Railports an die B  14 beschäftigt Marc Straub, Inhaber des Unternehmens Otto Straub: "Das Gelände gehört vermarktet und dass der Verkehr von der Straße auf die Schiene kommt finde ich auch gut. Aber ich kann die Auswirkungen eines Railports nicht abschätzen."

Dieser Aussage schließt sich Jürgen Felger, Geschäftsführer von Rebaro, an. "Ich sehe momentan keinen Nachteil für uns. Ich glaube, dass wir weiterhin aus unserer Stichstraße herauskommen", witzelt er und verweist auf die heutige Infoveranstaltung, nach der er sich – wie auch viele andere – eine Meinung bilden will.

"Von unserer Seite aus werden wir sogar entlastet", betont Kai Weingärtner, Geschäftsführer von As-Schwabe am Hummelberg. Er spricht sich für den Railport aus, weil AS-Schwabe regelmäßig 80 bis 100 Container aus Kornwestheim nach Eutingen transportieren lässt. Sie könnten im Zuge des Railports über die Schiene transportiert werden. "Von der Fracht her wäre das für uns günstiger."

Mit der Realisierung des Railports würde auch die Zufahrtsstraße von der B14 ins Gewerbegebiet umgebaut. "Das bekommen wir nicht, wenn sich in Zukunft hier kleine Unternehmen ansiedeln. Aber mit dem Railport würde das Vorhaben umgesetzt", meint Kai Weingärtner.

Dabei müsste man aber auch an den Naturschutz denken, wirft Wolle Saile ein. Er hat auf seinem Pachtstück schon einige Turmfalken nisten sehen und fragt sich: "Was sagt der NABU dazu?"

Egbert Badey hat sich in einem Leserbrief bereits klar positioniert und befürwortet den Railport – selbst wenn auf dem Gelände seltene Pflanzen und Tiere gefunden werden.