Die Trachtengruppe zeigte, wie mit dem Kreuzstich die Hosenträger der Männertracht entstehen. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Musiker-Sonderausstellung bei Eutinger Sichelhenke / Kassette, Schriftstücke und alte Fotos weckten Erinnerungen

Von Alexandra Feinler

Eutingen. Ihren Anfangsbuchstaben wollte Sonique Plaz mit einem roten Garn auf ein Mustertuch sticken. Neben Stickerei zeigte Heimat und Brauchtum am Sonntag eine Musiker-Sonderausstellung bei der Sichelhenke in Eutingen.

Rund um den Narrenschuppen waren um die Mittagszeit Menschentrauben anzutreffen. Die Narrenzunftmitglieder hatten mit der Bewirtung alle Hände voll zu tun. In der Hexenküche wurden Pfannenbeetle zubereitet und im herbstlich geschmückten Narrenschuppen gab es schwäbische Spezialitäten wie Schlachtplatte.

Der liebevoll geschmückte Erntewagen wies darauf hin, dass die Sichelhenke gefeiert wurde. Am Nachmittag spielte die Musikkapelle Eutingen. Dieser zu Ehren hatten Gerhard Raible und Willi Schaupp Dokumente, Instrumente und Uniformen aus der Geschichte der Musikkapelle zusammengetragen (wir berichteten). "Die hen bis etwa Anfang der 1960er-Jahre weiße Uniformen gehabt. Dann kamen die grauen", erinnerte sich Hilde Schmid beim Anschauen der Fotos. Auf einem war der Musikerzug von 1950 abgebildet, der durch die engen Gassen zog.

Gleich daneben befanden sich Schriftstücke aus verschiedenen Zeiten. Ganz genau schauten sich die Besucher die Fotos an, um festzustellen, ob sie jemanden erkennen. "Stimmt, des war ja mal anders", hörte man sie immer wieder im Eingangsbereich des Museumsschuppen auf dem Narrenzunftgelände sagen.

Ausstellungs-Mitorganisator Gerhard Raible hatte neben all den Unikaten eine Besonderheit aus seinem persönlichen Archiv ausgegraben: eine Kassette vom Radio-Auftritt der Musikkapelle Eutingen. "Der Südrundfunk (SR) war damals in Eutingen zu Gast und hat mit uns Aufnahmen im Gang der Schule gemacht. Da hatten wir eine super Akustik", erinnerte sich der Eutinger und ergänzte die Ausführung: "Wir hätten auch woanders hinkönnen, aber der Reporter wollte die Aufnahmen im Gang machen."

Die Kassette passte zum Rest der Ausstellung, die bei den Besuchern gut ankam – das verrieten auch die Menschentrauben im Eingangsbereich. Sie verlagerte sich um die Mittagszeit jedoch auch in den rechten Teil des Museumsschuppens, wo die Trachtengruppe von Heimat & Brauchtum Hosenträger für die Männertracht stickte. Anfangsbuchstaben in alter Schrift hingen neben einem Mustertuch. Die Frauen zogen den Faden nicht nur zu Buchstaben zusammen, sondern stickten auch Muster wie Pferdeköpfe oder Adler.

Bei so viel Interesse durften natürlich auch die Kinder ihre Stickmuster aufzeichnen und sich an ihren Anfangsbuchstaben versuchen. "Ich will erst einmal ein ›S‹ probieren", machte Sonique Plaz auf einem karierten Blatt die Kreuze für das Muster. Die erfahrenen Frauen fädelten ihr das Garn ein und zeigten ihr, worauf sie achten musste. "Es ist super, welchen Zulauf wir bekommen", freute sich Rosetta Akermann und ergänzte: "Wer die Sichelhenke verpasst hat, kann sich bei der Horber Neckarwoche ein Bild von unserer Arbeit machen."

Denn dort werden die Mitglieder von Heimat & Brauchtum die Handarbeit zeigen, die zum Erhalt der Eutinger Tracht notwendig ist. Und sicherlich bekommen auch dort die Besucher wie Sonique Plaz einen näheren Einblick in die Kreuzstiche.